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Die Fans sind das Herz eines jeden Fussballvereins. Sie legen mit ihren gekauften Tickets und Fanartikeln nicht bloss einen finanziellen Grundstein, während den Spielen feuern sie ihren Klub bis zur letzten Sekunde an und schreien sich die Kehle aus dem Leib. Ohne Abstriche. Wenn es sein muss, fahren die Ultras am Donnerstabend in die polnische Pampa, um ihren Verein dort bei Kälte und Regen lautstark zu unterstützen. Sie sind der zwölfte Mann, ein vielzitiertes Credo.
Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Denn diese eingefleischten Fans beginnen, Ansprüche zu stellen. Alle schreien sie nach Tradition, wollen für Werte kämpfen, welche die Vereinsführung offenbar ignoriert. Sie halten sich für die Befreier des Vereins, gebärden sich wie Che Guevaras der Fankurve. Ist das Auspfeifen von eigenen Spielern Teil dieser Fankultur, auf die man so stolz ist?
Fussball lebt von Emotionen. Viele Fans identifizieren sich so stark mit ihren Vereinen, dass sie diese Liebe nicht selten mit Tätowierungen verewigen. Der Klub ist ein grosser Teil von ihnen. Das heisst aber nicht, dass sie auch ein grosser Teil des Klubs sind.
Bereits vor der Partie gegen den FC Luzern machten die FCB-Fans mit Bannern darauf aufmerksam, dass sie mit der Entwicklung des Vereins nicht mehr einverstanden sind:
Der FC Basel wurde zuletzt sechs Jahre in Folge Meister, auch dank der sehr guten Transferpolitik. Ein Schweizer Verein hat nicht die Mittel und wird sie nie haben, um Spieler wie Mohamed Elneny längerfristig zu halten, zumal die Super League für solche Spieler so oder so zu wenig attraktiv ist. Auch der FC Basel als Umsatzkrösus der Liga ist auf diese Transfererlöse angewiesen und zeigt beim Ersatz zumindest sportlich jeweils ein gutes Händchen.
Nun hat sich der FCB bei einem Transfer scheinbar verspekuliert. Nicht auf sportlicher, sondern auf persönlicher Ebene. Renato Steffen ist seit dem letzten Jahr und spätestens seit dem Rencontre mit Taulant Xhaka zu einer Reizfigur verkommen. Und die Basler Fans, von der Überlegenheit in der Liga gelangweilt, brauchen solche Spieler – beim Gegner und nicht in den eigenen Reihen.
Nur hat die Vereinsführung um Präsident Bernhard Heusler andere Ziele. Ihr Job ist es, den Verein sportlich und wirtschaftlich weiterzubringen. Ein Zielkonflikt zu vielen Fans, die den romantischen, regionalen Gedanken haben, lieber Partien zu verlieren, dafür mit «richtigen» Baslern auf dem Feld.
Der FC Basel ist auf dem Weg, sich in eine immer kommerziellere Institution zu verwandeln. Auch Vereinslegenden wie Karli Odermatt hat der FCB in das Marketing eingebauen, er wirbt für die Cornercard und das bargeldlose Bezahlen im Stadion. Die Angst der Fans besteht darin, dass sich ihr FCB immer mehr dem Deutschen Pendant aus Bayern annähert. Wer schon mal in der Allianz Arena war, der weiss, wie viel Unterhaltung mit Jingles, Animationen et cetera geboten wird. Der Sport steht nach amerikanischem Vorbild im Hintergrund.
Ein eingefleischter Basel-Fan mit dem ich kürzlich gesprochen habe, meinte: «Wenn ich wählen könnte, ob der FC Basel 2020 mit elf gebürtigen Zürchern die Champions League gewinnt oder mit elf Baslern absteigt, ich würde mich für das zweite entscheiden.» Und genau hier liegt der Unterschied zwischen dem Vorstand und den Fans. Die Basler Anhänger haben ihren Stolz, sie wollen all die Steffens, Fischers und Gashis trotz ihrer Qualitäten nicht im St.Jakob-Park sehen.
Urs Fischer wird in Basel mittlerweile mehr oder weniger akzeptiert. Auch wenn ihm kaum ein Basler Anhänger beim Abgang eine Träne nachtrauern wird, kann man zumindest mit ihm als Trainer leben – weil er sich dem FC Basel angepasst hat. Bei Renato Steffen sieht das anders aus, der Offensivmann wird bereits bei seiner Einwechslung von den FCB-Fans ausgepfiffen.
Wenig später gelingt Steffen das 3:0. Eigentlich können Spieler die Sympathien der Fans am einfachsten mit Toren gewinnen. Doch Steffen legt sich mit der Muttenzerkurve an, lauscht provokativ. Die Fankurve bleibt still, ein wenig Applaus gibt es lediglich von der Haupttribüne. Steffen hat sich mit seiner Reaktion nach dem Treffer noch unbeliebter gemacht.
Ob Steffen je von der Mehrheit der Fans in Basel akzeptiert wird, bleibt fraglich. Er ist mehr als nur ein unerwünschter Spieler. Er steht für einen Konflikt zwischen Fans und Vorstand zur Zukunft des Vereins. Das nächste Kapitel kommt bald, die Zündschnur brennt weiter.