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«Ein Grand Slam ohne Federer. Geht das überhaupt? Darf der Grand Slam das?», fragte Tennis-Journalist Jörg Allmeroth, als Roger Federer Mitte Mai wegen Rückenproblemen fürs French Open absagen musste. Die kurzfristige Absage kam damals aus dem heiteren Himmel und schlug hohe Wellen. Schliesslich stand der 17-fache Grand-Slam-Sieger zum ersten Mal seit dem US Open 1999, als er in der Qualifikation überraschend gegen Ivo Heuberger verlor, nicht im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers.
Seine Fans, ja, die ganze Tennis-Welt, hofften damals, dass sich Federer so schnell wie möglich erholt, und atmeten auf, als der «Maestro» in Wimbledon scheinbar in alter Frische antrat. Doch die Freude währte nur kurz. Federer scheiterte im Halbfinal an Milos Raonic und gab wenig später bekannt, dass er die Saison wegen anhaltenden Knieproblemen vorzeitig abbrechen muss.
BREAKING pic.twitter.com/pQ2QJrEshT
— Jonathan (@peRFectTennisUK) 28. August 2016
Nun ist es also wieder soweit. In New York findet nur drei Monate nach dem French Open das nächste Grand-Slam-Turnier ohne Roger Federer statt. Über einen Monat konnten sich seine Fans, ja die ganze Tennis-Welt, auf diesen Moment vorbereiten und trotzdem trifft sie uns erst jetzt. Diese Leere. Das Gefühl, das etwas fehlt.
US open without #Federer pic.twitter.com/zYN0MQqVSl
— Zape (@Winnerdrive) 29. August 2016
Gefühlt seit Menschengedenken fieberte ich Major-Turnier für Major-Turnier mit King Roger mit. In den Jahren seiner Dominanz bewunderte ich seine Eleganz, die Leichtigkeit, wie er von Sieg zu Sieg, von Titel zu Titel flog. Später, als die Konkurrenz stärker und die Siege mühsamer wurden, war es sein Kampfgeist, seine Hartnäckigkeit, die mir so gefiel. Ich wurde wie unzählige andere auf dem Tennis-Planeten zum «Bel18ver». Seit seinem 17 und bislang letzten Grand-Slam-Titel 2012 hoffte ich inbrünstig, dass doch endlich ein 18. dazukommen möge. Leider vergeblich.
Trotzdem: Federer war über all die Jahre ein Garant für grosse Emotionen, nun fehlt die Anspannung. Mehr noch als im Frühling beim French Open. Dort waren seine Chancen auf Grand-Slam-Titel Nummer 18 eher bescheiden gewesen, in New York aber, da wären sie intakt gewesen. Beim Gedanken an den letztjährigen Final gegen Novak Djokovic, als Federer 19 Breakchancen ausliess und nur knapp scheiterte, kommt sofort Wehmut auf. Ach wäre er doch nur wieder dabei, dieses Mal würde es klappen. Ganz bestimmt!
Ich werde jetzt in New York zwangsläufig mit den anderen Schweizer Tennis-Cracks mitfiebern. Mit Marco Chiudinelli, der sensationell die zweite Runde erreicht hat. Mit Belinda Bencic, die nach ihren Verletzungen hoffentlich wieder in Fahrt kommt. Mit Timea Bacsinszky, Martina Hingis und natürlich mit Stan Wawrinka, der unser heissestes Eisen im Feuer ist.
Doch Stan ist trotz seiner zwei gewonnenen Grand-Slam-Titel für mich nie wie Roger geworden. Anders als bei Federer, wo ich von der 1. Runde an mitfieberte, ist bei ihm nicht dieselbe Leidenschaft im Spiel. Ich schaue bei ihm nicht schon zu Beginn des Turniers auf alle Kleinigkeiten, wie gut die Form ist, wie die Rückhand funktioniert, wie der Aufschlag.
Ich freue mich zwar über jeden Sieg von Stan, so richtig interessant wird er für mich aber erst, wenn er ab dem Viertelfinal auf die ewigen Federer-Rivalen Djokovic, Nadal oder Murray trifft. Die grossen Emotionen kommen – so ungerecht das auch sein mag – erst dann.
Was bleibt also? Nur die grosse Hoffnung, dass Federer wie angekündigt im 2017 in alter Frische und Stärke zurückkehrt und mich nochmals zum «Bel18ver» macht. So gern würde ich nochmals bei einem Grand-Slam-Final mitfiebern, mitleiden, mitzittern und – nach unzähligen Bissen ins Sofa-Kissen – mitjubeln.