Sie können im Prinzip alles.
Spielverlagerung nach rechts, drei kurze Pässe, der vierte zwischen zwei Gegenspielern hindurch in den Strafraum, Schuss Bernardo Silva, Tor.
Ein anderer Treffer: Freistoss Kevin De Bruyne, Kopfball Manuel Akanji, Tor.
Oder noch ein Beispiel: Balleroberung, drei schnelle Pässe, Schuss Julian Alvarez, Tor.
Es sind drei völlig unterschiedliche Tore. Dabei wurden alle vom gleichen Team geschossen. In einem Spiel. Dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Real Madrid. Die Treffer beim 4:0-Erfolg stehen stellvertretend für die Vielseitigkeit von Manchester City. Einem Team, das perfekt zusammengestellt ist, und eigentlich alles kann.
Da ist Erling Haaland, dieser wuchtige Stürmer, der Tor um Tor schiesst. Kevin De Bruyne, Zauberfuss und brillanter Spielmacher, der die Bälle punktgenau in die Füsse oder auf den Kopf seiner Mitspieler legt. Da sind die Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan und Bernardo Silva, die mit ihrem Offensivdrang immer wieder für wichtige Tore gut sind. Oder Rodri, der Inbegriff des modernen Sechsers. Und natürlich die Verteidiger um Ruben Dias und Nati-Spieler Manuel Akanji, die nicht nur aufgrund ihrer Defensivstärke, sondern auch wegen der starken Spieleröffnung hervorragend ins System von Trainergenie Pep Guardiola passen.
Jeder Spieler hat nach der Spielidee des Katalanen eine bestimmte Rolle auszufüllen, besitzt aber auch die Qualität, ausserhalb der vorgegebenen Grenzen zu agieren und so auch einmal ein Spiel im Alleingang zu entscheiden. Manchester City ist derzeit wohl das beste Fussballteam der Welt und spielt gleichzeitig den attraktivsten Fussball.
Demgegenüber steht Inter Mailand. Ein Team, das zweifelsohne begnadete Fussballer in seinen Reihen hat und in der Serie A zu den torgefährlichsten gehört. International fokussiert es sich aber in der italienischen Tradition stärker auf die Defensive. Es reagiert mehr als dass es agiert, und überlässt dem Gegner das Spielen.
Aus der Sicht eines neutralen Fussballfans müssten die Sympathien also klar verteilt sein …
… doch es gibt da diese eine Sache, die man nicht ausblenden kann.
Manchester City gehört der Herrscherfamilie von Abu Dhabi. Dieser wurden in der Vergangenheit Folter, Kriegstreiberei und weitere Verstösse gegen die Menschenrechte vorgeworfen. Seit 2008 steht die Scheich-Familie bin Zayed Al Nahyan nicht mehr nur an der Spitze des Emirats Abu Dhabi, sondern auch von Manchester City. Seither flossen Milliarden von Euro in den Verein.
Nun kann man natürlich anführen, dass auch Klubs wie der FC Liverpool oder Manchester United finanzstarke Besitzer im Rücken haben, und dass ohne das grosse Geld kaum noch internationaler Erfolg möglich ist. Aber in diesen Fällen sind es Unternehmen oder einzelne Personen, die ihr privates Vermögen investieren. Auch dies ist kritisch zu betrachten, da es den Wettbewerb verzieht, doch ist es in der freien Marktwirtschaft völlig legitim, für zusätzliche Gewinne in Fussballklubs zu investieren.
Anders als bei Manchester City, wo die Herrscherfamilie das Vermögen aus Öl und anderen Rohstoffen investiert, um das Image des Emirats Abu Dhabi aufzubessern. Derweil leben angeblich knapp 20 Prozent der dortigen Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
So ist der Erfolg der «Citizens» nicht von den Taten und Menschenrechtsverletzungen der Besitzerfamilie zu trennen. Weil das Geld, mit dem sich der Premier-League-Klub diesen Erfolg erkauft hat, eben von dieser Familie kommt.
Das kann man eigentlich nicht unterstützen, aber …
Da Man City im Final ist, bin ich für Inter, ganz klar.