Nun sind auch die deutschen Frauen an einer WM in der Vorrunde gescheitert – zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des zweimaligen Welt- und achtfachen Europameisters. Nach den Männern, die sich bereits seit 2018 und dem Vorrunden-Aus an der WM in einer tiefen Krise befinden, ist jetzt auch das Nationalteam der Frauen am Tiefpunkt angelangt.
Dabei waren es gerade Alexandra Popp und Co., die einen Hoffnungsschimmer für die gebeutelten deutschen Fussballfans darstellten und mit dem Einzug in den EM-Final im letzten Jahr eine regelrechte Euphorie ausgelöst hatten. In Australien müssen sie nun nach drei Spielen die Segel streichen, weil sie gegen Kolumbien unterlagen und gegen Südkorea nicht über ein Unentschieden hinauskamen – obwohl Deutschland in beiden Spielen als haushoher Favorit galt.
Für den deutschen Fussball ist es eine weitere Schmach, der Deutsche Fussball-Bund (DFB) steht nun vor noch mehr Arbeit als ohnehin schon. Doch die einst so stolze Fussballnation ist mit dem frühen Ausscheiden nicht alleine. Mit Kanada, Brasilien und Italien müssen weitere Nationen, die in ihren Gruppen als Favoriten aufs Weiterkommen galten, bereits nach drei Spielen die Heimreise antreten. An ihrer Stelle erreichen Nigeria (FIFA-Weltranglistenplatz 40), Jamaika (43) und Südafrika (54) die K.o.-Phase.
Es zeigt, dass die vermeintlich Schwachen im Frauenfussball näher an die Spitze gerückt sind. Der befürchtete Qualitätsverlust durch die WM-Erweiterung von 24 auf 32 Teilnehmer ist ausgeblieben. Vielmehr ermöglichte diese Erweiterung erst, dass Deutschland und Co. so früh scheitern. An den letzten beiden Weltmeisterschaften kamen nämlich auch noch die vier besten Gruppendritten weiter. Dieses Auffangnetz gibt es nun nicht mehr.
Das heisst also selbst für die Top-Nationen, dass sie ab dem ersten Gruppenspiel voll da sein müssen und sich keine Ausrutscher erlauben dürfen. Dies zeigen auch die Resultate, die bis auf wenige Ausnahmen deutlich enger ausfallen als zuvor.
Klatschen wie den 13:0-Erfolg der USA gegen Thailand 2019 und die Siege von Deutschland (10:0 gegen die Elfenbeinküste) oder der Schweiz (10:1 gegen Ecuador) vier Jahre zuvor gab es an dieser WM nicht. Zwar setzten sich die Niederlande 7:0 gegen Vietnam durch und gab es sechs weitere Partien, die mit fünf oder sechs Toren Unterschied endeten. Doch es gab eben auch einige Überraschungen wie den kolumbianischen Sieg gegen Deutschland, Südafrikas Erfolg gegen Italien oder auch die Jamaikanerinnen, die sich sowohl gegen Frankreich als auch Brasilien tapfer wehrten und zweimal zu einem 0:0 kamen.
So mag das frühe WM-Aus für Deutschland eine herbe Enttäuschung, ja, gar eine Blamage sein. Doch für die Weltmeisterschaft und den Frauenfussball ist es ein positives Signal. Denn genau von dieser Spannung, die davon profitiert, dass solche Überraschungen möglich sind, lebt der Sport.
Bin gespannt, wie sich die CH gegen Spanien macht!