Kürzlich berichteten wir über den amerikanischen Wunderknaben Kyler Murray, der sowohl im Baseball wie auch im American Football hätte durchstarten können, und sich für eine Sportart entscheiden musste. Auch die Schweiz hat ein aussergewöhnliches Talent, das in verschiedenen Disziplinen ganz vorne mitmischen kann. Das Gute daran: Die zwei Sportarten gehen (noch) aneinander vorbei.
Denn Anja Weber übt mit Langlauf und Triathlon eine Winter- und eine Sommersportart aus. Und beides äusserst erfolgreich. Im Oktober gewann die Zürcher Oberländerin zwei Medaillen an den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires: Bronze im Einzelrennen und Gold in der Mixed-Teamstaffel.
Aktuell ist aber wieder Langlauf an der Reihe. Die 17-Jährige vertrat die Schweiz im Januar schon an den Nordischen Jugendweltmeisterschaften. Dort wurde sie über 15 Kilometer in der klassischen Technik Zwölfte. Nun ist Weber am European Youth Olympic Forum (EYOF) in Sarajevo im Einsatz.
Dieses begann schon mit einem Highlight. Weber durfte bei der Eröffnungsfeier die Schweizer Fahne tragen, am Montag gewann sie Gold über 7,5 Kilometer klassisch. Am Dienstag doppelte sie mit dem Sieg über fünf Kilometer Freistil nach. Am Freitag darf die Athletin des Skiclub am Bachtel vermutlich auch noch in der Staffel starten. Die Sprints vom Donnerstag gehören dagegen eher nicht zu ihrer Spezialität – man muss ja auch nicht alles können.
Dass sie in verschiedenen Disziplinen erfolgreich ist, schreibt die Zürcherin ihrer Liebe zum Sport zu. «Ich liebe es, draussen zu trainieren und Langlauf im Winter ist perfekt für mich. Im Sommer starte ich an Schwimmwettkämpfen und Triathlons. Das Pensum ist hoch, doch es bereitet mir sehr viel Spass und die verschiedenen Sportarten ergänzen sich wunderbar.»
Damit die Trainings aneinander vorbeigehen, koordiniert Michi Rüegg, der Coach von Steeple-Vizeeuropameisterin Fabienne Schlumpf, die Pläne für beide Sportarten.
Zwischenzeitlich trainierte Weber auch noch Biathlon. Doch mittlerweile fehle die Zeit für das Schiesstraining. Schliesslich ist da auch noch die Ausbildung. Seit 2017 absolviert Weber das KV an der United School of Sports in Zürich.
Derzeit scheint es aber wahrscheinlicher, dass Weber als Spitzensportlerin Karriere macht. Ob im Langlauf oder im Triathlon, das wisse sie jetzt noch nicht. Sie muss sich aber auch noch nicht extrem bald entscheiden. «Bis 20 ist vieles möglich. Am Ende soll Anja jenen Sport forcieren, wo Freude und Perspektive grösser ist», sagt Marco Isenschmid, U-20-Nationaltrainer bei Swiss Ski, gegenüber «Züriost».
Ob Anja Weber also künftig auf den Spuren von Nicola Spirig oder Dario Cologna wandelt, wird sich erst in ein paar Jahren entscheiden. Talent hat sie für beides.