Bevor auch nur ein einziges Rennen der Formel-1-Saison gefahren wird, beginnt für den geneigten Rennsport-Fan die Aufregung bereits mit der Präsentation der neuen Autos. Für 2024 haben alle zehn Teams ihre Rennwagen der Presse vorgestellt.
Nun, das mit den technischen Details und den damit verbundenen allfälligen Siegeschancen und Startvorteilen überlassen wir den fachkundigen Kolleginnen und Kollegen der Sportredaktion. Hier gehen wir mal auf die Ästhetik ein. Genauer: auf die «team liveries», wie es auf Englisch heisst – auf die Teamlackierungen und die Sponsoren-Farbdesigns.
Und heuer hat es einige gehörig gut aussehende Vehikel dabei. Aston Martin, etwa:
Klar, British Racing Green ist per se nie falsch, doch hier hat Aston Martin einen Volltreffer gelandet. Derweil, in Hinwil ZH, entschlossen sich die neuen Partner von Sauber Motorsports für eine markante Designsprache:
Geschmackssache wohl, aber eine Teamlackierung, die bereits jetzt als ikonisch eingestuft werden dürfte.
(Es sieht imfall hammer aus. Just sayin'.)
Womit wir beim Thema wären: ein Rückblick auf die ikonischsten Rennfarben der Formel-1-Geschichte. Wir haben 15 der besten ausgewählt (und, hey, es hätten locker zehn weitere auch noch in die Liste aufgenommen werden können). Los geht's! Von hinten nach vorn – angefangen mit diesem Schmuckstück hier:
«Sponsorship Liveries» – Sponsoren-Farbschemas, die von Farben und grafischen Elementen des Hauptsponsors bestimmt sind – existieren in der Formel 1 erst seit 1968. Davor waren die von der FIA vorgeschrieben nationalen Rennfarben Usus (Rot für Italien, Grün für Grossbritannien, Blau für Frankreich, Silber für Deutschland usw. – dazu unten mehr). Team Gunston, ein südafrikanischer Privatier, war das erste Formel-1-Team, das mit Sponsor-Design antrat. Doch es war das erfolgreiche Lotus-Team, das kurze Zeit später in den Farben von Gold Leaf Cigarettes den Standard setzte und die erste international bekannte Sponsorenlackierung schuf. Das Ende von nationalen Rennfarben war besiegelt.
Eine knappe Dekade später waren Sponsorenlackierungen längst untrennbar mit den Konstrukteuren-Marken verflochten. Unvergessen bleiben Renaults Turbo-Monster im Gelb des Mineralölmultis Elf, von Legenden wie Alain Prost oder René Arnoux gelenkt.
Je mehr Sponsoren sich an einem Rennstall beteiligen, umso frickeliger wird das Farbschema. Die Williams-Renaults der späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahre schafften es dennoch, ein prägnantes Farbdesign zu schaffen. Oder ist es einfach Nigel Mansells Erfolg zu verdanken, dass wir uns daran erinnern?
Die Sponsoren wurden zahlreicher und bunter – doch kein Auto war je bunter als die Benettons der Rennsaison 1986.
Ordentlich viel los da, grafisch, auf diesem Göppel ... Aber das schwarz-gelbe Muster war nun mal ein starkes Statement, und der Wagen hatte zudem noch ein Haifischmaul aufgemalt. Ein Haifischmaul. Wie Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkriegs. Wie geil ist das denn?
Oho! Das Revival von British Racing Green? Oder war es das Flaschengrün des deutschen Bierherstellers? Egal, um welches Grün es sich hier handelt, ausser Frage steht, dass Jaguar mit einem sehr, sehr gut aussehenden Auto in die Formel 1 Einzug hielt. Ausser Frage steht auch, dass der Erfolg leider ausblieb.
Schwarz-Gold ist immer eine gute Idee für schnittige Rennwagen (dazu unten mehr), und die Autos von Teamchef Gene Haas sahen nie besser aus als in jener kurzen Epoche, als Energy-Drink-Hersteller Rich Energy Hauptsponsor war. Obwohl die Bezeichnung «HeRsTeLLeR» mit Vorsicht zu geniessen ist. Da die Firma niemals den Beweis für die physische Existenz ihres Produkts liefern konnte und wohl nicht zuletzt deshalb mitten in der Saison 2019 ihr Sponsoring für das Haas-Team urplötzlich über den Haufen warf … ach, es ist eine crazy Geschichte. Aber die Haas-Boliden sahen nie wieder so gut aus wie damals.
Es geht ja! Es geht, mit vergleichsweise wenigen Sponsoren und daher einem Farbdesign aus einem Guss. Was auch geht: gleich beim Debüt die Konstrukteuren-Meisterschaft zu gewinnen. Nicht schlecht, Brawn, gar nicht schlecht.
Martini Racing: Es gab eine Zeit, da war der italienische Spirituosenhersteller omnipräsent im Motorsport. Unvergessen die Martini-Porsches der Sportwagen-Meisterschaft in den Siebzigerjahren. Später, in den Achtzigern, dominierten Martini-Lancias den Rallysport während Jahren. Und in der Formel 1 waren es die Martini-Brabhams, die in unser aller kollektiven Erinnerung bleiben würden.
Vielleicht etwas weniger glamourös als Vermouth, gehörten die vom italienischen Milchprodukt-Multi Parmalat gesponserten Brabhams der frühen Achtziger zu den erkennbarsten Autos dieser Epoche.
Nationale Rennfarben feierten ab und an gerne mal ein Comeback, besonders wenn sich die Farbe mit dem des Hauptsponsors deckte. Am besten klappte dies beim französischen Rennstall Ligier in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren: französisches Auto, französische Zigaretten, französischer Fahrer und Bleu de France.
Ach, wie soll man sich bloss für das beste aller Ferrari-Farbdesigns entscheiden? Ferrari ist seit Urbeginn der Formel 1 in den Fünfzigerjahren ununterbrochen mit dabei. Und Ferraris waren immer rot (ausser kurze Zeit im Jahr 1964, als sich Enzo Ferrari mit der italienischen Rennbehörde verkracht hatte – aber das ist eine Fussnote). Demnach sehen die Vehikel der Scuderia Ferrari per definitionem immer gut aus. Aber am besten damals, als das Rosso Corsa nicht von Sponsoren-Logos verhunzt wurde. Stellvertretend für die Ära hier ein Bild von Giancarlo Baghetti in seinem Ferrari 156 am British Grand Prix von 1962.
Ja und wenn wir gleich dabei sind:
Eines der bestaussehendsten Farbschemas aller Zeiten ist und bleibt die Kombination von British Racing Green und einem Rennstreifen in Norfolk Yellow (so heisst jenes Senfgelb amtlich), wie es die alles dominierenden Lotus-Autos der Sechzigerjahre hatten.
So, nun befinden wir uns schon in der Top-Drei. Ganz klar, dass jetzt das ganz grosse Geschütz aufgefahren wird, etwa ...
Nicht genug damit, dass McLaren mit Marlboro eine der langlebigsten Partnerschaften des Motorsports schuf (von 1974 bis 1996 war der US-Zigarettenhersteller Hauptsponsor des britischen Rennstalls). Nein, sie kreierten damit gleich ein Design, das derart unverkennbar war, dass McLaren sich gezwungen sah, seine Autos weiterhin in rot-weissen Dreiecksmustern zu kleiden, selbst nachdem sich Marlboro aus dem Sport zurückgezogen hatte.
Zwölfmal gewann McLaren die Formel-1-Weltmeisterschaft. Neunmal in der Marlboro-Lackierung.
Okay. Und welche – welche wohl – ist die schönste, ikonischste und schlicht ALLER-ALLERBESTE Teamlackierung EVER (ever, ever)?
Ganz klar ...
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... na, was wohl?
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Keine Frage – dies ist und bleibt die schönste Teamlackierung der Formel 1. Und eine erfolgreiche noch dazu. Der britische Rennstall behielt auch ihren ikonischen schwarz-gold-farbenen Look noch weit in die Achtzigerjahre hinein und, ähnlich wie McLaren, auch noch, nachdem sich der Hauptsponsor John Player Special zurückgezogen hatte.
Dreimal gewann Lotus die Konstrukteuren-Meisterschaft im John-Player-Look; zweimal die Fahrer-Meisterschaft. Und stets waren sie die bestaussehenden Autos auf dem Grid.
Doch niemals schöner als in der Saison 1972:
Bereits vergessen? Damals, zum Filmstart von «Star Wars III – Revenge of the Sith», hatte George Lucas sich einen Sponsorenplatz beim Team Red Bull für den Grand Prix von Monaco gesichert. Trotz Darth Vader auf der Haube: The Force was not strong with this one. Beide Autos mussten sich aus dem Rennen zurückziehen.