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Leichtathletik-WM: Ditaji Kambundji steht in den Halbfinals

Jamaica's Oblique Seville, and United States' Courtney Lindsey compete in the men's 100 meters semifinal heat at the World Athletics Championships in Tokyo, Sunday, Sept. 14, 2025. (AP  ...
Oblique Seville jubelt nach seinem TitelBild: keystone

Seville Weltmeister über 100 Meter – mit WM-Rekordzeit sichert sich Jefferson-Wooden Gold

14.09.2025, 13:1814.09.2025, 18:57

Doppelsieg für Jamaika über 100 m

Oblique Seville siegte in 9,77 Sekunden vor seinem Landsmann Kishane Thompson (9,82). Es war der erste jamaikanische Doppelsieg in der Königsdisziplin überhaupt, und dies unter den Augen von Weltrekordhalter Usain Bolt. Zuvor war der WM-Titel über 100 m viermal in Serie in die USA gegangen. Der als Titelverteidiger angetretene Noah Lyles blieb chancenlos und musste sich in 9,89 Sekunden mit Bronze begnügen.

Dass der 24-jährige Seville, der Ende 2018 seinen Vater verloren hat, über ein aussergewöhnliches Talent im Sprint verfügt, war schon lange sichtbar, allerdings konnte er dieses zuvor an einem Grossanlass nie in Zählbares ummünzen. An den Weltmeisterschaften 2022 in Eugene und 2023 in Budapest belegte er jeweils den undankbaren 4. Platz, an den letztjährigen Olympischen Spielen in Paris kam er im Final nicht über den letzten Platz hinaus.

Kritiker warfen Seville mentale Schwäche vor, er wusste aber, dass er psychisch stark ist. Das bewies er nun in Tokio eindrücklich, und dies, nachdem er in seinem Vorlauf lediglich den 3. Platz belegt hatte. Mit der Siegerzeit von 9,77 Sekunden verbesserte er die persönliche Bestzeit um vier Hundertstel. Seville ist nur 1,70 m gross und wird betreut von Glen Mills, jenem Trainer, der Bolt zur Nummer 1 gemacht hat.

Der zweitplatzierte Kishane Thompson, mit 9,75 Sekunden der Jahresschnellste, hatte schon an den Olympischen Spielen vor einem Jahr Silber gewonnen. Damals musste er sich um fünf Tausendstel Noah Lyles geschlagen geben. Thompson ist wie Seville 24 Jahre alt, Jamaika scheint also weitere goldene Jahre über 100 m vor sich zu haben.

Lyles hatte nach dem Vorlauf wie gewohnt grosse Töne von sich gegeben. Er sagte unter anderem, dass er nicht wisse, warum ihn jemand bezwingen sollte. Allerdings kam die Niederlage nicht überraschend. Der 28-jährige Amerikaner verletzte sich Ende April und konnte erst im Juni wieder mit Spikes trainieren. Vor der WM bestritt er bloss drei Rennen über 100 m, in denen er sieglos blieb. Zweimal unterlag er Seville und einmal Thompson. Ohnehin sind die 200 m die Paradedisziplin von Lyles.

Mit WM-Rekordzeit sichert sich Jefferson-Wooden Gold

Bei den Frauen war Melissa Jefferson-Wooden ein Klasse für sich. Die 24-Jährige distanzierte mit 10,61 Sekunden die zweitplatzierte Jamaikanerin Tiny Clayton um 15 Hundertstel.

Schneller als Jefferson-Wooden liefen bislanz einzig die verstorbene Amerikanerin Florence Griffith Joyner (10,49) sowie die Jamaikanerinnen Elaine Thompson-Herah (10,54) und Shelly-Ann Fraser-Pryce (10,60). Bronze sicherte sich die Olympiasiegerin Julien Alfred aus St. Lucia (10,84)

Ditaji Kambundji steht in den Halbfinals

Ditaji Kambundji ist bereit für den Showdown am Montag mit Halbfinal und Final im Hürdensprint. Am Sonntag im Vorlauf über 100 m Hürden zeigte die Bernerin einen souveränen Auftritt.

Mit einem technisch sauberen, aber auch kontrolliertem Lauf erreichte die 23-Jährige in 12,59 Sekunden den achtbesten Wert. Am Montag nun soll neben einer starken Klassierung auch der Schweizer Rekord von 12,40 Sekunden fallen.

Frey und Kora scheitern im Halbfinal

Salomé Kora und Géraldine Frey dürfen sich WM-Halbfinalistinnen über 100 m nennen. In den Top 24 nahmen sie gemessen an der Saisonbestzeit die letzten beiden Plätze ein, schnitten aber als 20. und 23. leicht besser ab. Die St. Gallerin (11,30) und die Zugerin (11,34) erhielten zusätzliche Motivation für die 4x100-m-Staffel mit einer möglichen Finalteilnahme am Schlussabend der WM

Salome Kora of Switzerland, right, crosses the finish line next to Liranyi Alonso of Dominican Republic, left, in the women's 100 meters semifinal during day two of the World Athletics Championsh ...
Salomé Kora hatte im Halbfinal keine Chance.Bild: keystone

Bereits nach dem Start hatte Kora einen grossen Rückstand auf ihre Konkurrentinnen und konnte diesen nicht mehr wettmachen. Frey gelang es wenigstens noch auf der Ziellinie, den letzten Platz abzugeben und erreichte somit ihr Mindestziel. Im Interview mit SRF sagte sie nach dem Halbfinal dass es ihr Ziel war, nicht Letzte zu werden.

Enttäuschung für Spitz

Lionel Spitz verpasste im Vorlauf an der WM in Tokio in 45,57 Sekunden den angestrebten Schweizer Rekord (44,99) über 400 m. Eingangs der Zielgeraden lag er noch auf Kurs, dann schloss die Muskulatur zu stark.

Der Zürcher verlässt Tokio mit gemischten Gefühlen: Einerseits ist er froh, dass er nach einer Zerrung Anfangs der Sommersaison doch noch rechtzeitig fit wurde - eine WM im August wäre zu früh gekommen. Andererseits fehlen ihm nun die Meetings, um die 45-Sekunden-Marke zu knacken.

Lobalu beim Triumph von Gressier chancenlos

Dominic Lobalu ist an der WM in Tokio über 10'000 m wie erwartet chancenlos. Den Titel sichert sich überraschend der Franzose Jimmy Gressier.

Eigentlich wäre es ein perfektes Rennen für Lobalu gewesen, da das Tempo lange Zeit sehr tief war. Doch war zu sehen, dass der im heutigen Südsudan geborene 27-Jährige nach einer Mitte August erlittenen Zerrung im hinteren Oberschenkel weit von seiner Bestform entfernt war. Lobalu musste in der zweitletzten Runde abreissen lassen, als vorne die Post abging. Letztendlich schaute in 29:11,65 Minuten der 14. Platz heraus.

Dominic Lobalu of Switzerland reacts after the men's 10 000 meters final during day two of the World Athletics Championships Tokyo 2025 at the National Stadium on Sunday, September 14, 2025 in To ...
Für Dominic Lobalu verlief das WM-Rennen nicht nach Wunsch.Bild: keystone

Gold sicherte sich in 28:55,77 Minuten der 28-jährige Gressier, für den es der ersten Podestplatz an internationalen Meisterschaften auf der Bahn in der Elite-Kategorie war. Der Franzose fing auf den letzten Metern den Äthiopier Yomif Kejelcha noch ab. Bronze ging mit dem Schweden Andreas Almgren an einen weiteren Europäer.

Belastungstest am Mittwoch für Kälin

Ob der Gesundheitszustand von Annik Kälin eine Teilnahme ab Freitag im Siebenkampf erlaubt, ist fraglich. Am Mittwoch wird nach einem Belastungstest entschieden. Dieses Vorgehen legten der Verbandsarzt Patrik Noack und Vater, Arzt und Trainer Marco Kälin am Sonntag nach einer Untersuchung fest.

Die Tränen der Athletin während der Qualifikation im Weitsprung am Samstag, bei der Annik Kälin im rechten, bandagierten Fuss einen stechenden Schmerz verspürte, streuen allerdings Zweifel. Annik Kälin, die sportlichste Physiotherapeutin der Schweiz, kann den Schmerz gut einordnen und wusste wohl bereits am Samstag auf der Bahn, dass die Medaillenträume für Tokio geplatzt sind. Die Fussverletzung ist wieder aufgebrochen.

Eigentlich hätte sie sich nach dem ersten verhängnisvollen Versuch sofort schonen müssen, um die Ausgangslage für den Siebenkampf nicht zu verschlechtern. Doch Annik Kälin nahm noch ein zweites und ein drittes Mal Anlauf. Womöglich spürte sie, dass mit einem Siebenkampf, bei dem die Belastung noch grösser ist, eh nichts sein wird. Deshalb wollte sie mit Versuch 2 und 3 zumindest die Option schaffen, in Tokio noch den Weitsprung-Final zu bestreiten.

Annik Kälin wird den Schweizer Rekord von 6639 Punkten, der sie an den Olympischen Spielen von Paris auf Platz 4 führte, im Jahr 2025 nicht verbessern, obwohl das Potenzial vorhanden wäre - gemäss Marco Kälin hat seine Tochter um rund 100 Punkte zugelegt. Auch im Mai in Götzis konnte sie nicht beschwerdefrei an den Start gehen.

Davis-Woodhall siegt mit Jahresweltbestleistung

Im Weitsprung der Frauen wurde Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall wie erwartet zum ersten Mal Weltmeisterin im Freien. Die 26-jährige Amerikanerin verbesserte die eigene Jahresweltbestleistung um einen Zentimeter auf 7,13 m. Schon in ihrem ersten Sprung hatte sie mit 7,08 m die 7-Meter-Marke übertroffen.

United States' Tara Davis-Woodhall shows her gold medal after winning the women's long jump final at the World Athletics Championships in Tokyo, Sunday, Sept. 14, 2025. (Michael Buholzer, Ke ...
Tara Davis-Woodhall freut sich über die Goldmedaille.Bild: keystone

Die Deutsche Malaika Mihambo, die Weltmeisterin von 2019 und 2022, sicherte sich mit 6,99 m Silber. Bronze ging an die Kolumbianerin Natalia Linares (6,92). Die mit Fussproblemen kämpfende Bündnerin Annik Kälin, die in der Qualifikation gescheitert war, hätte also ihre in der Halle erzielte Bestweite von 6,90 m brechen müssen, um einen Podestplatz zu erreichen.

Out für Jakob Ingebrigtsen

Der zweifach Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen ist in Tokio überraschend gescheitert. Der Norweger schied fünf Tage vor seinem 25. Geburtstag im Vorlauf über 1500 m aus.

Norway's Jakob Ingebrigtsen reacts after finishing a men's 1,500 meters heat at the World Athletics Championships in Tokyo, Sunday, Sept. 14, 2025. (AP Photo/Petr David Josek)
APTOPIX Japan  ...
Grosse Enttäuschung für Jakob Ingebrigtsen.Bild: keystone

Der Ausnahmeläufer hatte wegen einer Achillessehnenverletzung noch kein Rennen in der Freiluftsaison bestritten. In seinem Vorlauf belegte er in 3:37,84 Minuten nur Platz 8. (riz/sda)

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Männer – 100 Meter: Usain Bolt (JAM), 9,58 Sekunden, 2009 in Berlin.

quelle: ap / gero breloer
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Der Ungare ist der Usain Bolt der Tastauren
Video: srf
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