Ditaji Kambundji: «Ich bin einfach schnell gerannt und dann hatte ich Gold»
Was für eine schöne Überraschung in Tokio: Ditaji Kambundji rennt und springt zu Gold über 100 m Hürden und sorgt damit für den ersten Schweizer Triumph an einer Leichtathletik-WM seit André Bucher über 800 m vor 24 Jahren. Kambundji sorgte aber nicht nur für das erst fünfte Schweizer WM-Gold – neben Bucher gewann Kugelstosser Werner Günthör bei den Weltmeisterschaften 1987, 1991 und 1993 –, die 23-jährige Bernerin war die erste Schweizerin überhaupt, der ein Triumph an einer Leichtathletik-WM gelang. Darauf angesprochen, sagte sie im Interview beim SRF: «Es fägt, ich kann es weiterempfehlen.»
Kambundji war nach dem Zieleinlauf selbst etwas überrascht, wie sie anschliessend sagte: «Ich habe noch nie so viele Tränen geweint – und das aus einem sehr schönen Grund. Ich konnte es fast nicht glauben, habe sehr laut geschrien, es ist alles etwas schnell passiert.» Mit 12,24 Sekunden gelang es ihr nicht nur, die Nigerianerin Tobi Amusan um 5 Hundertstelsekunden und die US-Amerikanerin Grace Stark um 10 Hundertstelsekunden zu schlagen, sondern auch, einen neuen Schweizer Rekord aufzustellen. Richtig erklären konnte Kambundji das nicht: «Ich weiss nicht, ich bin einfach schnell gerannt und dann hatte ich Gold.»
Vom Rennen selbst habe sie nicht viel mitbekommen, erklärte die noch immer völlig überwältigte Kambundji. Sie sei gut gestartet und habe sich einfach auf sich und ihr Rennen konzentriert. Irgendwann habe sie dann aber gemerkt, dass sie führt und sich gedacht: «Okay, dann gehen wir mal weiter.» Dass sie eine solche Zeit in sich hat, kam für die 23-Jährige aber alles andere als überraschend. «Ich habe immer davon gesprochen, dass 12,40 nicht die Zeit ist, die ich in mir habe», sagte Kambundji, «nun konnte ich das endlich umsetzen.»
Mit dem Weltmeistertitel erreicht die noch junge Karriere von Ditaji Kambundji einen neuen Höhepunkt. Schon im Frühling glänzte sie mit WM-Silber und EM-Gold in der Halle über 60 m Hürden, nun holte sie sich nach Bronze und Silber an den letzten beiden Europameisterschaften erstmals eine Medaille an einer Freiluft-WM. «Ich habe mir nie Limiten gesetzt und immer gesagt, dass alles möglich ist», sagte Kambundji.
Auf den Punkt bereit zu sein und abzuliefern, liegt wohl in der Familie. Schwester Mujinga Kambundji wurde schon 2-mal Europameisterin über 200 m und holte zudem Bronze an der WM 2019, ausserdem sicherte sich die 33-Jährige bei Hallen-Weltmeisterschaften und -Europameisterschaften insgesamt 6 Medaillen, 3 davon Gold. «Mujinga hat mir so viel auf dem Weg gezeigt», erklärte die jüngere Schwester und frischgebackene Weltmeisterin und fügte an: «Ich vermisse sie hier, aber ich bin sehr stolz auf uns.»
Mujinga Kambundji erwartet im November ihr erstes Kind und war in Tokio deshalb nicht dabei. Anders als die Eltern, die Ditaji Kambundji auf der Tribüne zu Gold schrien. «Ich bin dankbar, dass sie immer dabei sind. Sie feiern es so richtig ab und geniessen es», sagte Kambundji mit Tränen in den Augen, «es ist hönne schön, ihnen diese Freude bringen zu können und wie stolz sie sind.»
Mama Ruth Kambundji hatte auf der Tribüne fast keine Worte für den Erfolg ihrer Tochter: «Es ist überwältigend. Im Gegensatz zu meinem Mann habe ich heute Morgen nicht gedacht, dass dies passieren wird. Aber bei Ditaji ist das eben so: Wenn sie eine Chance hat, die sie packen kann, dann kann es ganz gut herauskommen.» Was die Mutter der beiden schnellsten Schwestern der Schweiz besonders freute? «Wie sie ihre Emotionen einfach loslassen, sich selbst sehr freuen und auch weinen kann. Ich finde das wahnsinnig schön.»
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