Seit Patrick Mahomes 2018/19 erstmals Stamm-Quarterback der Kansas City Chiefs war, sind sie nie mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet – bis jetzt. Wie schon im Super Bowl ging Kansas City gegen Meister Philadelphia erneut als Verlierer vom Platz. Damit haben die Chiefs bereits so viele Niederlagen wie in der gesamten letzten Regular Season. Und auch am Sonntagabend bei der 17:20-Niederlage hatte das Team von Trainer Andy Reid ein offensichtliches Problem: die mangelnde Offensivpower.
Bei einem Team, das in Mahomes einen der talentiertesten Quarterbacks der NFL-Geschichte in seinen Reihen hat, kommt dies überraschend. Es ist jedoch nicht neu. Schon in den letzten beiden Jahren war die Offensive längst nicht mehr so explosiv und gefährlich wie zu Beginn von Mahomes' Karriere. Der 35-jährige Travis Kelce kann sein Alter schon länger nicht mehr verbergen, das Laufspiel ist fast schon traditionell schwach und daneben fehlte es an einem zuverlässigen Wide Receiver.
Aktuell fehlen mit dem infolge eines verursachten Autounfalls für sechs Spiele gesperrten Rashee Rice und dem verletzten Xavier Worthy die zwei nominell besten Receiver, was sich auch gegen Philadelphia wieder zeigte. Mahomes brachte nur 55,2 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler und beendete die Partie mit 187 Pass-Yards sowie je einem Touchdown-Pass und einer Interception. Für diese war er jedoch nur bedingt verantwortlich. Vielmehr konnte Tight End Kelce den Ball nicht direkt fassen, woraufhin dieser in den Händen von Eagles-Verteidiger Andrew Mukuba landete. Anstatt einer potenziellen 17:13-Führung für die Chiefs hatte Philadelphia nun also seinerseits die Chance, die Führung auszubauen und tat dies auch. Kansas City konnte lediglich noch verkürzen.
[Highlight] Travis Kelce drops pass at goal line, ball picked off by rookie Andrew Mukuba
byu/nfl innfl
Nach der Partie nahmen Trainer Reid und Quarterback Mahomes Travis Kelce in Schutz. «Wir können uns da keinen Ballverlust erlauben», sagte Andy Reid, «ich muss einen anderen Spielzug ansagen.» Auch Mahomes nahm die Schuld auf sich: «Wenn ich den Ball auf seinen Körper spiele und nicht so weit vor ihn, kann er ihn fangen, das gegnerische Tackling absorbieren und in die Endzone gelangen.»
Der Zusammenhalt im Team stimmt bei den Chiefs also weiterhin. Auch die starke Defensivleistung macht Hoffnung. Jedoch muss sich die Offensive deutlich steigern, denn in der aktuellen Verfassung darf sie sich keine Fehler erlauben, um gegen Topteams eine Chance zu haben. In der nächsten Woche dürfte immerhin der schnelle Xavier Worthy wieder dabei sein; bis Rashee Rice das Feld wieder betreten darf, dauert es aber noch vier Spiele.
Und nach zwei Niederlagen zum Start ist der Druck bereits gross. Die Statistik zeigt, dass es seit 1990 nur 11,5 Prozent von 279 Teams aus dieser Situation noch in die Playoffs geschafft haben, wobei es seit der Erweiterung auf 17 Saisonspiele natürlich einfacher geworden ist. Mit einer 0:3-Bilanz noch die Playoffs zu erreichen, ist hingegen fast unmöglich. So gelang dies seit 1990 nur vier von 165 Teams. In der nächsten Woche treffen die Chiefs auswärts auf die New York Giants.
Bei den Philadelphia Eagles könnte die Stimmung hingegen kaum besser sein. Dank des knappen Siegs in Kansas City steht der Titelverteidiger nach zwei Spielen bei zwei Erfolgen und zeigte, dass er erneut einer der ganz grossen Anwärter auf den Titel ist. Der wichtigste Spieler in der Offensive war einmal mehr Saquon Barkley (94 Yards, 1 Touchdown), während Quarterback Jalen Hurts nur 101 Pass-Yards benötigte, um sein Team zum Sieg zu führen. Deshalb musste er sich kurz vor Spielende von Chiefs-Verteidiger Chris Jones noch etwas anhören: «Du hast nicht einmal 100 Yards.» Hurts reagierte umgehend: «Wir haben gewonnen, also halt die Klappe!»
Ansonsten hatte die beste American-Football-Liga der Welt erneut jede Menge Drama zu bieten. Besonders verrückt spielte die NFL in Dallas. Dort ging es zwischen den Cowboys und den New York Giants ständig hin und her. Nach drei Vierteln stand es 17:16 für Dallas, dann gingen die Gäste aber wieder in Führung. Nach zwei weiteren Führungswechseln stellten die Cowboys 52 Sekunden vor Schluss durch einen Touchdown von George Pickens auf 34:30. Auch darauf hatten die Giants aber eine Antwort: Dank eines langen Passes von Russell Wilson auf Malik Nabers (2 Touchdowns, 167 Yards) drehten sie das Spiel 25 Sekunden vor Schluss wieder. Doch auch damit noch nicht genug.
Denn etwas Zeit blieb den Cowboys ja noch. Und 25 Sekunden reichen völlig, wenn man einen Kicker wie Brandon Aubrey an der Seitenlinie hat. Dallas kam zwar nur knapp in die gegnerische Hälfte, doch verwandelte der 30-Jährige das Field Goal aus 64 Yards (gut 58 Meter) sicher und rettete sein Team in die Verlängerung. Dort taten sich die beiden Offensiven schwer und so musste kurz vor Schluss erneut Aubrey aufs Feld. Aus für ihn fast lächerlich kurzen 46 Yards (42 Meter) sicherte er den Dallas Cowboys den 40:37-Sieg.
[Highlight] Brandon Aubrey drills 64-yard field goal in final seconds to send game to overtime
byu/nfl innfl
Fast noch verrückter war es in Indianapolis. Kurz vor dem Ende einer nervenaufreibenden Partie, in der sich kein Team wirklich absetzen konnte, stand es 28:26 für die Denver Broncos. Dafür war mit drei Touchdown-Pässen besonders Quarterback Bo Nix verantwortlich. Weil sich der 25-Jährige im Schlussviertel aber eine Interception erlaubt und Broncos-Kicker Will Lutz beim nächsten Ballbesitz ein Field Goal aus 42 Yards vergeben hatte, bekamen die Colts noch einmal die Chance, das Spiel zu drehen.
Angeführt vom sonst erneut starken Quarterback Daniel Jones (316 Pass-Yards, 1 Touchdown-Pass, 1 Touchdown) und dem überragenden Runningback Jonathan Taylor (1 Touchdown, 215 Yards) schafften es die Colts aber nicht besonders weit, weshalb Kicker Spencer Shrader aus 60 Yards Entfernung treffen musste. Dies gelang dem 26-Jährigen bei auslaufender Spielzeit jedoch nicht. Die Broncos jubelten bereits, doch die Schiedsrichter hatten noch einen Regelverstoss gesehen. Weil sich einer der Verteidiger auf einem Colts-Spieler abstützte, durfte Shrader noch einmal antreten – dieses Mal aus 45 Yards. Nun verwandelte der Kicker sicher und sorgte für den 29:28-Sieg der Colts, die damit bei zwei Siegen stehen.
UNREAL SEQUENCE LEADS TO A COLTS COMEBACK WIN!
— TSN (@TSN_Sports) September 14, 2025
Spencer Shrader initially missed the game-winning field goal, which would have ended his perfect FG streak in the NFL. After a leverage penalty was called on Denver's Eyioma Uwazurike, Shrader got another shot... AND NAILED IT. pic.twitter.com/gGjzXpAfAJ
Und noch so ein Herzschlag-Finale. Die Cincinnati Bengals mussten für einen Grossteil des Spiels gegen die Jacksonville Jaguars ohne ihren Star-Quarterback Joe Burrow auskommen. Der 28-Jährige zog sich in der ersten Halbzeit eine Verletzung am Zeh zu und droht nun mehrere Monate auszufallen. Ersatzmann Jake Browning kam nicht besonders gut ins Spiel, warf in seinen ersten vier Drives zwar einen Touchdown-Pass, aber auch zwei Interceptions.
Die Jaguars liessen offensiv aber mehrere Chancen aus, weshalb Cincinnati knapp vier Minuten vor Schluss beim Stand von 24:27 noch einmal den Ball bekam. Quarterback Browning führte sein Team über das gesamte Feld und drang am Ende selbst in die Endzone. Weil den Jaguars 18 Sekunden nicht mehr zum Touchdown reichten, gewann Cincinnati 31:27 und holte damit den zweiten Sieg. Die Stimmung dürfte aufgrund der Burrow-Verletzung dennoch eher schlecht sein.
Die Partie zwischen den Minnesota Vikings und den Atlanta Falcons war nun wahrlich kein Offensivfeuerwerk. Nur einen Touchdown gab es beim 22:6-Sieg der Falcons – und zwar kurz vor Schluss, als die Partie schon fast entschieden war. Zuvor sorgten lediglich die beiden Kicker für Punkte. Dabei sorgte vor allem John Parker Romo von den Falcons für eine besondere Geschichte. Der 28-Jährige wurde nämlich erst am Tag vor dem Spiel ins Kader berufen. Und dann erzielte er gleich fünf Field Goals.
Zeit, um alle seine neuen Mitspieler kennenzulernen, hatte er aber wohl noch nicht. Den Star-Runningback Bijan Robinson (168 Yards) kannte er zwar, doch musste die Reporterin ihm im Interview nach dem Spiel Verteidiger Leonard Floyd erst noch vorstellen.
Die Los Angeles Rams setzten sich 33:19 gegen die Tennesse Titans durch. Für das Highlight sorgte Receiver Puka Nacua (1 Touchdown, 136 Yards) mit seinem 45-Yard-Lauf zum Touchdown:
Puka Nacua takes the handoff 45 yards for a TD on 4th & 1!
— NFL (@NFL) September 14, 2025
LARvsTEN on CBS/Paramount+https://t.co/HkKw7uXVnt pic.twitter.com/1bioXMJ7rd
Nummer-1-Pick Cam Ward wartet mit den Titans zwar weiterhin auf seinen Sieg, doch konnte er sein Potenzial bereits andeuten. Unter anderem mit diesen beiden Pässen, die Elic Ayomanor auf beeindruckende Weise fing:
What a one-handed grab by @elicayomanor!
— NFL (@NFL) September 14, 2025
LARvsTEN on CBS/Paramount+https://t.co/HkKw7uXVnt pic.twitter.com/waT6f8XnvW
WE GOT 5 ON IT‼️ @Cameron7Ward to @elicayomanor for their first career TDs!
— Tennessee Titans (@Titans) September 14, 2025
📺: #LARvsTEN on @NFLonCBS & NFL+ pic.twitter.com/eQANrmlUCo
Wie Nacua brillierte auch Bills-Runningback James Cook. Der 25-Jährige rannte beim dominanten 30:10-Sieg gegen die New York Jets aus 44 Yards Entfernung in die Endzone:
Zwar ging es schon weiter oben um die Partie zwischen Dallas und den Giants, doch diesen Touchdown-Fang von Malik Nabers können wir dir nicht vorenthalten:
LEEEEEEEEEKKKKKK 🔥
— New York Giants (@Giants) September 14, 2025
📺: FOX pic.twitter.com/xtjF5NbI1e
Nach dem Stolperstart gegen Green Bay stellte die Offense der Detroit Lions klar, dass sie kein bisschen ihrer Explosivität eingebüsst hat. Beim 52:21-Sieg gegen die Chicago Bears beeindruckte neben Quarterback Jared Goff (5 Touchdown-Pässe, 334 Pass-Yards) vor allem Receiver Amon-Ra St. Brown (3 Touchdowns, 115 Yards):
Für einen atemberaubenden Moment sorgte aber auch Rookie Isaac TeSlaa mit diesem Fang:
Ebenso souverän setzten sich die Baltimore Ravens um Lamar Jackson (4 Touchdown-Pässe) gegen die Cleveland Browns durch. Trotz 17:41-Niederlage sorgten die Browns durch den Touchdown von Cedric Tillman aber für ein besonderes Highlight:
HOW did this get through to Cedric Tillman?!
— NFL (@NFL) September 14, 2025
CLEvsBAL on CBS/Paramount+https://t.co/HkKw7uXVnt pic.twitter.com/lQvCLggzEe
Verrücktes spielte sich auch im Spiel zwischen den Miami Dolphins und den New England Patriots ab. Dank eines von Malik Washington zum Touchdown getragenen Punt-Returns gingen die Dolphins im letzten Viertel in Führung:
Doch im direkten Gegenzug erzielte beim Kickoff-Return auch Antonio Gibson von den Patriots einen Touchdown. Am Ende siegte New England 33:27.
Noch mehr Highlights gibt es hier: