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Während acht Tagen kämpfen sich die Fahrer beim Cape Epic jeweils durch die afrikanische Hitze. Oft führt die Route durch karges Land. Staubtrockene Böden und kaum schattenspendende Abschnitte. Keine Frage: Das fordert das Letzte aus den Körpern.
In der Mixed-Kategorie sind keine Profis am Start, die vordersten Plätze machen ambitionierte Hobbysportler unter sich aus. Dieses Jahr dominieren Jeff Bossler und Fanny Bourdon. Er arbeitet als Velo-Journalist und -Mechaniker, sie als Sanitäterin im Spital in Genf.
Die beiden Franzosen dominieren die Mixed-Kategorie. Sie gewinnen den Prolog und stehen in den ersten fünf Etappen jeweils zuoberst auf dem Podest. Doch am zweitletzten Tag fühlt sich Bourdon nicht ganz wohl. Sie werden Zweite, behalten im Gesamtklassement jedoch einen Vorsprung von 49 Minuten. Am Start der letzten Etappe über knapp 90 Kilometer sagt die Sanitäterin: «Ich habe schlecht geschlafen. Kann kaum was essen.» Bossler ergänzt: «Wir nehmen kein Risiko, der Sieg in der Abschlussetappe wäre zwar ein Highlight, aber wir wollen das einfach ins Ziel bringen.»
Statt einer Triumphfahrt wird die letzte Etappe zur grossen Qual. Bourdon kann weder essen noch viel trinken. Kaum nimmt sie etwas zu sich, übergibt sie sich. «Die letzten vier Stunden konnte ich nichts mehr behalten», sagt sie danach – und dies während die 27-Jährige die letzte Woche täglich alles von ihrem Körper abverlangte. Als Sanitäterin wüsste sie eigentlich: Das kommt kaum gut.
Auf den grünen Wiesen des Meerendal-Weinguts ist der Tank leer. Kurz vor der letzten Kurve hält sie nach einem Werbebogen an. «Sie dachte, das wäre die Ziellinie gewesen. Ab da musste ich sie die letzten 500 Meter schieben», erzählt Partner Bossler danach. Bourdon ist leer. Ihr Teamkollege schiebt sie ins Ziel, dann fällt die Siegerin erschöpft vom Velo. Sofort eilen Sanitäter herbei.
«Ich kann mich nicht mehr an die letzten Meter erinnern», staunt Bourdon, als sie das Video ihrer Zieleinfahrt gut eine Stunde später sieht. Sie wirkt zwar noch erschöpft, kann aber wieder lächeln und holte sich auf dem Podest ihre Trophäe ab.
Auch das Zielgelände konnte sie zuvor einige Minuten nach dem Sturz auf den eigenen Beinen verlassen. Die zuerst herbeigebrachte Bahre wurde nicht benötigt.
Szenen, bei denen die Sportler wirklich alles geben und sich nur noch über die Ziellinie schleppen, gibt es viele. Am bekanntesten ist wohl die Schweizerin Gaby Anderson-Schiess beim Olympia-Marathon 1984 in Los Angeles:
Ähnlich eindrücklich sind Sian Welch und Wendy Ingraham beim Ironman auf Hawaii 1997. Völlig entkräftet kriechen die beiden am Ende über die Ziellinie:
Als Zuschauer kann man eigentlich kaum hinsehen. Aber wegschauen geht irgendwie auch nicht. Genau solche Dramen zeugen vom unbändigen Willen der Sportler. Für manche sind solche Darbietungen inspirierend, um ebenfalls niemals aufzugeben. Oder der Beweis, dass wir viel mehr könnten, als dass wir uns zutrauen.
Für andere wiederum ist das einfach nur noch völlig unvernünftig. Aber sag mal einem Sportler, der sich während acht Tagen über 654 Kilometer durch die afrikanische Hitze gequält hat, kurz vor dem Ziel, es sei jetzt wohl besser, wenn er aufgeben würde!
Übrigens: Die Early-Bird-Entrys für das Cape Epic 2017 waren innert neun Sekunden ausverkauft.