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Das Cape Epic gilt als eines der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt. Jährlich nehmen rund 1200 Fahrer daran teil. Die sportliche Herausforderung wird gewürzt mit unbändiger afrikanischer Hitze und garniert mit elenden Sandstrecken. Dazu müssen die Fahrer täglich innerhalb einer gewissen Maximalzeit im Ziel sein, im Normalfall sind das zwischen acht und zehn Stunden. Wer's nicht schafft, dem wird die schwarze Startnummer gleich nach dem Ziel abgezwackt.
Dramatische Szenen sind da garantiert. Freude und Frust liegen nahe beisammen, doch selbst unter die allfällige Enttäuschung mischt sich noch etwas Stolz. Besonders hart war die 3. Etappe. 73 der gestarteten Fahrer erreichten das Ziel nicht oder zu spät. Mit einer Ausfallquote von rund zehn Prozent ist aber noch alles im normalen Bereich. Bis zum Rennende morgen Sonntag werden es wohl gegen 15 Prozent der gestarteten Athleten sein.
Im Zielgelände gehen dabei die Emotionen hoch. Für einmal wartet neben den Fotografen auch Denis aus Belgien auf die letzten Helden. Er hat die zeitliche Vorgabe problemlos erfüllt, aber sein Teampartner ist noch unterwegs, wo genau, weiss er nicht. Am letzten Checkpoint sei er vorbei. Denis leidet und betet:
Die Uhr tickt. Und sie läuft ab. Es ist 17.15 Uhr, die Sonne brennt nicht mehr ganz so heiss. Denis' Partner wird heute aus dem Rennen ausgeschlossen. Aber fährt er wenigstens die Etappe zu Ende? Denis sitzt minutenlang nur noch da, den Blick auf die Zielkurve:
In der Zwischenzeit legen Jane und Alison die letzten Meter zurück. Sie erfahren erst jetzt, dass es zeitlich nicht gereicht hat. Die Schilder werden abmontiert. Tränen kullern über die Staubschicht auf den Wangen. Durch die Lautsprecher tönt Toto: «I bless the rains down in Africa.» Für etwas Regen hätten die Fahrer wohl alles gegeben. Über 35 Grad heiss war es heute.
Gut 15 Minuten zu spät erreicht Luis aus Brasilien das Ziel. Er schiebt sein Mountainbike, gräbt in seinem Rucksack und zeigt allen Anwesenden seine kaputte Kette am abgebrochenen Schaltauge. «Ich musste acht Kilometer schieben, ich kann nicht mehr», keucht er.
Noch etwas später erreichen Koos und Thomas das Ziel. Das Vater-Sohn-Gespann ist völlig aufgelöst. Sie stehen erst nur da. Dann streckt Sohn Thomas den Arm aus: «Komm, umarmen wir uns. Darauf warten sie.» Er verdrückt Tränen an der Brust des Vaters. Die Fotokameras klicken, die Videos werden aufgenommen. Viele spenden Applaus. Das tägliche Drama am Ziel halt.
Koos versucht den Kommissären zu erklären, dass jemand wohl einen Wegweiser abmontiert habe. Sie hätten sich verfahren, sonst hätten sie es geschafft. Alles «hätte, wenn und aber» nützt nichts. Die Startnummern sind weg. Als nächster schleppt sich Frederic aus Frankreich ins Ziel. Er weiss, was es geschlagen hat. Frederic lehnt sich still über seinen Lenker, der kühlende Lappen wird ihm auf den Nacken gelegt und dann, schnipp schnapp, ist die Nummer weg und ein Traum geplatzt.
Kurz darauf erreicht Jörg-Alexander das Ziel. Mit deutscher Gelassenheit erklärt er: «War zu heiss, hat nicht gereicht.» Sein Partner kommt ihm entgegen. Er hatte die Strecke Minuten zuvor noch in der geforderten Zeit absolviert.
73 der gestarteten Fahrer werden an dieser 3. Etappe das Ziel nicht wie gefordert erreichen. Tage mit so extrem hohen Ausfallquoten gab es hier in den letzten Jahren auch schon. «Die Hitze und der Sand sorgten wohl für diese Zäsur», mutmasst Renndirektorin Kathy später.
Alles wartet eigentlich nur noch auf die Hyänen – so werden die beiden Besenwagen-Radler Shawn und Elizabeth hier genannt. Der Belgier Denis hat die Hoffnung praktisch aufgegeben, er spielt neben dem Zielraum erschöpft mit seinem Sohn. Doch dann plötzlich erkennt er am Anfang der Zielgerade einen gelb-orange gekleideten Mountainbiker.
Denis rennt zurück aufs Zielgelände, er lacht. Auch Dominique, sein Partner ist heilfroh, dass es überstanden ist. Die beiden umarmen sich. Lächeln für die Fotografen. Unter die Enttäuschung mischt sich Stolz, dass sie es doch irgendwie über die Ziellinie geschafft haben.