Die Ära der grossen drei aus Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic war mit Sicherheit die wichtigste der Tennisgeschichte. Nun, da Federer und Nadal zurückgetreten und Djokovic seiner Topform hinterherhechelt, sehnen sich viele Tennisfans nach diesen grossen Rivalitäten. Es hat aber auch etwas Gutes, dass diese Zeit vorbei ist. Denn jetzt können auch die drei Rivalen offen über die Ära der Big 3 und die Spiele gegen die jeweils anderen sprechen.
Dies hat Rafael Nadal gerade im Podcast von Andy Roddick getan. Dort hat er ausgiebig über seine Duelle sowohl mit Federer als auch mit Djokovic gesprochen und erklärt, wie stark sich die Spiele gegen die beiden unterschieden haben – und welchen Fehler der Schweizer lange Zeit immer wieder begangen hat.
«Ich musste komplett unterschiedlich an die Spiele herangehen», berichtete Nadal, «gegen Roger war die Strategie von uns beiden klar. Es war ein Schachspiel, alle wussten, was passieren wird. Das hat unsere Rivalität für die Fans attraktiver gemacht, glaube ich.» Der Spanier versuchte stets, Federer möglichst hohe Bälle auf die Rückhand zu spielen, was dieser wiederum zu verhindern versuchte. So entwickelten sich die legendären Duelle zwischen Nadal und Federer, die sich jeweils sehr ähnelten.
Dass Nadal besonders zu Beginn oftmals die Oberhand behielt und Federer gar auf Rasen und Hartplatz besiegen konnte, lag in seinen Augen daran, dass der Baselbieter in den Aufeinandertreffen immer wieder denselben Fehler beging: «Er spielte seine Rückhand mit Topspin und gab mir so die Chance, wieder mit der Vorhand auf seine Rückhand zu spielen.» Darin lag aber Nadals wirksamstes Mittel gegen Federer, der mit den hoch abspringenden Bällen auf die Rückhand seine Probleme hatte – und der spanische Linkshänder war der einzige, der Federer überhaupt zu diesen Schlägen zwingen konnte.
Dies tat er in den Spielen gegen Federer unnachgiebig. Entlang der Linie auf die Vorhand des Baselbieters spielte Nadal nur aus zwei Gründen: «Erstens, wenn ich auf einen Winner ging. Zweitens, um ihn von seiner linken Seite wegzubekommen, damit dort wieder Platz entsteht, den ich dann wiederum attackieren kann.» Dies schien aus Nadals Sicht nur logisch. Denn: «Jedes Mal, wenn er eine Vorhand schlagen konnte, stand ich mit dem Rücken zur Wand. Er hatte die beste Vorhand, gegen die ich je gespielt habe.» Ausserdem habe Federer einen für Nadal unlesbaren Aufschlag gehabt. Dem pflichtete auch Roddick bei: «Er konnte sieben verschiedene Aufschläge mit demselben Aufwurf ausführen.»
In der zweiten Blütezeit des 20-fachen Grand-Slam-Siegers sei dieser dann plötzlich anders aufgetreten, wie Nadal sagt: «Er ist aggressiver geworden und hat mehr Risiko genommen.» Dies habe sich in den Matches gegen den Spanier ausbezahlt gemacht. «Ich fühlte mich ihm ausgeliefert», so der 22-fache Grand-Slam-Sieger, der Federer in 40 Direktduellen 24 Mal schlug, von den letzten sechs Spielen zwischen 2017 und 2019 aber nur noch eines für sich entscheiden konnte. Wohl auch deshalb sagt Nadal: «2017 war Federer für mich auf seinem besten Level.»
Gegen Djokovic ging es gemäss dem Mallorquiner um etwas anderes. «Da hatte ich keine klare Strategie. Ich musste einfach über lange Zeit auf sehr hohem Niveau spielen und immer variieren», so Nadal. Die Vorhand mit viel Topspin auf die Rückhand des Gegners war bei dem serbischen Rekord-Grand-Slam-Sieger nicht ansatzweise so wirkungsvoll wie bei unter anderem Federer. Djokovic nahm diese nämlich früher und konnte mit diesen Schlägen gar attackieren.
Daher begann Nadal häufiger Slice oder auch einmal in die Mitte zu spielen. «Wenn du ihm die Möglichkeit gibst, starke Winkel zu spielen, hast du Probleme», erklärte der 38-Jährige und lobte: «In Sachen Ballkontrolle ist er der beste, gegen den ich je gespielt und den ich je gesehen habe.» Die Bilanz zwischen den beiden ist so auch deutlich ausgeglichener als zwischen Nadal und Federer. Insgesamt trafen Nadal und der ein Jahr jüngere Djokovic 60 Mal aufeinander. Der Spanier siegte 29 Mal, der Serbe 31 Mal. Bei den Grand Slams weist hingegen Nadal mit 11:7 eine positive Bilanz auf, wobei er sich in Finalspielen bei allen Turnieren mit 13:15 beugen muss.
Ein weiterer spannender Aspekt des Auftritts von Nadal bei «Served with Andy Roddick» war, als er über die Gründe sprach, weshalb er auf Sand so überragend war. Der Stier aus Manacor wurde aufgrund seiner 14 Titel in Roland Garros auch Sandkönig genannt. Daher kommt es etwas überraschend, wenn Nadal nun erklärt: «Ich konnte mich sehr gut bewegen und mit beiden Beinen rutschen. Andere können dies nur auf eine Seite.» Es sei zwar auch möglich, auf Sand gut zu spielen, ohne die Fähigkeit, hervorragend rutschen zu können, aber man bekäme so viel mehr Power und Kontrolle.
Ausserdem habe er es geschafft, qualitativ hochwertige Schläge auszuführen, ohne viel Risiko eingehen zu müssen. «Meine Schläge richteten beim Gegner viel Schaden an, ohne dass es für mich eine grosse Gefahr gab», sagte Nadal, «und diese Balance ist auf Sand entscheidend.»
«Aber natürlich half mir auch, Linkshänder zu sein», gab Nadal zu und ergänzte: «Ich konnte die Gegner mit meiner Vorhand in Richtung von ihrer Rückhand nach hinten drücken.» So wie er es eben gegen Federer immer wieder getan hat.