Er gilt nicht als grosser «Schnorri». Beat Feuz sitzt der Schalk eher im Nacken als vorne auf der Zunge. Und dennoch hören ihn die Skifans in diesem Winter parlieren wie noch nie. Denn der 36-jährige Emmentaler wird an fünf Weltcup-Destinationen für Schweizer Radio und Fernsehen in die Rolle des Ski-Experten schlüpfen. Am Wochenende in Zermatt, danach auch in Gröden, Wengen, Kitzbühel und beim Weltcup-Finale in Saalbach.
Feuz bleibt sich in der neuen Rolle treu. Der Olympiasieger von Peking hat nach seiner Jobzusage nicht etwa den Hörer in die Hand genommen und sich Tipps von moderierenden Ex-Kollegen angehört. Er sucht seine eigene Linie. «Ich bin Beat Feuz und will nicht gleich tönen wie Marc Berthod oder Marco Büchel», sagt der Emmentaler trocken. «Ich werde auch am Mikrofon meine eigene Art haben.»
In Kontakt mit SRF stand Feuz seit Frühling. Der erste Ansatz war, eine eigene, neue Rolle für den besten Abfahrer des vergangenen Jahrzehnts zu kreieren. Doch letztlich fand man sich in der seit den Zeiten von Bernhard Russi hoch angesehenen Funktion. Russi war bei SRF so etwas wie der Godfather der TV-Experten.
Feuz schmunzelt, wenn er an das erste Treffen im Leutschenbach zurückblickt, welches er «eine Art Vorstellungsgespräch» nennt. Er musste probehalber bei der Aufzeichnung eines alten Rennens mitkommentieren. Entschieden hat er sich danach zügig. Jüngst gab es auch eine Hauptprobe mit Stefan Hofmänner, dem SRF-Kommentator in Zermatt. «Dabei haben einige TV-Fachleute zugehört und mir danach Feedback gegeben.» Beat Feuz sagt, er habe sich wohl gefühlt.
Selbst hat der zweifache Familienvater im Gegensatz zum gemeinen Skifan kaum je Rennen mit Expertenstimmen miterlebt. Schliesslich war er seit 2011 bei Abfahrten meistens Hauptdarsteller und nicht Zuschauer in der warmen Stube. Er habe nun auch kein einziges Rennen nachgehört. «Ich will als Vorbereitung gar nicht zu viele Infos. Das habe ich auch als Rennfahrer jeweils so gehandhabt.»
Mit welchen Zielen geht er die neue Aufgabe an? Beat Feuz sagt, er wolle als Ski-Experte seiner Linie treu bleiben. Der 36-Jährige sieht den Mehrwert darin, «dass ich nach meinem Rücktritt im Januar noch immer sehr nahe an der Szene dran bin. Ich kenne jede Kurve im Weltcup auswendig, weiss genau, wie man sie fahren muss und wie es sich als Rennfahrer anfühlt, dort durchzufahren.» Er könne dem Laien viele Details vermitteln.
Nur für einen Ort gilt diese Voraussetzung nicht – ausgerechnet Zermatt. Feuz sagt deshalb, es wäre wohl einfacher gewesen, die Premiere in Wengen oder Kitzbühel zu geben. Trotzdem hält sich die Nervosität im Vorfeld in engen Grenzen. Es sei entspannter, als selbst zu fahren, «denn ich habe mehr als zwei Minuten Zeit, um zu performen. Wenn ich bei einem Fahrer einen Fehler mache, habe ich vierzig weitere, um zu überzeugen», so Feuz.
Gespannt ist er auf den Tagesablauf am Renntag. Diesen kennt er im Weltcup bislang nur aus der Warte des Athleten. Wie aber sieht er für einen TV-Journalisten aus? Technisch hingegen sei alles klar: «Ich sitze in einer kleinen Kabine, habe Kopfhörer auf den Ohren, ein Mikrofon vor dem Mund und muss einfach reden.» Beat Feuz hält die Dinge einfach, so funktionierte er bereits als Rennfahrer.
Die besten Voraussetzungen also, um in die Fussstapfen des grossen Bernhard Russi zu treten? Feuz winkt ab und bringt einen eigenwilligen Vergleich: «In Zermatt geben zwei junge Schweizer Abfahrer ihr Weltcup-Debüt. Sie werden auch nicht durchs Ziel fahren und dann sagen, sie seien der neue Marco Odermatt.»
Vielleicht falle er in der Gunst der Zuschauer ja durch, vielleicht finde er auch Freude an der Aufgabe. «Aber dass ich diese wie Russi zwanzig Jahre lang machen werde, sehe ich derzeit nicht in der Kristallkugel.»
So viel uns Beat Feuz über die Tücken an jeder Stelle am Lauberhorn oder auf der Streif auch erzählen kann, es ist zu hoffen, dass am TV-Mikrofon bisweilen auch sein ihm eigener trockener Humor rüberkommt. Dieser ist wie seine Rennfahrkünste Weltklasse.