Novak Djokovic schlittert immer tiefer in die Krise. Wie schon in Indian Wells ist die einstige Weltnummer 1 auch beim Masters-1000-Turnier in Miami bei erster Gelegenheit gescheitert. Das 3:6, 4:6 gegen den Franzosen Benoît Paire (ATP 47) war bereits die dritte Niederlage in Serie für den 30-jährigen Serben, der das Turnier in Miami bereits sechsmal gewinnen konnte.
Djokovic wirkte danach frustriert und ziemlich ratlos. «Ich versuche alles, aber nichts funktioniert. Mehr kann ich im Moment gar nicht sagen. Ich fühle mich einfach nicht gut genug, um mein bestes Tennis spielen zu können. Ich würde ja gerne besser spielen, aber das geht momentan einfach nicht», erklärte er sich nach dem Spiel.
Dabei war der «Djoker» vor dem Turnier noch so zuversichtlich, weil er nach seiner Ellbogenverletzung und einer Operation am Handgelenk «seit langer Zeit wieder schmerzfrei» trainieren konnte. «Ich konnte mich endlich wieder auf mein Spiel konzentrieren und war nicht abgelenkt von dem Gedanken: Kommt der Schmerz zurück, oder nicht? Dieses Gefühl in den letzten Tagen war wirklich erfrischend», erklärte die Weltnummer 12 noch am Dienstag.
Doch im Ernstkampf baute Djokovic nach einem ordentlichen Start wie schon in Indian Wells gegen Daniel Taro kontinuierlich ab. Der Serbe wirkte fahrig, teilweise gar konfus, es war kein klares Konzept erkennbar. In der kalifornischen Wüste hatte er in drei Sätzen 61 unerzwungene Fehler produziert, gegen Paire waren es in zwei Durchgängen zwar nur noch 19 – immer noch zu viele, um konkurrenzfähig zu sein.
Das verloren gegangene Selbstvertrauen und die fehlenden Automatismen waren in seinem sechsten Match seit dem Comeback von seiner Ellbogenverletzung augenscheinlich. Ausserdem wirkte er körperlich nicht ganz auf der Höhe. Das merkte auch Benoît Paire: «Novak spielt momentan nicht so, wie er früher gespielt hat. Er wirkt physisch nicht mehr so stark und auch sein Service ist nicht bei 100 Prozent.» Warum er trotzdem immer weiterspielt, bleibt ein Rätsel.
Djokovic selbst analysierte seine neueste Niederlage so: «Die ersten fünf, sechs Games waren ja noch okay, doch dann ging mir bereits das Benzin aus und ich verlor die wichtigen Punkte. Ich bin ganz offensichtlich einfach noch nicht bereit für diese Turniere.» Eigentlich war sein Plan, erst in Madrid auf die Tour zurückzukehren, doch diesen warf er wegen der Fortschritte im Training kurzfristig über den Haufen.
Er sei nach Indian Wells und Miami gekommen, um ein paar Matches vor der Sandsaison zu spielen, erklärte Djokovic gestern und merkte selber: «Ich war schlicht nicht bereit. Aber es ist, wie es ist. Ich bin nicht auf dem Niveau, auf dem ich gerne wäre. Das Leben geht weiter. Ich muss weiter an mich glauben und hoffen, dass mein Spiel bald zurückkehrt.»
Ob Djokovic ab dem 14. April in Monte Carlo in die Sandsaison starten wird, wollte er noch nicht endgültig beantworten. «Das war der Plan, wir werden sehen», sagte er nur. Für den Serben steht viel auf dem Spiel: Auf Sand hat er in der letzten Saison den Grossteil seiner noch verbliebenen ATP-Punkte geholt. Findet Djokovic den tritt nicht bald wieder, droht ihm in der Weltrangliste der Totalabsturz.