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Die Geschichte des 22-jährigen Dominic Thiem ist zugegebenermassen etwas verrückt. Am 11. Mai 2015, also vor etwas mehr als einem Jahr, lag der Österreicher noch auf Rang 49 der ATP-Weltrangliste. Da war ein allfälliger Grand-Slam-Halbfinal etwa soweit weg wie ein mittelfristig anderer deutscher Meister als Bayern München.
Nicht komplett absurd, aber auch nicht gerade das Ereignis, worauf in Wettbüros jeder sofort Geld gesetzt hätte. Sein bisher bestes Ergebnis auf oberster Stufe war ein Achtelfinal bei den US Open 2014, ansonsten war immer schon in der ersten Woche Schluss.
Nun, ein Jahr später steht der 185 cm grosse Rechtshänder bei seinem zehnten Anlauf in eben einem solchem Halbfinal eines Majors. Er trifft heute Nachmittag (ab 15 Uhr) auf den absoluten Dominator der letzten halben letzten Tennisdekade, auf die serbische Weltnummer 1 Novak Djokovic. Gegen diesen spielte Thiem bisher zweimal – und verlor jeweils auf Hartplatz ohne Satzgewinn. Zuletzt war dies im März beim 3:6, 4:6 in Miami der Fall.
Experten sagten dem jungen Österreicher längst eine grosse Karriere – Grand-Slam-Siege und Weltnummer 1 inklusive – voraus. In unserer watson-Prognose der Top Ten von 2021 steht Thiem auf Rang 4. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Mann aus Wien bei einem grossen Turnier mal weit kommt. Ein zukünftiger Grand-Slam-Sieger ist er eh, die Frage ist nur: Beginnt die Zukunft schon jetzt beim French Open 2016?
Während Dominic Thiem in seiner Karriere – der Österreicher ist seit 2011 Profi – bisher sechs Turniere gewinnen konnte und in zwei weiteren Finals stand, kommt «Nole» in derselben Statistik auf sagenhafte 64 Titel und 27 Finals.
Der Fall sollte also klar sein, alles andere als ein Sieg Djokovics würde die Tennisexperten landauf und landab doch eher erstaunen. Doch ganz abschreiben sollte man Thiem noch nicht. Zum einen ist er nach Djokovic derjenige Tenniscrack, der im Jahr 2016 am meisten Siege eingefahren hat (41:10 gegenüber Djokovics 42:3). Zum anderen impliziert Thiems rasanter Aufstieg in den letzten zwölf Monaten ja auch, dass er mit dem Tennisracket stets etwas anzufangen weiss.
Thiems Markenzeichen ist die starke einhändige Rückhand. Unglaublich, aber wahr: Bis er 12 Jahre alt war führte er seinen Paradeschlag doppelhändig aus und das wurde ihm von seinem langjährigen Trainer Günter Bresnik dann abgewöhnt. «Mit der einhändigen Rückhand habe ich dann zwei Jahre gegen Spieler verloren, die vorher keinen Ball gegen mich gesehen hätten. Jetzt kann ich die Früchte ernten», so Thiem in einem Interview mit dem «Kurier». Heutzutage führen die Backhand fast alle Spieler zweihändig aus.
Zudem ist der Österreicher flink und kann von der Grundlinie enorm viel Druck aufbauen. Auch mit der Vorhand, die er ähnlich hart schlagen kann wie Stan Wawrinka. Selbst mit dem Kopf ist der 22-Jährige in der Lage zu punkten, weshalb Novak Djokovic gewarnt ist, seinen Halbfinal-Gegner besser nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Thiem gilt als bescheidener Kerl, der sich auch in heiklen Situationen hervorragend auf das Wesentliche konzentrieren kann. Bei Big Points halt – und die musst du gewinnen, willst du die Besten schlagen.
Dominic Thiem, der im aktuellen French Open der Reihe nach Cervantes, Garcia-Lopez, Zverev, Granollers und Goffin eliminiert hat, spricht im «Spiegel» vom «grössten Match meiner jungen Karriere». Professionell, wie auf der Tour üblich, legte der Shootingstar aber nach: «Klar bin ich unglaublich glücklich, aber ich muss jetzt fokussiert bleiben.»
Es ist vollbracht! Glückwunsch Dominic Thiem zum Erreichen der Top10 und zum Halbfinale gegen Djokovic #AllesMöglich pic.twitter.com/AxObYPb7j9
— Oliver Pocher (@oliverpocher) 2. Juni 2016
Aktuell liegt der Österreicher in der ATP-Weltrangliste auf Rang 15. Unabhängig davon, wie der Halbfinal gegen Djokovic ausgeht, figuriert der 22-Jährige nach dem French Open zum ersten Mal in seiner Karriere in den Top 10, nämlich auf Position 7. Doch das ist Thiem nicht genug: «Ziel muss immer die Nummer 1 sein.»