Diesen Momenten würdigen wir diesen Artikel. Hier findest du keine Olympiasiege, keine Meistertitel oder WM-Erfolge. Hier geht es um Emotionen, um schöne, witzige, traurige oder nervende Momente, die uns im Sportjahr 2018 bewegt haben.
Eklat statt des grossen Skifests in Schladming! Henrik Kristoffersen liefert sich mit Marcel Hirscher ein packendes Duell. Der Norweger zieht eine starke Fahrt durch den Stangenwald, übernimmt die Führung, reagiert im Ziel aber ungehalten. Was ist passiert?
Die Wiederholung zeigt: Zuschauer haben während Kristoffersens Auftrifft Schneebälle in Richtung des Athleten geworfen. Unsportlicher geht's nicht! Marcel Hirscher überflügelt daraufhin seinen Konkurrenten, ist aber schockiert, als er vom Zwischenfall hört. Der Österreicher entschuldigt sich bei Kristoffersen. Der zeigt sich extrem sportlich und sagt: «Mach dir keine Sorgen, du bist sowieso besser Ski gefahren.»
'You were skiing better, no stress don't worry!'
— Eurosport UK (@Eurosport_UK) 23. Januar 2018
Class from @H_Kristoffersen as he congratulates @MarcelHirscher
👏👏👏 pic.twitter.com/eCCq3Te2sF
Fabian Bösch und Andri Ragettli gehören zur Crème de la Crème, wenn es um Ski Freestyle geht. Aber auch in Sachen Social Media sind sie Weltspitze. Die beiden Youngster sorgen immer wieder mit verrückten Videos für Aufsehen. Am besten erinnern wir uns noch an Fabian Böschs spezielle Rolltreppenfahrt an den Olympischen Spielen in Südkorea. Sogar Lindsey Vonn wollte den Trick lernen.
Aber auch Andri Ragettli begeistert seine Fans auf Instagram: Mit einem unglaublichen Trainingsparcours oder mit waghalsigen Sprüngen in die Limmat.
Er steht symbolisch für die neue Stärke des EHC Biel. Mit Jonas Hiller im Tor sind die Seeländer plötzlich eine fixe Playoff-Mannschaft. In der aktuellen Saison führen sie zeitweise gar die Tabelle an. Doch in den Playoffs im Frühjahr macht der Routinier anders von sich reden. Hiller macht den Neymar, noch bevor der an der WM zum Gesprächsstoff wurde, und blamiert sich mit einer Schwalbe.
2018 ist auch das Jahr, in dem die Ligaqualifikation fast mehr interessiert als der Playoff-Final. Kloten und Rapperswil kämpfen erbittert um den zwölften Platz in der National League. Das dritte Spiel dauert lange. Extrem lange. So lange, dass einige Essensstände im Klotener Schluefweg bereits geschlossen haben, als das Siegtor des Heimteams 28 Minuten nach Mitternacht fällt.
WIR HABEN EINE ENTSCHEIDUNG! @DHollenstein91 schiesst @EHC_Kloten_1934 gegen die @lakers_1945 ins Glück. Kurz vor halb eins ist also Schluss. 🤪#MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Ligaquali2018 pic.twitter.com/bR3fDwMsan
— MySportsCH (@MySports_CH) 17. April 2018
Das Spiel stellt Fans, Fernsehmoderatoren und auch watson-Livetickerer Alf Eile* (*Name der Redaktion bekannt) vor grosse Probleme, wie Sportchef Sandro Zappella am Tag nach dem Rekordspiel aufdeckt.
Im März schockiert ein Todesfall den italienischen Fussball. Davide Astori, Captain der AC Fiorentia, stirbt im Alter von 31 Jahren an den Folgen eines Herzstillstandes. Ganz Fussball-Italien ist gelähmt, die Anteilnahme ist riesig. Bei der Beerdigung sorgen tausende Tifosi für Gänsehautmomente. Und auch das erste Heimspiel nach dem tragischen Zwischenfall ist äusserst emotional.
Den Ruf hat als knochenharter Fussballer hat sich Sergio Ramos längst erarbeitet. Doch das Jahr 2018 setzt den Deckel drauf. Im Champions-League-Final gegen Liverpool schaltet er zuerst Mohamed Salah und dann auch noch Goalie Loris Karius aus. Im Herbst dieses Jahres, ebenfalls in der Champions League, schlägt er einen Gegner blutig. Meist kommt der Spanier ungestraft davon und zieht so den Unmut des Publikums auf sich.
Diego Armando Maradona hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Ein Jahr, in dem er immer wieder Gesprächsthema ist. Meist sind es nicht positive Nachrichten. An der Weltmeisterschaft in Russland ist es die «Zirkus-Show des Diego», die für Aufsehen sorgt. Zuerst himmelhoch jauchzend nach dem Führungstreffer Argentiniens gegen Nigeria. Dann schwer erschöpft, sodass er sich noch auf der Tribüne ein Nickerchen gönnen muss.
Maradona ist einfach in einer anderen Welt... 😂 pic.twitter.com/gdF7J6W4QZ
— El Patrón (@RichiiG_) 26. Juni 2018
Später im Jahr erhält die argentinische Legende ein Jobangebot aus Mexiko. Er soll die Dorados de Sinaloa in die erste Liga führen, scheitert aber im Finale der Playoffs an San Luis. Neben dem Platz scheint er in Interviews ... zugedröhnt? Oder einfach überfordert? Entscheide selbst.
Diego Maradona with one of the greatest post-match interviews ever. pic.twitter.com/jIJuF2Ppyv
— ESPN UK (@ESPNUK) 26. November 2018
Es soll ein ganz grosses Kabinettstückchen werden, doch es wird das Gegenteil. Milad Mohammadis versuchter Purzelbaum-Einwurf im Spiel zwischen dem Iran und Spanien bleibt eines DER Bilder der WM. Und steht irgendwie sinnbildlich für das Turnier beider Mannschaften. Der Iran verpasst die Sensation gegen Spanien nur hauchdünn. Die Spanier können auch nie überzeugen und scheitern im Achtelfinal an Gastgeber Russland.
Er fällt und fällt und fällt. Kaum ist man in seiner Nähe, liegt Neymar wieder am Boden und durchleidet ganz offensichtlich Höllenqualen. Die Schauspieleinlagen des Brasilianers fördern scheinbar auch die Kreativität der watson-User. Aus einem Liveticker entsteht ein Sammelsurium an Sprüchen, die später den Neymar-Bauernkalender bilden.
Als Wayne Rooney im Sommer seinen Wechsel in die USA verkündet, scheint er endgültig von der Weltbühne des Fussballs abzutreten. Doch bei DC United lässt der Engländer seine Klasse ab und an noch aufblitzen. So auch rund einen Monat nach seinem Debüt: Nach einem Eckball vor dem gegnerischen Tor erobert sich Rooney mit einem unglaublichen Sprint den Ball zurück, läuft einige Meter und schlägt dann den perfekten langen Ball. Tor und 3:2-Sieg für DC United. Wahnsinn!
Ein Eklat überschattet den Damenfinal am US Open. Serena Williams legt sich mit dem Schiedsrichter an – und zwar so richtig. Nach einer Verwarnung wegen Coachings verliert die ehemalige Weltnummer 1 die Nerven und bezeichnet Schiedsrichter Carlos Ramos als Dieb und fordert ihn auf, sich bei ihr zu entschuldigen.
Das Spiel verliert Williams gegen eine grandiose Naomi Osaka, die ihren Erfolg allerdings gar nicht geniessen kann. Die Siegerehrung geht in einem Buh- und Pfeifkonzert unter. Später an der Pressekonferenz legt Serena nach und wirft dem Schiedsrichter Sexismus vor. Darauf, dass die Amerikanerin selbst auch Fehler eingesteht, wartet man vergebens.
Romano Fenati sorgt während des Moto2-Rennens in Misano für einen Skandal. Während des unerbittlichen Kampfes gegen seinen Landsmann Stefano Manzi ausserhalb der Punkteränge greift der 22-jährige Italiener seinem Gegner bei Tempo von gegen 200 km/h in den Lenker und zieht an der Bremse. Ein extrem gefährliches Manöver.
Fenati wird mit der Schwarzen Flagge aus dem Rennen genommen und für zwei Rennen gesperrt.
Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge laden die deutschen Medien an die Säbener Strasse ein und veranstalten eine absurde Pressekonferenz, wie wir sie noch nie erlebt haben. Statt dem erwarteten Knall nach dem durchzogenen Saisonstart wettern die Bayern-Bosse gegen die Medien, was das Zeug hält.
Der Höhepunkt: Sie kritisieren, wie die Medien mit den Spielern der Bayern umgehen, und appellieren an die Menschenwürde. «Das ist eine Frechheit. Wir akzeptieren keine respektlose Berichterstattung mehr», meint Rummenigge. Doch kurz darauf schiesst Hoeness wieder gegen Juan Bernat, weil der bei den Bayern «so einen Scheissdreck gespielt hat!» Für wen die Menschenwürde gilt, entscheidet offenbar immer noch Uli Hoeness selbst.
Ganz anders als jenes von José Mourinho verläuft das Jahr von Manuel Akanji. Im Januar wechselt er von Basel zu Borussia Dortmund und etabliert sich dort bald als Stammspieler. Er spielt im Schweizer Dress eine tolle Weltmeisterschaft und ist ab Sommer gar einer der Leader in Dortmund.
Noch fast beeindruckender als sein steiler Aufstieg ist der Beweis seiner Rechenkünste. Im «Sportpanorama» rechnet der Verteidiger Multiplikationen schneller aus als Moderator Rainer Maria Salzgeber mit seinem Taschenrechner.
Wir geben es ja zu: Wir Sportjournalisten stellen nicht immer die besten und kreativsten Fragen. Insbesondere nicht im Fernsehen direkt nach einem Match. Deshalb nehmen wir es Danny Da Costa auch nicht übel, dass er für einmal das Heft selbst in die Hand genommen hat und das wohl beste Fussballerinterview des Jahres abgeliefert hat.
📺 Danny da Costa FTW! 🚀 pic.twitter.com/3dZjItjj0I
— Sportschau (@sportschau) 9. November 2018
Der Verteidiger hat aber auch allen Grund zum Lachen. Im Frühjahr gewinnt er mit der Frankfurter Eintracht überraschend den DFB-Pokal gegen die Bayern. In der neuen Saison spielt die Mannschaft von Adi Hütter eine perfekte Gruppenphase in der Europa League und liegt in der heimischen Liga in der erweiterten Spitze.