In einem Interview mit der britischen BBC hatte Novak Djokovic im Februar noch einmal bekräftigt, dass er sich nicht impfen lassen werde. Er würde dabei in Kauf nehmen, nicht um die grossen Titel mitspielen zu können.
Zu seinem Leidwesen spielt der Serbe als Tennisspieler einen der wohl globalsten Sportarten. Und solange die Welt noch im Pandemie-Modus ist, wird er wohl fortwährend auf Lockerungen der Einreisebedingungen hoffen müssen. Zumindest für die nächsten beiden grossen Turniere wurde diese Hoffnung nicht erfüllt: Am Mittwochabend gab Djokovic auf Twitter bekannt, bei den beiden Masters-1000-Turniere – immerhin die zweitgrösste Kategorie nach den vier Grand Slams – von Indian Wells und Miami nicht anzutreten.
While I was automatically listed in the @BNPPARIBASOPEN and @MiamiOpen draw I knew it would be unlikely I’d be able to travel. The CDC has confirmed that regulations won’t be changing so I won't be able to play in the US. Good luck to those playing in these great tournaments 👊
— Novak Djokovic (@DjokerNole) March 9, 2022
24 Stunden zuvor gab es noch Verwirrung über das Erscheinen von Djokovics Namen in den Tableaus der Turniere:
Wird die neue Nummer 2 des Männertennis wirklich einen Grossteil der Saison verpassen? Er wäre damit der einzige, da kein anderer Spieler der Top 100 ungeimpft ist. Gerade mal drei Matches hat er in diesem Jahr gespielt: Alle drei in Dubai, wo er in der 3. Runde dem Qualifikanten Jiri Vesely unterlag. In die Arabischen Emirate konnte Djokovic ohne Probleme einreisen, da lediglich ein negativer PCR-Test benötigt wurde.
Die Einreisebestimmungen können natürlich jederzeit und überall gelockert werden. Und danach sieht es momentan aus. Im April beginnt die Sandsaison, unter anderem eingeläutet durch das Masters-1000-Turnier in Monte Carlo. Djokovic ist hier steuerpflichtig, weshalb die Teilnahme am Turnier sowieso kein Problem ist. Monte Carlo ist bislang das einzige Turnier, das im Spielplan seiner offiziellen Website aufgelistet ist.
Im Mai findet in Madrid das nächste grossen Sandplatzturnier statt. In Marbella, Spanien, hat Novak Djokovic seinen Zweitwohnsitz. Dank seiner mutmasslichen Covid-Erkrankung im Dezember sollte die Einreise nach Spanien klappen. Zurzeit benötigen Einreisende aus der EU neben einem negativen Test entweder einen Impfnachweis oder eine Genesungsbestätigung, die nicht älter als 180 Tage sein darf. Feliciano Lopez, ehemaliger Top-Spieler und Turnierdirektor in Madrid, bestätigte bereits, dass man den Serben willkommen heisse beim Turnier, solange die Einreisebedingungen im Mai gegeben sein werden, wovon er ausgeht.
Gleich nach Madrid treffen sich die Tennisstars in Rom am Italian Open. Offenbar hat Djokovic bereits im Februar von Italiens Sportministerin – inoffiziell – grünes Licht für die Einreise erhalten. Das kam in Italien nicht überall gut an, besonders da zu dieser Zeit im Land noch strengere Bedingungen herrschten. Mittlerweile reicht auch in Italien für Ungeimpfte der Vorweis eines negativen Tests.
Auch für die French Open in Paris (22. Mai bis 5. Juni 2022), bei dem er Titelverteidiger ist, steht seit einer Woche fest: Djokovic kann auch ungeimpft einreisen, noch im März sollen in Frankreich die Bestimmungen gelockert werden. Dass der Serbe die Titelverteidigung in Wimbledon im Juli in Angriff nehmen kann, war schon länger klar: Die britische Regierung verlangt keinen Impfnachweis bei der Einreise. Und Tim Henman, Teil des Turnierleitungskomitees, bekräftigte, dass der Impfstatus keinen Hinderungsgrund für die Teilnahme darstellen sollte.
Ob Djokovic auch das letzte Grand-Slam-Turnier im Jahr spielen kann, steht allerdings zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen. Das US Open findet zwischen Ende August und Anfang September statt. Und wie die Absagen Djokovics in Indian Wells und Miami zeigen, ist es für ihn als Ungeimpften bislang nicht möglich, einzureisen.
Vorläufig profitiert vor allem die neue Nummer 1, Daniil Medwedew, vom Fernbleiben Djokovics. Hätte der Serbe in Indian Wells spielen können, hätte er sich im Falle eines Turniersieges die Führung in der Weltrangliste wieder zurückerobert. Daniil Medwedew fallen am 21. März nämlich 250 Punkte für den letztjährigen Sieg in Marseille aus dem Ranking weg. Da der Russe aber in Indian Wells spielen wird, muss er dort «lediglich» die Viertelfinals erreichen, um seine Führung zu verteidigen.
Fest steht: Noch immer würde Djokovic lieber ein ATP-Turnier verpassen als sich impfen lassen. Es ist aber gut möglich, dass die Turniere in Florida zumindest vorerst das letzte Opfer waren, das der Serbe erbringen musste. (lak)