Am Sonntag hatten beide etwas zu feiern. Harry Kane bejubelte mit den Fans auf dem Marienplatz die Meisterschaft des FC Bayern München. Jamie Vardy erzielte in seinem 500. und letzten Spiel für Leicester City seinen 200. Treffer.
Es geht in den folgenden Zeilen nicht darum, die beiden englischen Stürmer gegeneinander auszuspielen. Aber die Frage ist zu reizvoll, um nicht darüber nachzudenken: Wer von den beiden hatte eigentlich die bessere Karriere?
Da haben wir zum einen Harry Kane. In zwei Monaten 32 Jahre alt, als Elfjähriger zu Tottenham Hotspur gekommen und fast nicht mehr weggegangen. 280 Tore schoss Kane für die Spurs, mehr als jeder andere in deren Geschichte. Aber einen Titel gewann er nie und je länger diese ausblieben, desto mehr wurden Kane und seine Erfolglosigkeit zum Meme.
Es half auch nichts, dass Kane mit England zwei EM-Finals spielte, denn er verlor beide. Die individuellen Trophäen? Ein schwacher Trost für den dreifachen Premier-League- und zweifachen Bundesliga-Torschützenkönig, für den besten Torschützen der WM 2018 und der EM 2024.
Dass ihn seine bisher 71 Treffer zum Rekordtorschützen des Nationalteams machten? Ist halt auch kein Meistertitel. So «flüchtete» Kane vor zwei Jahren zu Bayern München, wo prompt in der ersten Saison mit ihm die Serie von elf Meistertiteln in Folge endete. Doch in dieser Saison wurde Harry Kanes Traum wahr und mit der Meisterschaft gewann er endlich auch einmal einen Titel.
In der blauen Ecke dieses virtuellen Zweikampfs steht Jamie Vardy. Eben hat er noch ein Red-Bull-Büchsli ausgetrunken und zerdrückt, nun stellt er sich Kane entgegen. Der 38-Jährige hat eine märchenhafte Karriere hinter sich. Zwischenzeitlich kickte er mit einer elektronischen Fussfessel, erst mit 25 Jahren kam er in den Profifussball. Leicester City hatte eine Million Pfund für den Fünftliga-Spieler gezahlt.
Dieses Risiko des Vereins zahlte sich aus. Auf den Tag genau 13 Jahre nach seiner Vertragsunterschrift bestritt Vardy am Sonntag seine letzte Partie für Leicester. Es war ein Jubiläum: Spiel Nummer 500. Er knackte dabei eine weitere Marke, indem er Tor Nummer 200 für die «Foxes» schoss.
Jamie Vardy erlebte in Leicester alle Emotionen, die der Fussball bieten kann. Er stieg auf, er hielt wundersam die Klasse, er stieg ab, nochmals auf und zuletzt nochmals ab. Und dazwischen war er ein Hauptprotagonist beim schönsten Fussballmärchen der Moderne. 2015/16 wurde Leicester City entgegen aller Wahrscheinlichkeiten englischer Meister.
Welch krassem Underdog diese Sensation gelang, belegt die Meister-Wettquote von 5000:1 vor der Saison. Später gewann Vardy mit Leicester auch den FA Cup. Seine Tore brachten ihn in die Nationalelf, für die er 26 Mal auflief.
Das sind, in aller Kürze, die Laufbahnen der beiden englischen Stürmer. Beide einzigartig, beide Legenden bei Tottenham beziehungsweise in Leicester.
Wie beim «Highlander» gilt: Es kann nur einen geben. Wärst du lieber Harry Kane oder Jamie Vardy?