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Tour de France: Pogacar, Vingegaard und ihre Rekorde am Mont Ventoux

epa12253500 Yellow Jersey overall leader Slovenian rider Tadej Pogacar of UAE Team Emirates approaches the finish line ahead of Danish rider Jonas Vingegaard of Team Visma-Lease a Bike in the 16th sta ...
Auf den letzten Metern nimmt Tadej Pogacar (links) seinem angriffigen Rivalen Jonas Vingegaard noch zwei Sekunden ab.Bild: keystone

Pogacar und Vingegaard knacken am Mont Ventoux den 21 Jahre alten Rekord

53:47 Minuten, 54:30 Minuten, 54:41 Minuten. Die Angaben schwanken, doch egal, welche davon stimmt: Tadej Pogacar war hinauf zum Mont Ventoux schneller als alle Radprofis vor ihm. Trotz Halsschmerzen.
23.07.2025, 11:2623.07.2025, 12:49
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Zwei Jahrzehnte lang blieb seine Bestzeit unangetastet. Der Baske Iban Mayo bewältigte die 21,6 Kilometer von Bédoin zum Mont Ventoux hinauf in 55:51 Minuten. Nun ist er seinen Rekord am «kahlen Riesen der Provence», diesem so mythischen Berg, los.

In der 16. Etappe der Tour de France schrieb sich Tadej Pogacar ein weiteres Mal in die Geschichtsbücher des Radsports ein. Er war, je nach Quelle (1, 2, 3), mindestens 70 Sekunden schneller oben als Mayo 2004. Sein Herausforderer Jonas Vingegaard war nur zwei Sekunden langsamer als Pogacar im Maillot Jaune.

Slovenia's Tadej Pogacar, wearing the overall leader's yellow jersey, follows Denmark's Jonas Vingegaard, as they climb in a Lunar landscape during the last kilometers of the sixteenth  ...
Pogacar (links) und Vingegaard jagen hinauf zum Gipfel.Bild: keystone

Der Blog «Lanterne Rouge», der sich in der Daten-Analyse von Velorennen einen Namen geschaffen hat, schreibt von einer «aussergewöhnlichen Leistung». Pogacar und Vingegaard hätten für «die beste Leistung an einem langen Anstieg überhaupt» gesorgt.

Rekord nach Ruhetag und flacher Anfahrt

Fast eine Stunde lang war das Duo in der Lage, 6,52 eW/kg (Vingegaard) bzw. 6,44 eW/kg (Pogacar) zu leisten. Auch der Gesamtdritte Florian Lipowitz und Primoz Roglic blieben unter dem alten Rekord. Dabei muss man wissen: Iban Mayo stellte ihn in einem Bergzeitfahren auf. Also ohne eine vorherige Belastung, wie sie die Fahrer dieses Mal hatten.

eW/kg
Die Leistung in W/kg (Watt pro Kilogramm) zu vergleichen, ist sinnvoll, weil diese Masseinheit die Kraft relativ zum Körpergewicht berücksichtigt, wodurch aussagekräftigere Vergleiche der Leistungsfähigkeit ermöglicht werden. Dies ist besonders relevant bei Steigungen, wo das Gewicht grossen Einfluss auf die Leistung hat.

Das e steht für étalon (französisch für Standard). Die tatsächlich erreichten Werte werden auf ein Gewicht von 60 kg berechnet, womit der eW/kg-Wert bei allen Fahrern vergleichbar ist.

Allerdings: Die Anfahrt am Dienstag war zwar 150 Kilometer lang, aber weitgehend flach. Und: Die Etappe fand nach einem Ruhetag statt. Die Anfahrt könnte Pogacar und Vingegaard, den beiden Entrückten, als Einrollen gedient haben.

Für Kritiker ist der Fall klar

«Es gab Momente, in denen ich gelitten habe», sagte Leader Pogacar. «Aber heute war es nur ein Anstieg, eine Anstrengung, und es war mehr oder weniger Vollgas von unten bis zur Ziellinie.» Dabei leidet der slowenische Weltmeister seit einigen Tagen an Halsschmerzen, die ihn offensichtlich nicht beeinträchtigten.

Es ist ein alljährlich im Juli wiederkehrender Reflex, dass sich Kritiker des Radsports bei solchen Leistungen schneller aus der Deckung wagen, als Mario Cipollini sprinten konnte. Ihre Anklage: Wie anders als mit Doping soll das noch zu erklären sein?!

Eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht – jedenfalls nicht im Moment. Sünder wurden auch schon Jahre später überführt, als man ihre Proben mit neuen Methoden nochmals prüfte.

epa12253614 Fans line up along the road to the Mount Ventoux during the 16th stage of the Tour de France cycling race over 171.5km from Montpellier to Mont Ventoux, France, 22 July 2025. EPA/CHRISTOPH ...
Sauber oder nicht: Die Fans am Strassenrand scheint diese Frage nicht zu kümmern.Bild: keystone

Verbesserungen auf vielen Ebenen

Die Protagonisten betonen die vielen Fortschritte, die auf verschiedenen Gebieten erzielt worden sind. Die Velos sind heute besser als vor zwanzig Jahren, dank verbesserter Aerodynamik lässt sich Energie sparen. Die Pneus wurden breiter und werden mit weniger Druck gefahren, die Kleidung windschlüpfiger designt.

Von «Marginal gains» ist im Radsport jeweils die Rede, von vielen vermeintlich unscheinbaren Verbesserungen, die in ihrer Summe zu einer deutlichen führen. Gerade auch bezüglich Ernährung setzte sich zuletzt eine Entwicklung durch, die während der Etappe auf drei Mal mehr Kohlenhydrate setzt, als noch vor wenigen Jahren üblich waren.

Beweise gibt es nicht, dass die heutigen Spitzenfahrer Spritzenfahrer wie ihre Vorgänger sind. Und so gilt für sie die Unschuld, auch wenn manch ein Beobachter, ob sachkundig oder nicht, kaum glauben will, welche Leistungen ein Mensch erbringen kann.

Tour de France 2025: Das Gesamtklassement nach Etappe 16.
rangliste: sofascore
Die Tour de France heute
Auf dem Menü stehen 160 Kilometer zwischen Bollène und Valence. Unterwegs gibt es zwei kleinere Bergwertungen, dennoch könnte es auf einen Massensprint hinauslaufen. Für die ganz schnellen Männer ist es womöglich die letzte Chance auf einen Etappensieg in diesem Jahr, da die Schlussetappe in Paris modifiziert wurde und es drei Mal knackig hinauf nach Montmartre geht.
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  1. 16. Etappe: Valentin Paret-Peintre (FRA). 171,5 km von Montpellier nach Mont Ventoux.

quelle: keystone / christophe petit tesson
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59 Kommentare
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001328.9cb45ed3@apple
23.07.2025 12:21registriert Februar 2025
Wenn etwas zu gut ist um wahr zu sein…. Ist es das vermutlich auch. Die beiden fahren seit Jahren alle anderen im Grund und Boden auf jedem Terrain. Ich liebe Radsport, aber an die beiden glaube ich nicht.
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der/die Waldpropaganda
23.07.2025 12:18registriert September 2018
Ja die Velos werden immer besser, die Ernährung wird immer besser etc., trotzdem ist es verdöchtig, wie die letzten 1-2 Jahre Rekorde geradezu pulverisiert werden. Das böse erwachen wird erneut (leider) kommen. Dass ohne Doping teils gedopte Leistungen in neue Sphären überboten werden ist vorallem bei der Geschichte um das Team UAE alles andere als sauber.
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