Eine Tour de France ohne den Besuch auf der Alpe d'Huez ist wie eine Suppe ohne Salz. Hunderttausende erwiesen dem legendären Anstieg in den Alpen auch am Donnerstag wieder die Ehre und sorgten für eine tolle Stimmung. Beim fatalen Sturz von Vincenzo Nibali scheint es ein Fan allerdings übertrieben zu haben. Doch was war passiert?
Im hektischen Finale des 13,8 km langen Schlussanstiegs der zwölften Etappe befand sich die Gruppe um Leader Geraint Thomas im engen Spalier der zahlreichen Zuschauer auf der Verfolgung des Franzosen Romain Bardet, als es krachte und Nibali vier Kilometer vor dem Ziel plötzlich auf dem Boden lag. «Ich weiss gar nicht, was passiert ist. Da waren zwei Polizei-Motorräder. Froome hat beschleunigt, ich bin ihm hinterhergefahren, dann bremste plötzlich alles und ich bin gestürzt», beschrieb der 33-Jährige aus dem Team Bahrain-Merida die Situation nach der Zielankunft.
Ciao Ragazzi sono di ritorno in hotel, purtroppo l’esito del referto medico non è buono, mi è stata confermata la frattura alla vertebra, domani tornerò a casa per un periodo di recupero. Grazie per tutto il vostro affetto dimostrato nei miei confronti! Alla prossima👍🏻
— Vincenzo Nibali (@vincenzonibali) 19. Juli 2018
Nibali konnte die Etappe zwar noch beenden und fuhr auf Platz sieben, doch musste der Tour-Sieger von 2014 am späten Donnerstagabend für das 13. Teilstück vom Freitag Forfait erklären. Ein Besuch im Spital in Grenoble bestätigte den Verdacht auf einen Wirbelbruch.
Die Schuld am Tour-Aus des viermaligen Grand-Tours-Siegers trägt aber nicht der Fahrer des Polizei-Motorrads, wie Videobilder nun beweisen. Vielmehr war es ein Zuschauer am Strassenrand gewesen sein, der den «Hai von Messina» zu Fall gebracht hat. Das Schulterband einer Kamera hängte sich offenbar bei Nibalis Velo ein und verursachte den Sturz.
Einen Schreckmoment erlebte gestern auch Chris Froome. Ein Zuschauer versuchte, den ungeliebten Briten zu schubsen. Nach dem Rennen wurde er gemäss Tages-Anzeiger von der Polizei verhaftet. «Wenn ihr uns nicht mögt, dann buht so fest ihr könnt. Aber lasst uns in Ruhe, behaltet etwas Anstand», sagt Leader Thomas später.
Nibali und Froome sind nicht die ersten Fahrer, die beim Aufstieg zur L'Alpe d'Huez von Zuschauern angerempelt wurden. 1999 hätte Giuseppe Guerini wegen eines unvorsichtigen Zuschauers fast seinen Etappensieg verloren. Der Italiener wurde von einem Fan, der ein Foto machen wollte, rund einen Kilometer vor dem Ziel zu Fall gebracht, konnte aber sofort wieder aufsteigen und kam mit dem Schrecken davon. (pre/sda)