Seit exakt 3861 Tagen wurde auf dem Hardturm-Areal kein professionelles Fussball-Spiel mehr durchgeführt. Das sind mehr als elf Jahre, für die meisten Fussball-Fans in Zürich eine viel zu lange Zeit.
Doch nun sollte es endlich klappen mit dem neuen Hardturmstadion. Das privat finanzierte Stadionprojekt «Ensemble», das vom Ostschweizer Bauunternehmen HRS Real Estate ausgearbeitet wurde, erhielt zunächst viel Zustimmung. Sämtliche Parteien begrüssten die neuen Stadionpläne.
Nebst einem Stadion mit einer Kapazität von rund 18'000 Zuschauern hätten zwei Hochhäuser mit 174 gemeinnützigen und 600 Wohnungen im mittleren Preissegment entstehen sollen. Soweit die Pläne im Sommer 2016.
Nun, knapp zwei Jahre später, stellen die Zürcher SP, die Grüne und die AL jedoch neue Forderungen, dies schreibt die NZZ heute Mittwoch. Demnach soll der Anteil der gemeinnützigen Wohnungen auf mindestens ein Drittel erhöht werden. Das Geschäft befindet sich momentan in den zuständigen Parlamentskomissionen und hätte ursprünglich noch in diesem Jahr an die Urne kommen sollen.
Ob die linke Ratsmehrheit das Projekt fallen lassen würde, falls die geforderten Genossenschaftswohnungen nicht gebaut würden, ist zurzeit offen. Gabriela Rothenfluh, Co-Präsidentin der SP Stadt Zürich sagt gegenüber dem «SRF Regionaljournal»: «Wir sind zerrissen. Wir wollen das Stadion, aber gewisse Pläne finden wir schwierig.» Es könne nicht sein, dass in Zürich-West nur teure Wohnungen gebaut würden.
Bürgerliche Politiker können mit den neu gestellten Forderungen wenig anfangen. Der Zürcher FDP-Präsident Severin Pflüger kritisiert im «SRF Regionaljournal», dass die SP keinen Plan B habe. Sie spiele mit dem Feuer.
Am Abend reagierten auch die beiden Fussballvereine auf die Medienberichte. In einem gemeinsamen Statement schrieben GC und der FCZ, dass ein Fussballstadion in Zürich für beide Clubs «überlebenswichtig» sei. Man sei «irritiert über die aktuellen politischen Manöver der Zürcher SP».
Der Grasshopper Club Zürich und der @fc_zuerich zeigen sich irritiert über die aktuellen politischen Manöver der #Zürcher #SP. Bericht: https://t.co/IGriFyJYHf #gc #zürich #mirhoppers🦗
— GC Zürich (@1886_gc_zuerich) 28. März 2018
«Das Verhalten der Zürcher SP ist nicht ehrlich», sagt Stephan Anliker, Präsident von GC. «Fussball ist ein wichtiger Bestandteil von sozialer Intergration in der Stadt Zürich. Ich frage mich, ob sich die Politiker bewusst sind, was sie da gerade anrichten?»
Ein neues Fussballstadion ist für beide Zürcher Clubs überlebenswichtig. Der #FCZ und der @1886_gc_zuerich zeigen sich irritiert über die aktuellen politischen Manöver der Zürcher SP: https://t.co/BZER1BY2jR #fczuerich #stadtclub pic.twitter.com/ZEK1qXSwro
— FC Zürich (@fc_zuerich) 28. März 2018
Ancillo Canepa, Präsident des FCZ betont: «Fussball ist ein Sport, der für alle Zürcherinnen und Zürcher organisiert wird. Gerade unter den FCZ-Anhängern haben wir sehr viele SP-Wählerinnen und -Wähler. Das Projekt mit politischen Manövern zu gefährden, ist unverantwortlich.»
Die beiden Vereine kritisieren, dass die SP bereits von Beginn weg eng in den Prozess eingebunden worden sei und nun plötzlich eine Kehrtwende vollzogen habe. Noch vor wenigen Monaten hätten sie das Projekt unterstützt. (cma)