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Frauen und Geld
Gibt es Alternativen zum Sparkonto, selbst wenn man weniger Geld zur Verfügung hat? Ideen und Möglichkeiten, wie du selbst aus kleinen Beträgen mehr rausholen kannst.
06.08.2020, 16:2407.08.2020, 10:20
Viele Menschen legen regelmässig etwas auf die Seite, meistens auf das Sparkonto. Dass nur Sparen bei den niedrigen Zinsen nicht immer der Brüller ist, wissen wir alle. Und so fragen mich Frauen an Seminaren auch oft:
- Welche Alternativen zum Sparen gibt es?
- Wie viel Geld brauche ich denn eigentlich zum «Investieren»?
- Welche Möglichkeiten gibt es wirklich, wenn man aus kleineren Beträgen mehr machen möchte?
Früher war Geldanlegen eher etwas für Vermögende. Aber heute, mit all den neuen Finanzprodukten und digitalen Tools, braucht man weniger Geld, um zu «investieren». Hier sind ein paar Ideen und Fallbeispiele, wie du mit kleinen Beträgen mehr aus deinem Geld machen kannst.
Schulden tilgen und Notgroschen aufbauen
Vor allem wer kurzfristige oder Kreditkarten-Schulden hat, sollte diese zuerst zurückzahlen, weil dabei oft relativ hohe Zinsen anfallen. Wer keinen Notgroschen hat, sollte zuerst ansparen. Vor allem in unsicheren Zeiten wie jetzt ist der Notgroschen hilfreich und selbst dann, wenn er dazu dienen sollte, Wartefristen, z.B. vom RAV, zu überbrücken. Empfohlen werden 2-3 Monatsgehälter, allenfalls mehr, wenn man selbstständig werden möchte.
Steuern und z.B. Krankenkasse im Voraus bezahlen
In den meisten Kantonen verzinst das Steueramt, was man im Voraus bezahlt und einzahlen kann man auch monatlich. In Zürich z.B. bekommt man 2020 0,25% Zinsen. Mittlerweile kann man auch bei verschiedenen Krankenkassen im Voraus mit einem Rabatt bezahlen, Regelungen sind je nach Kasse unterschiedlich.
Säule 3a / Vorsorge in Aktien
Zusätzliche Beträge in die Pensionskasse einzahlen. Spannender ist es bei der Säule 3a, hier kannst du z.B. mit einem digitalen Tool wie Viac oder Frankly relativ günstig und bspw. monatlich in Aktien investieren. Der Maximalbetrag dieses Jahr liegt bei CHF 6'826 (das sind ca. 568 CHF pro Monat). Die Gelder der Säule 3a eigenen sich sehr gut für Aktien, da sie oft erst weit in der Zukunft gebraucht werden.
ETFs & Fondsparpläne
Exchange Traded Funds sind i.d.R. passiv verwaltete Fonds, d.h. sie haben keine Fondsmanager, sondern folgen einem Index. Wenn man kleine Beträge anlegt, dann eignen sich breit diversifizierte ETFs sehr gut, z.B. ein World ETF.
Ein Fondsparplan ist eine Art Dauerauftrag mit Investitionen in einen Fonds. Man bestimmt, wie oft man einzahlen möchte und welchen Betrag. Ein ETF Sparplan funktioniert ähnlich wie ein Fondsparplan, man legt einen Betrag z.B. pro Monat fest, und dieser wird dann in ETFs angelegt.
Allerdings gibt es für uns in der Schweiz einen grossen Haken: ETF Sparpläne, wie man sie z.B. in Deutschland oder England findet, wo man einen kleineren Betrag jeden Monat direkt in einen ETF anlegen kann, haben wir hier in der Schweiz immer noch nicht wirklich. Das heisst, die Ordergebühren, die man bezahlt, können bei jeder Einzahlung anfallen. Nicht wirklich toll, wenn man pro Monat z.B. CHF 50.- anlegen will und dafür CHF 9.- an Ordergebühren bezahlt. Möglichkeiten, dies zu umgehen, sind:
- Einen ausländischen Anbieter nutzen, der ist dann allenfalls nicht in der Schweiz reguliert und funktioniert vielleicht nicht in Schweizer Franken.
- Einen möglichst günstigen in der Schweiz aktiven Anbieter wählen, der sehr geringe Ordergebühren hat, und den monatlichen Betrag dann jeweils selber platzieren. Bsp. Vergleichsportal.
- Geld ansparen, bis man einen genug grossen Betrag hat, so dass sich die Order lohnt, z.B. 1'000 CHF und z.B. 2x im Jahr kaufen.
- Einen Robo-Advisor nutzen (siehe weiter unten), allerdings kann man dann nicht wirklich wählen, welchen ETF man kauft, sondern baut ein ganzes Portfolio und muss zu Beginn einen Mindestbetrag anlegen.
- Einen Fondsparplan eines grösseren Anbieter nutzen – von diesen gibt es relativ viele, allerdings ist ein Preisvergleich unbedingt notwendig, da vor allem bei kleinen Beträgen die hohen Gebühren ins Gewicht fallen können oder andere Konditionen gelten, z.B. dass man weitere Konti beim Anbieter haben muss oder eine Pauschaljahresgebührt anfällt.
Jane hat im Monat 100 Franken übrig
Illustratives Beispiel
Jane ist 27, verdient im Monat 4'800 CHF und hat schon einen kleinen Notgroschen und zahlt regelmässig in die Säule 3a ein. Jetzt bleiben pro Monat noch ca. 100 CHF übrig, die sie kurzfristig nicht braucht. Möglichkeiten für Jane:
1) Einen möglichst günstigen Fondsparplan abschliessen, in den sie jeden Monat einzahlt. Lohnt sich nur, wenn die Gebühren tief sind.
2) Ansparen, bis sie z.B. CHF 1'000 oder 2'000 hat (dauert im Fall von Jane ca. 10-20 Monate) und dann entweder einen breit diversifizierten ETF kaufen oder über einen Robo-Advisor mit geringem Mindestkapital ein kleines Portfolio aufbauen, in das sie dann regelmässig einzahlt.
3) Selber Aktien kaufen, allerdings lässt sich mit den kleinen Beträgen die notwendige Diversifizierung nicht erreichen (Konzentrationsrisiko) und es fallen trotzdem Ordergebühren an.
Aktien direkt selber kaufen
Kann man über einen Online-Broker. Allerdings muss man entweder die Branche und die Unternehmen wirklich sehr gut kennen oder mehrere verschiedene Aktien aus unterschiedlichen Branchen und Firmen haben. Das lässt sich mit kleinen Beträgen fast nicht erreichen und die Ordergebühren sind relativ hoch.
Robo-Advisor Portfolio
Bei einem Robo-Advisor übernimmt der Roboter die Auswahl der verschiedenen Instrumente, meistens sind es ETFs, und stellt gemäss dem eigenen Risikoempfinden (Risikoprofil) dann ein Portfolio zusammen. In der Schweiz haben wir verschiedene Robo-Advisors mit unterschiedlichen Konditionen. Das notwendige Anfangskapital beträgt ca. CHF 2'000, für Robo-Advisors, die sich nur auf 3a spezialisieren, geht es auch tiefer. Einen guten Vergleich der Anbieter findet man auf Money-Land.
Alternative Anlagen
Neben ETFs und Fonds kann man natürlich auch versuchen, mit alternativen Anlagen, wie z.B. Gold, Immobilien oder Immobilienfonds, verschiedenen Währungen inkl. Crypto, Rohstoffe etc. sein Geld zu vermehren. Mit kleinen Beträgen geht das z.B. über eine App wie Revolut, wo man verschiedene Möglichkeiten hat. Allerdings können grosse Schwankungen auftreten und es macht somit vor allem dann Sinn, wenn man Zeit und Lust oder bereits ein Portfolio hat und es z.B. mit Gold ergänzen möchte.
Crowd-Plattformen
Neben den klassischen und alternativen Anlagen gibt es auch immer mehr neue Tools, bei denen sich Anleger zusammenschliessen, um Crowdfunding, -lending, -investing, -donating zu betreiben. Diese Anlageform wächst: Gemäss einer Studie wurden in der Schweiz 2019 597 Millionen CHF in 4'648 Kampagnen von ca. 180'000 Personen investiert. Die am meisten wachsende Kategorie dabei war Crowdlending. Ein Vergleich der verschiedenen Plattformen gibt es hier.
In der Theorie tönt es ganz einfach, mit kleineren Beträgen mehr aus seinem Geld zu machen. Wie die oben ausgeführten Möglichkeiten zeigen, liegt der Teufel dann aber doch eher im Detail, wenn man nicht «nur» ein Sparkonto oder eine Säule 3a haben will und nicht mit Gebühren draufzahlen möchte.
Welche Erfahrungen und Tipps habt ihr, wie man mit kleinen Beträgen mehr rausholen kann?
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bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up
SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse, Workshops und Coachings zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Ab dem 27. Januar wird uns Miler im watson-Blog
«Frauen und Geld» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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