Nach der Publikation von Michael Wolffs Skandalbuch «Fire and Fury» schien das Tischtuch zwischen Donald Trump und Steve Bannon endgültig zerschnitten zu sein. Der Präsident bezeichnete seinen Ex-Strategen als «schlampigen Steve» und tobte jedesmal, wenn dessen Name in seiner Gegenwart erwähnt wurde.
Doch nun meldet die «Washington Post»: «Bannon schlägt dem Weissen Haus einen Plan vor, wie man Trump vor Mueller schützen kann». Er sei im Kontakt mit Mitarbeitern des West Wing und er habe einen Plan: Trump solle Rod Rosenstein feuern und endlich Gebrauch machen von seinen präsidialen Privilegien.
Der Reihe nach: Rosenstein ist der von Trump eingesetzte stellvertretende Justizminister, der für die Russland-Affäre zuständig ist, weil sein Boss Jeff Sessions wegen Befangenheit in den Ausstand treten musste. Rosenstein seinerseits hat den Sonderermittler Robert Mueller ernannt, nachdem der Präsident den FBI-Chef James Comey gefeuert hatte.
Zur Erinnerung: Bannon hatte dies als den «schlimmsten politischen Fehler der Gegenwart» bezeichnet.
Nun aber hat Bannon umgedacht und empfiehlt, Rosenstein ebenfalls zu entlassen. Ohne triftigen Grund weigert sich der stellvertretende Justizminister nämlich, den für Trump so lästigen Sonderermittler in seiner Arbeit zu behindern oder gar zu entlassen. Deshalb muss er gemäss Bannons Plan weg.
Ferner schlägt Bannon vor, dass Trump seine Taktik ändert und nicht mehr auf Kooperation mit dem Sonderermittler machen, sondern auf harte Konfrontation gehen soll. Deshalb muss der Präsident Ty Cobb, den Anwalt des Weissen Hauses in der Russlandaffäre, ebenfalls entlassen und endlich von seinen präsidialen Privilegien Gebrauch machen.
Was das konkret heisst, erklärte Bannon gegenüber der «Washington Post» wie folgt: «Es war ein strategischer Fehler, ohne geordneten Prozess alles dem Sonderermittler zu übergeben. Die Privilegien des Präsidenten sollten ausgeübt werden, auch rückwirkend.» Das würde bedeuten, dass alle Aussagen von Mitarbeitern des Weissen Hauses vor dem Sonderermittler ungültig wären.
Steve Bannons Chancen für ein Comeback stehen gar nicht so schlecht. Zwar hat Trump noch vor Monaten erklärt, Bannon habe «den Verstand verloren». Auch die Mercers, die spendable Milliardärsfamilie, haben sich von ihm distanziert und beim Onlineportal «Breitbart» wurde er rausgeschmissen.
Doch mittlerweile hat sich der politische Wind zugunsten Bannons gedreht. Jüngstes Beispiel ist der angekündigte Rücktritt von Paul Ryan, dem Mehrheitsführer der Republikaner im Abgeordnetenhaus. Er gilt als Vertreter des alten Parteiestablishments und der Globalisten.
Dass Ryan das Handtuch wirft, gilt als Zeichen, dass Trump und seine Nationalisten endgültig das Zepter in der Grand Old Party übernommen haben. Auch im Weissen Haus haben die Globalisten einen schweren Stand. Stabschef John Kelly, einst als Zuchtmeister gerufen, verliert täglich an Einfluss.
Trumps Schwiegersohn und Bannons einstiger Gegenspieler Jared Kushner ist in der Versenkung verschwunden. Im Aufwind befinden sich dafür Hardliner wie der neue Sicherheitsberater John Bolton.
Der Präsident selbst ist offensichtlich kampfeslustig. In mehreren Tweets hat er Rosenstein und Mueller namentlich heftig attackiert und Fragen nach mögliche Entlassungen mit einem vagen «Wir werden sehen» beantwortet.
Angestachelt wird Trump von seinen Fans bei Fox News. Sean Hannity, Newt Gingrich und ein pensionierter Harvard-Jurist namens Alan Dershowitz plädieren fast rund um die Uhr für die Entlassung Rosensteins. So unwahrscheinlich ist es daher keinesfalls, dass Bannon bald wieder im Trump-Tross auftreten wird.