Heute trifft Präsident Trump den chinesischen Vize-Premierminister Liu He. Dieser ist auch zuständig für die Verhandlungen im drohenden Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China. Lange schien dieser Krieg unabwendbar. Sollte Peking bis zum 1. März seine Forderungen nicht erfüllen, erklärte Trump knallhart, dann werde er den Strafzoll auf chinesischen Importgütern im Wert von jährlich 200 Milliarden Dollar von 10 auf 25 Prozent erhöhen.
Trump ist zwar notorisch unberechenbar. Trotzdem sieht es derzeit nach einer friedlichen Lösung aus. So hat der US-Präsident das Ultimatum vom 1. März relativiert. Es könne auch später werden, erklärte er kürzlich. Auch beim Streit um den chinesischen IT-Konzern Huawei gibt Trump sich kompromissbereit. «Ich will, dass die USA sich im Wettbewerb durchsetzen, nicht indem sie die fortgeschrittene Technik anderer blockieren», tweetete er.
Huawei wird von den USA der Wirtschaftsspionage bezichtigt. Kanadische Behörden habe aufgrund eines amerikanischen Haftbefehls die Tochter des Huawei-Gründers Meng Wanzhou verhaftet.
Für die sanfteren Töne des US-Präsidenten gibt es verschiedene Gründe. Zum einen hat der Börsencrash im Dezember Trump unmissverständlich klar gemacht, dass eine Verschärfung des Handelskrieges mit Peking gravierende Konsequenzen hat. Die massiven Verluste haben die Investoren durchgeschüttelt. Trump hat immer wieder damit geprahlt, seine Wirtschaftspolitik habe den Börsenboom der letzten beiden Jahre verursacht.
Die Börsen haben sich mittlerweile weitgehend erholt. Kommt jedoch keine Einigung zwischen Washington und Peking zustande, ist ein erneuter Einbruch zu erwarten. Sollte es auch noch einen No-Deal-Brexit geben, ist ein weltweiter Börsencrash nicht auszuschliessen.
Im Disput zwischen den USA und China geht es um mehr als Handel. Es geht auch darum, wer die Oberherrschaft auf dem Gebiet der IT und der künstlichen Intelligenz haben wird. Auf diesem Gebiet haben sich die Gewichte verschoben. So zeigen jüngste Zahlen, dass die beiden chinesischen IT-Giganten Baidu und Legend Capital zu den fünf grossen Investoren für Startups gehören. Baidu ist die chinesische Antwort auf Google.
China ist längst über den Status eines Imitators hinaus. Huawei gilt als führender Anbieter für die Technologie, die für das neue 5G-Netz benötigt wird. «Eine 5G-Markt ohne Huawei wäre wie die Premier League ohne Manchester United», erklärt denn auch Ryan Ding von Huawei.
Mehr als ein Waffenstillstand ist jedoch nicht zu erwarten. Die Rivalität zwischen den USA und China ist zu einem bestimmenden Faktor der Geopolitik des 21. Jahrhunderts geworden.