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In Jahr 2005 gelang es dem FBI, gefälschte Hundert-Dollar-Noten im Wert von rund vier Millionen Dollar zu beschlagnahmen. Die Noten waren so raffinert nachgeahmt, dass sie bald den Beinamen «Superdollars» erhielten. Bald war auch klar, woher sie stammten: aus Nordkorea. Das Regime von Kim Jong Il hatte offenbar jahrelang den Luxuskonsum seines obersten Kaders mit gefälschten US-Dollars finanziert.
Kim Jong Ils Sohn Kim Jong Un hat das gleiche Problem wie sein Vater: Seine Steinzeit-Kommunismus-Volkswirtschaft ist viel zu wenig produktiv. Das hat zur Folge, dass das gemeine Volk hungert und die Elite nicht an die begehrten Güter aus dem Westen kommt. Deshalb hat der nordkoreanische Diktator eine Methode entwickelt, die weit gefährlicher ist als diejenige seines Vater: Er greift Swift an, das System, mit dem die Banken sich rund um den Globus Geld überweisen.
Die Hauptzentrale von Swift liegt in Brüssel, angegriffen werden jedoch Banken in der Dritten Welt. Das erste Opfer war die Nationalbank von Bangladesch. Dort gelang es Hackern, 81 Millionen Dollar zu ergattern. Dass es nicht noch weit mehr wurden, ist einzig einem Lapsus der Eindringlinge zu verdanken. Opfer von weiteren Attacken waren eine Bank auf den Philippinen und eine in Ecuador.
Experten der digitalen Sicherheitsfirma Symantec glauben inzwischen, die Herkunft der Täter zu kennen. Bei den Angriffen wurde nämlich stets ein im Westen nicht bekannter Software-Code verwendet. Der gleiche Code wurde auch im Racheangriff verwendet, als Sony den Film «Das Interview» veröffentlichte, in dem Kim Jong Un verulkt wurde. Ebenso wurden verschiedene südkoreanische Unternehmen damit heimgesucht.
Die Attacken auf Swift sind etwas, was es bisher noch nie gegeben hat. Eric Chien, Sicherheitsexperte bei Symantec, erklärte in der «New York Times»: «Wir haben es noch nie erlebt, dass ein Nationalstaat Geld stiehlt.»
Dabei steht viel mehr auf dem Spiel als Geld. Swift ist so etwas wie das Nervenzentrum des internationalen Bankensystems. Rund 11'000 Geldinstitute sind daran angeschlossen. Ist dieses System nicht mehr sicher, dann bricht es zusammen. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären nicht abzuschätzen, aber auf jeden Fall verheerend.
Noch verheerender ist, was sich in Sachen Atombomben in Nordkorea anbahnt. Der «Economist» spricht von einem Albtraum, und das Magazin ist nicht für Sensationsjournalismus bekannt. «Die Gefahr ist so offensichtlich geworden, dass selbst die Rivalen, die sich in Asien in die Haare geraten, dringend eine Lösung finden müssen», warnt der «Economist».
Nordkorea baut sein Atomwaffen-Arsenal systematisch aus. Inzwischen soll es bereits über rund 20 funktionierende Bomben verfügen. Obwohl ein Versuch mit einer Wasserstoffbombe kürzlich scheiterte, ist das ein schwacher Trost. «Nordkoreanische Ingenieure lernen aus ihren Fehlern», bemerkt der «Economist» lakonisch.
Nordkoreanische Ingenieure erhalten von ihrem Regime anscheinend auch unbegrenzte Mittel. Kein Land verwendet einen ähnlich grossen Anteil seines Bruttoinlandprodukts für die Produktion von Atomwaffen. Alle sechs Wochen soll eine neue Bombe gebaut werden. Auch was die Langstreckenraketen betrifft, machen die Nordkoreaner Fortschritte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis selbst die USA das Ziel eines Angriffes sein könnten.
Wie ist es möglich, dass ein wirtschaftlich unbedeutendes und gesellschaftlich geächtetes Land zu einer derartigen Bedrohung für den Weltfrieden geworden ist? Schuld daran ist der Zwist der Grossmächte. Die Chinesen haben zwar die Schnauze voll von den Eskapaden von Kim Jong Un. Trotzdem schrecken sie vor harten Sanktionen zurück.
Die Chinesen wollen auf keinen Fall, dass es zu einer Wiedervereinigung der beiden Koreas kommt, weil US-Truppen dann direkt an ihrer Grenze stehen würden. Deshalb kaufen sie weiter Kohle und Eisenerz aus Nordkorea und liefern im Gegenzug Erdöl, Nahrungsmittel und Konsumgüter.
Auch die Südkoreaner wollen keine Wiedervereinigung. Sie würden dann von verarmten Nordkoreanern überschwemmt werden, ähnlich wie die Westdeutschen in den Neunzigerjahren von den ehemaligen Bewohnern der DDR – nur viel schlimmer. So lange China, Südkorea und die USA sich nicht auf eine gemeinsame Front gegen Nordkorea einigen können, kann Kim Jong Un ihnen auf der Nase herumtanzen. Wie lange die Welt mit diesem Risiko noch leben kann, ist eine andere Frage.