Kommen viele Flüchtlinge nach Westeuropa, dann ist das gut für die Wirtschaft. Auf diesen Schluss kommt der französische Ökonome Hippolyte d'Albis von der Paris School of Economics, nachdem er gemeinsam mit seinem Team die Wirtschaftsdaten von 15 europäischen Ländern über einen Zeitraum von 30 Jahre ausgewertet hat (1985 bis 2015). Die Schweiz wurde nicht in die Analyse mit einbezogen, die im Fachmagazin Science Advances publiziert wurde.
Für die Auswertung wendeten die Forscher ein Modell an, mit dem man ausrechnen kann, wie die Wirtschaft auf unerwartete Ereignisse («Schocks») reagiert.
«Unsere Schätzungen zeigen, dass diese Schocks positive Effekte auf europäische Wirtschaftssysteme haben: Sie erhöhen das BIP pro Kopf, reduzieren die Arbeitslosigkeit und verbessern die Balance in den öffentlichen Finanzen», schreiben die Forscher. Dabei würden die höheren Steuereinnahmen die höheren Ausgaben durch die öffentliche Hand mehr als kompensieren.
Doch die Ökonomen stellten fest, dass es bei Asylsuchenden länger dauert als bei anderen Migranten bis sich der positive Effekt einstellt. Und zwar zeigen sich die positiven Effekte jeweils erst drei bis sieben Jahre nach einer Flüchtlingskrise.
«Wir wollen nicht leugnen, dass grosse Flüchtlingsströme nach Europa grosse politische Herausforderungen mit sich bringen – sowohl in den Ländern wie auch in der Koordination zwischen ihnen», betonen die Wissenschaftler. Doch das «Klischee», dass Migration und Flucht vor allem eine wirtschaftliche Belastung für die Aufnahmeländer darstelle, müsse hinterfragt werden. (fvo)