«Die Menschen, die verrückt genug sind zu glauben, sie könnten die Welt verändern, sind diejenigen, die es dann auch tun.» Mit diesem Zitat von Apple-Gründer Steve Jobs eröffnet Walter Isaacson die neue Biografie von Elon Musk.
Isaacson ist Schriftsteller und verfasste 2011 eine Biografie von Steve Jobs, die kurz nach seinem Tod veröffentlicht wurde und zu einem internationalen Bestseller wurde. Andere seiner Werke inkludieren Biografien von Benjamin Franklin, Albert Einstein, Leonardo Da Vinci und Henry Kissinger. Musk ist der nächste grosse Mann, den sich Isaacson nun angenommen hat.
Über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren folgte Isaacson Elon Musk auf Schritt und Tritt überall hin. In zusätzlichen Interviews mit ihm, seiner Familie, Freunden, Mitarbeitern sowie Konkurrenten und Kritikern machte sich Isaacson ein detailliertes Bild von Elon Musk. Seine Erkenntnisse hat Walter Isaacson nun niedergeschrieben.
Auf der Website, des herausgebenden Verlags «Simon & Schuster» wird Musk als, «starkes, aber dennoch verletzliches Mannskind» beschrieben, «das zu abrupten Stimmungsschwankungen sowie extremer Risikobereitschaft neigt, sich nach Dramen sehnt, von einem epischen Pflichtgefühl getrieben wird und eine nahezu manische Intensität an den Tag legt, die zuweilen destruktive Auswirkungen hat.» Nachfolgend sieben interessante Punkte aus Leaks der CNN, der New York Times und der Washington Post:
Zu Beginn des russischen Einfalls in die Ukraine wurde die ukrainische Internet-Infrastruktur empfindlich gestört. Daraufhin entschied sich Musk dazu, dem Land seine Starlink-Satelliten als Ersatz zur Verfügung zu stellen. Die Halbinsel Krim wurde dabei aber nicht durch das Starlink-Netzwerk abgedeckt.
Als die Ukraine einen Drohnenangriff auf die russische Marine bei der Krim durchführen wollte, bemerkte sie die fehlende Abdeckung. Daraufhin meldete sich der ukrainische Vize-Premierminister bei Musk, um ihn darum zu bitten, die Satelliten in der Region zu aktivieren und die Internetsteuerung der Drohnen zuzulassen. Musk lehnte ab, erklärte aber, dass er vom Design der Unterwasser-Drohnen sehr beeindruckt sei.
Seine Ansichten zur Rolle der Starlink-Satelliten im Krieg erklärte Musk gegenüber Isaacson: «Starlink war nicht dafür gedacht, in Kriege verwickelt zu werden. Es war dafür gedacht, dass die Menschen Netflix schauen und sich entspannen können oder um Aufgaben für die Schule zu erledigen sowie um andere gute und friedliche Dinge zu tun, nicht für Drohnenangriffe.»
Die gesamte in der Ukraine genutzte Starlink-Infrastruktur wurde zu Beginn von Musk bezahlt. Laut eigenen Aussagen von Musk auf X (früher Twitter) betrugen seine Ausgaben ungefähr 80 Millionen Dollar. Im Oktober des letzten Jahres berichtete dann CNN, dass Musk der US-Regierung mitgeteilt hatte, dass er die Starlink-Satelliten, die militärisch genutzt werden, nicht mehr weiter finanzieren wolle.
Als Reaktion auf die Berichte und die daraus resultierende öffentliche Kritik setzte Musk dann diesen Tweet ab: «Zur Hölle damit … wir werden die Regierung der Ukraine einfach weiter kostenlos finanzieren.»
Gwynne Shotwell, CEO von SpaceX, dem Unternehmen hinter den Starlink-Satelliten, war über die Kurzschluss-Reaktion von Musk überhaupt nicht erfreut. Denn wie sie gegenüber Isaacson angab, habe sie vor seinem Tweet eigentlich bereits einen 145-Millionen-Dollar-Deal mit dem Pentagon abgeschlossen.
Laut der Biografie habe Elon Musk einen Superhelden-Komplex, welchen er mit dem Bereitstellen der Starlink-Satelliten erfüllen kann. Die Finanzierung der Satelliten lastet inzwischen aber nicht mehr nur auf den Schultern von Musk und SpaceX. Verschiedene europäische Länder beteiligen sich an den Ausgaben für die Satelliten.
Musk stammt ursprünglich aus Südafrika, genauer gesagt aus der im Nordosten liegenden Stadt Pretoria. Die Stadt ist relativ stark durchmischt und hat etwa gleich viele schwarze wie weisse Anwohner. Sein Vater war Ingenieur, Politiker sowie Entrepreneur und relativ wohlhabend. Als sich seine Eltern scheiden liessen, entschied er sich bei seinem Vater zu bleiben. Eine Entscheidung, die er später bereute.
Laut der New York Times wird im Buch beschrieben, dass sein Vater physisch sowie psychisch gewalttätig war und sich teilweise abschätzig gegenüber Schwarzen geäussert haben soll. Als Elon Musk 2016 zustimmte, seinen Vater Errol zu treffen, war das laut einem Freund von Elon der einzige Moment, an dem er ihn jemals mit zittrigen Händen gesehen habe.
Isaacson schreibt über das Verhältnis von Vater und Sohn: «Es gibt bestimmte Menschen, die eine dämonische Ecke im Kopf von Musk füllen. Sie machen ihn wütend, verfinstern ihn und wecken eine kalte Wut in ihm. Sein Vater ist die Nummer eins.»
Seine ausufernde Familie sei für Elon eine Quelle des Komforts, so Isaacson. Musk hat insgesamt zehn überlebende Kinder mit drei verschiedenen Frauen.
Musk ist laut Isaacson unfähig, auf menschlicher Ebene mit den Menschen um ihn herum in Verbindung zu treten. Dies verdeutlicht eine Anekdote zur Geburt seines ersten Kindes mit seiner dritten Ehefrau Grimes. Dabei soll Elon Musk ein Foto der Geburt mit der gesamten erweiterten Familie und Freunden geteilt haben. «Er war einfach ahnungslos, warum ich mich aufregen würde» gab Grimes, bürgerlich Claire Boucher, gegenüber Isaacson an.
Elon Musk hatte keine gute Schulzeit. Er war ein typischer Nerd, der gern Videospiele spielte und sich selbst das Programmieren beibrachte. Laut der Biografie wurde er oft gemobbt. Er wurde einmal sogar so stark von seinen Mitschülern verprügelt, dass er anschliessend für eine Woche in den Spital musste.
Musk war einer der Mitgründer von OpenAI, der Organisation hinter ChatGPT. 2018 trennte er sich aber von dem damaligen Non-Profit-Projekt, das nur durch Spenden finanziert wurde. Im Februar 2023 lud er dann den CEO von OpenAI Sam Altman zu einem Gespräch ein, in welchem er ihm vorwarf profitgeil zu sein, da er mit ChatGPT Geld verdiene. Als Konkurrenz zu OpenAI kündigte Musk in diesem Jahr zudem X.AI an.
Laut der Biografie hat Musk – im Gegensatz zur breiten Bevölkerung – eher Angst vor der Unter- statt der Überbevölkerung. Wie bereits erwähnt, hat er zehn Kinder. Laut ihm stagnieren die Menschen intellektuell und Grund dafür sei die nicht mehr wachsende Weltbevölkerung.
Seine Angst vor der Unterbevölkerung und des daraus resultierenden Mangels an Intelligenz sei laut der Biografie auch ein Mitgrund für die Entwicklung einer leistungsstarken KI, die auch «schwere Aufgaben, wie das Entwickeln einer Rakete» durchführen könne.
Durch die Übernahme von Twitter, heute X, und darauffolgenden Freischaltungen von gesperrten Konten, wie dem Konto von Donald Trump, sowie gelegentliche Tiraden gegen Liberale und woke Demokraten, wird Musk eine gewisse Nähe zu republikanischen und rechten Kreisen vorgeworfen.
Wenn man der Biografie Glauben schenkt, offensichtlich zu Unrecht. So hätte Musk laut Isaacson 2020 eher für Joe Biden abgestimmt, wenn er denn abgestimmt hätte. Dies tat er laut eigener Aussage nur nicht, da er in Kalifornien hätte abstimmen müssen und dort sowieso klar war, dass Biden gewinnen würde.
In Gesprächen mit Isaacson beschreibt Musk Trump als disruptiv und er erklärte, dass er kein Trump-Fan sei, auch wenn ihm das oft vorgeworfen wird. Aber auch an Biden lässt er kein gutes Haar haften. Er beschreibt ihn als Aufziehpuppe und extrem langweilig.
Diese Geschichte erzählt Elons Vater aber anders. Laut ihm habe sein Sohn einen geschmacklosen Witz über den Selbstmord des Vaters eines Mitschülers gemacht, woraufhin dieser ihn dann im Affekt eine Treppe herunter geschubst hatte. Familie Musk hat danach auf Schritte gegen diesen Jungen verzichtet.
Mit all dem 💩, dass er in nur den letzten 18 Monate geleistet hat, werde ich das Buch sicher nicht kaufen.