Ein Mann wird wegen Belästigungsvorwürfen gefeuert und erhält trotzdem eine Abfindung in Millionenhöhe. Unfair, finden viele. Trotzdem sind solche Vereinbarungen oft Realität. Aktuell zeigt sich dies am Beispiel des ehemaligen Google-Entwicklers Andy Rubin.
Doch errätst du, wie hoch diese Abfindung ausfielen? Warum bezahlt ein Arbeitgeber jemandem, der vertragsbrüchig ist, eine solche Abfindung? Hier findest du die Antworten:
Der Software-Entwickler und Vater des Android-Betriebssystems Andy Rubin verliess bereits 2014 den Internetriesen Google. Die Trennung schien damals in gutem Einvernehmen erfolgt zu sein. Ein diese Woche erschienener Artikel der «New York Times» stellt die Beweggründe von Rubins Weggang nun allerdings in Frage.
Laut der Zeitung habe es zu dieser Zeit nämlich Vorwürfe wegen sexueller Nötigung gegen Rubin gegeben. Eine Mitarbeiterin habe angegeben, der Entwickler habe sie zu Oral-Sex genötigt. Daraufhin habe sich Google von ihm getrennt. Gemäss «New York Times» war Rubin nur einer von drei ranghohen Kadern, die durch das Unternehmen geschützt wurden.
Rubin erhielt laut der Zeitung eine Abfindung von insgesamt 90 Millionen Dollar über vier Jahre. Google bestreitet jedoch in einer Mitteilung, Abfindungen an wegen sexueller Belästigung gefeuerte Mitarbeiter gezahlt zu haben.
Roger Ailes war einer der erfolgreichsten Fernsehproduzenten der USA. Er war CEO und Begründer von «Fox News». Bei diesem Sender soll er über Jahre hinweg mehrere Frauen sexuell belästigt haben.
Die Vorwürfe begannen 2016, als die damals bereits entlassene Moderatorin Gretchen Carlson Klage gegen den TV-Mogul einreichte. Dieser schlossen sich mehrere beim Sender angestellte Frauen an, unter anderen auch Megyn Kelly. Daraufhin legte Ailes alle Funktionen bei «Fox News» nieder.
Ailes erhielt laut unterschiedlichen Medienberichten 40 Millionen Dollar Abfindung. Im Mai 2017 verstarb er jedoch.
Im November 2017 stellte der Newssender NBC überraschend Co-Host Matt Lauer frei. Grund sei eine interne Anschuldigung einer Mitarbeiterin, Lauer hätte sie während und nach den Spielen in Sotchi immer wieder sexuell belästigt.
Der Sender entliess Lauer, weil nach einer internen Untersuchung klar wurde, dass es sich nicht um einen einzelnen Vorfall handelte und es schon länger Vorwürfe wegen Fehlverhaltens gab.
Lauer erhielt keine Abfindung und musste seinen Arbeitsplatz ohne «goldenen Fallschirm» räumen.
Bill O'Reilly galt sogar beim konservativen Sender «Fox News» als Hardliner unter den Moderatoren. Er fiel immer wieder durch Wutausbrüche und ruppige Behandlung seiner Studio-Gäste auf. 2017 berichtete die «New York Times» über Schweigegeldzahlungen in der Höhe von 13 Millionen Dollar von Fox an fünf Frauen, die mutmasslich von O'Reilly belästigt wurden.
Im Zuge der Berichterstattung meldete sich noch eine sechste Frau, sie habe ebenfalls unter O'Reillys Aufdringlichkeit gelitten. Als die ersten Werbekunden absprangen, zog das Mutterhaus, 21st Century Fox, die Reissleine und entliess O'Reilly.
Laut CNN erhielt O'Reilly eine Abfindung von 25 Millionen Dollar. Grund dafür war, dass «Fox News» kurz vor der Entlassung den Vertrag mit dem Moderator verlängert hatte, für 20 Millionen pro Jahr. Dies, obwohl die Vorwürfe gegen ihn bereits bekannt waren. O'Reilly betitelte die Vorwürfe als Schmutzkampagne und bestreitet sie bis heute.
Vor den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung war Steve Wynn Finanzchef der republikanischen Partei und CEO der Hotel- und Casinokette The Wynn Resorts. Sein politisches Amt legte Wynn bereits 2017, die CEO-Stelle 2018 nieder.
Das Wall Street Journal brachte im Januar die Welle ins Rollen, als es einen Bericht über die Vorwürfe gegen Wynn veröffentlichte. Die Zeitung spricht von mehreren Dutzend Frauen, die sich beschwert hätten.
Wynn verzichtete laut Medienberichten selbst auf einen goldenen Fallschirm. Laut CNN hätten er aber mehrere Millionen Dollar verlangen können.
Doch warum bezahlen Unternehmen ihren Kadern hohe Abfindungen, wie auch im jüngsten Fall Andy Rubin?
Solche Zahlungen werden laut dem Rechtsportal spigglelaw.com bei Anstellung vertraglich zugesichert. Damit sichert sich das Unternehmen genügend Anreiz, um «hochqualifiziertes Personal» anzulocken und kann dem Angestellten zudem kurzfristig künden.
Diese Verträge sind manchmal mit Einschränkungen verbunden. So erhielt zum Beispiel Matt Lauer keine Abfindung, weil in seinem Vertrag festgelegt war, dass eine Abfindung nichtig ist, wenn er «aus gutem Grund» entlassen wird. Darunter werden laut spigglelaw unter anderem auch moralische Verfehlungen verstanden.
Doch manchmal erhalten Personen in hohen Stellungen trotz einer solchen Klausel eine hohe Abfindung. Das Portal nennt als Beispiel dafür ausgerechnet die Entlassung des Fox-Moderators Bill O'Reilly.
Hier könne man spekulieren, dass der Vertrag zwischen «Fox News» und O'Reilly nach den Vorwürfen neu ausgehandelt wurde, bevor klar wurde, welche Konsequenzen sie haben würden. O'Reilly sicherte sich dabei eine fette Abfindung, «Fox News» behielt sich dafür das Recht vor, den Moderator unkompliziert feuern zu dürfen.