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Wirtschaftsprofessor: «Arbeitslose Migranten sind Altlast»

George Sheldon, Wirtschaftsprofessor der Universität Basel.
George Sheldon, Wirtschaftsprofessor der Universität Basel.
Bild: KEYSTONE

Wirtschaftsprofessor Sheldon: «Arbeitslose Migranten sind eine Altlast» 

Trotz Jobabbau bei Zurich, Alstom und anderen: Wirtschaftsprofessor George Sheldon von der Universität Basel hält die Lage auf dem Arbeitsmarkt für nicht dramatisch. Besserung erwartet er zudem bei der hohen Ausländerarbeitslosigkeit: Diese sei eine Altlast, sagt er.
14.02.2016, 11:2514.02.2016, 11:43
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In den letzten Wochen häuften sich die Hiobsbotschaften von der Jobfront: Zurich, Swisscom, Alstom und andere streichen Stellen. Die Credit Suisse will den Jobabbau beschleunigen und Bucher produziert seine Kehrfahrzeuge künftig in Lettland statt in der Schweiz. Zudem stieg die Arbeitslosenquote im Januar auf den höchsten Stand seit fast sechs Jahren.

Dies alles beunruhigt Wirtschaftsprofessor Sheldon nicht. Die Sockelarbeitslosigkeit – also jener Teil der Arbeitslosigkeit, der auch bei guter Konjunktur verbleibe – sei konstant, sagt Sheldon in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Er bewege sich seit 1990 um die drei Prozent.

«Seit den 90er-Jahren seien die Zuwanderer ganz anders qualifiziert. Heute verfügten gegen 60 Prozent über einen Hochschulabschluss.»
George Sheldon

Sheldon sieht keine Anzeichen für eine Arbeitslosigkeit auf Rekordkurs. Der Schweizer Arbeitsmarkt sei sehr aufnahmefähig und die Dauer der Stellensuche im internationalen Vergleich gering: «Die Hälfte aller Arbeitslosen findet innerhalb von drei Monaten nach dem Stellenverlust einen neuen Job», sagt Sheldon.

Tidjane Thiam, CEO der Credit Suisse streicht alleine in der Schweiz 1600 Stellen. 
Tidjane Thiam, CEO der Credit Suisse streicht alleine in der Schweiz 1600 Stellen. 
Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Gar eine Verbesserung erwartet Sheldon bei der Ausländerarbeitslosigkeit. Diese ist heute vergleichsweise hoch: Im Januar lag die Arbeitslosenquote bei Ausländern bei 7,6 Prozent, bei Schweizern waren es 2,6 Prozent.

«Das ist eine Folge der Rekrutierungspolitik in den 70er- und 80er-Jahren», sagt Sheldon. Damals hätten Schweizer Unternehmen fast nur niedrig qualifizierte oder sogar ungelernte Ausländer ins Land geholt. Viele dieser Migranten seien für aktuelle Anforderungen der Firmen nicht genügend qualifiziert. «Die arbeitslosen Migranten sind eine Altlast», sagt Sheldon.

Seit den 90er-Jahren seien die Zuwanderer ganz anders qualifiziert. Heute verfügten gegen 60 Prozent über einen Hochschulabschluss. Diese Leute hätten kaum ein Risiko, arbeitslos zu werden. Damit werde der Anteil der Ausländer unter den Arbeitslosen längerfristig sinken, so Sheldon. (sda)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aquiel Atreides
14.02.2016 13:54registriert Februar 2016
"Der Schweizer Arbeitsmarkt sei sehr aufnahmefähig"
Ja, stimmt, speziell wenn es um billigere geht.
Die ab 45 Jährigen Inländer werden systematisch aussortiert! Laut WEF 2014/15 ist die Schweiz in den Top Rängen zu finden auch wenn es um Bildung und Weiterbildung geht. Die benötigten Qualifikationen sind also vorhanden.
Das Problem liegt in der Globalisierung der den ärmeren EU Ländern deren Fachkräfte entzieht und die in den reicheren für Lohndumping sorgen.
Es wird definitiv ein Problem geben.
Man soll bis ins hohe Alter arbeiten. Wie geht das ohne Job? Auswandern.
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Chlinae_Tigaer
14.02.2016 11:36registriert Mai 2015
Zitat; «Seit den 90er-Jahren seien die Zuwanderer ganz anders qualifiziert. Heute verfügten gegen 60 Prozent über einen Hochschulabschluss.» Zitatende


Danke für den Witz des Jahres.

P.S Das es solche gibt, die das auch glauben, ist noch der grössere Witz.
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Dame vom Land
14.02.2016 13:27registriert Januar 2015
40% dieser Hochschulabsolventen arbeiten als Mindestlohnbezüger in der Tourismusbranche, beziehen zwei Mal pro Jahr zwischensaisonbedingt Arbeitslosengeld und werden vom AVIG genötigt, sich zu bewerben, obwohl es in den Zwischensaisons keine offene Stellen gibt. Das ganz Traurige ist aber, dass die jungen Hochschulabsolventen, deren Eltern vor 25 Jahren in die Schweiz gekommen sind, ihre Eltern, Tanten und Onkel aus dem Arbeitsmarkt verdrängen und diese ausgesteuert werden. Da sie in ihren Heimatländern keine neue berufliche Perspektive finden können, bleiben die "Alten" in der Schweiz.
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