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Dark Energy Camera macht neue Aufnahme der Kometenkugel CG4

Ähnlich dem gähnenden Maul einer riesigen himmlischen Kreatur leuchtet die kometenartige Globule CG4 bedrohlich in diesem neuen Bild des Very Large Telescopes der ESO (28.1.2015). Obwohl es auf der Au ...
Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 2015 des Very Large Telescope der ESO ähnelt CG4 nicht einer Hand, sondern dem bedrohlichen Maul einer gigantischen kosmischen Kreatur.Bild: ESO

Kosmische «Hand Gottes» greift nach den Sternen

14.05.2024, 20:1714.05.2024, 20:17
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1300 Lichtjahre von der Erde entfernt greift eine geisterhafte Hand nach einer ganzen Galaxie. Doch das rötlich leuchtende Gebilde im Sternbild Achterdeck des Schiffs (lateinisch Puppis), meist als «Hand Gottes» bezeichnet, ist in Wahrheit ein lichtschwacher galaktischer Nebel, den die Astronomen CG4 nennen. Und die Spiralgalaxie ESO 257-19, nach der die Hand zu greifen scheint, ist immerhin mehr als 100 Millionen Lichtjahre von dieser entfernt.

Nun ist eine neue spektakuläre Aufnahme von CG4 gelungen, gemacht von der Dark Energy Camera am Victor-M.-Blanco-Teleskop in Chile, wie das Astronomie-Forschungszentrum NSF NOIRLab (National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory) in Tucson mitteilt. Mit einem speziellen Filter sei es gelungen, das schwache rote Glühen im Zentrum und um den äusseren Rand herum sichtbar zu machen. Das Leuchten stammt von ionisiertem Wasserstoff, der durch die Strahlung benachbarter massereicher Sterne bombardiert und angeregt wird.

Auf dem Bild sieht es so aus, als würde sich die Gaswolke CG4 in Richtung einer Galaxie erstrecken: ESO 257-19, die wir auf diesem Bild von der Seite sehen. 
https://noirlab.edu/public/images/noirlab2 ...
Es sieht aus, als würde die «Hand Gottes», die Kometenkugel CG4, nach der Galaxie links greifen, die wir von der Seite sehen.
Bild: CTIO/NOIRLab/DOE/NSF/AURA
Hand Gottes, CG4, vergrössert.
https://noirlab.edu/public/images/noirlab2412a/
Hier sehen wir die «Hand Gottes» und die Spiralgalaxie ESO 257-19 etwas näher.
>>> Eine zoombare Version der Aufnahme gibt es hier.
Bild: CTIO/NOIRLab/DOE/NSF/AURA

Für die Aufnahme fokussierte die Kamera auf den Gum-Nebel, eine riesige Ansammlung von glühendem Gas, in der sich die «Hand Gottes» befindet. Sie ist eine von mindestens 32 sogenannten kometenartigen Globulen – auch «Kometenkugeln» genannt – in diesem Nebel, der selbst vermutlich der Überrest einer Supernova ist, die sich vor etwa einer Million Jahren ereignete. Von diesen Wolken aus interstellarem Staub und Gas, deren Form an einen Kometen erinnert, gibt es in der Milchstrasse viele. Wenn sie genügend Gas enthalten, bilden sich in ihnen neue Sterne.

This excerpt shows a close-up of CG 4 seemingly about to devour the edge-on spiral galaxy ESO 257-19 (PGC 21338). But in reality, this galaxy is more than a hundred million light-years beyond CG 4 and ...
In der Nähe des «Kopfes» von CG4 befinden sich zwei junge stellare Objekte (1 + 2). Solche sogenannten YSOs (Young Stellar Objects) sind Sterne in ihrem frühen Entwicklungsstadium.Bild: NSF's NOIRLab

Die Kometenkugeln weisen eine Art Schweif auf, dem sie ihren Namen verdanken. Jener von CG4 ist ungefähr acht Lichtjahre lang, während der «Kopf» einen Durchmesser von rund 1,5 Lichtjahren erreicht – das ist eher klein für eine Gaswolke. Warum manche Kugelwolken wie die «Hand Gottes» einen solchen Schweif besitzen, ist unklar. Eine Theorie besagt, dass sie zu Beginn rund waren, dann aber durch eine nahe Supernova-Explosion zerrissen wurden. Eine andere Theorie geht hingegen davon aus, dass sie durch eine Kombination von stellaren Winden mit der Strahlung von heissen, massereichen Sternen in der Nähe geformt wurden.

«Cosmoview Episode 81: Dark Energy Camera Spies Cometary Globule Reaching for the Stars.»Video: YouTube/NOIRLabAstro

Kugelwolken mit einem Schweif wie CG4 sind noch nicht sehr lange bekannt – sie wurden erst 1976 entdeckt. Das liegt daran, dass der Staub und das Gas, aus denen sie bestehen, eine ziemlich hohe Dichte aufweisen und daher kaum Licht durchlassen. Ihr schwaches Glühen entsteht – wie erwähnt – dadurch, dass der Wasserstoff durch die Strahlung von nahen, massereichen Sternen ionisiert wird. Deren intensive Strahlung bringt aber nicht nur den Wasserstoff zum Leuchten, sondern zerstört ganz allmählich auch die Wolke. Dennoch bilden sich in der Hand Gottes derzeit mehrere neue Sterne von der Grösse unserer Sonne.

Hand Gottes
Der Begriff «Hand Gottes» hat verschiedene Bedeutungen. Während er in der Astronomie den galaktischen Nebel CG4 bezeichnet, spielt er in der Fussball-Geschichte auf den berühmten Vorgang während der Weltmeisterschaft 1986 an, als der argentinische Mannschaftskapitän Diego Maradona mit seiner Hand ein–- irreguläres – Tor erzielte. Maradona prägte den Ausdruck selbst; er erklärte, der Ball sei «ein bisschen mit dem Kopf Maradonas und ein bisschen mit der Hand Gottes» ins Tor gelangt.
Daneben ist die «Hand Gottes» auch ein weitverbreitetes religiöses Symbol für die Macht Gottes, das sich bereits im Alten Ägypten findet. In der Bibel wird namentlich der rechten Hand Gottes besondere Stärke zugesprochen.
Hand Gottes, mittelalterliches Fresko
https://de.wikipedia.org/wiki/Hand_Gottes#/media/Datei:Hand_gottes.jpg
Die «Hand Gottes» auf einem mittelalterlichen Fresko.Bild: Wikimedia

(dhr)

Mit Material der Nachrichtenagentur SDA.

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
14.05.2024 20:30registriert Oktober 2021
Nein es ist nicht die Hand Gottes und nein es ist nicht das "Gottesteilchen". Lasst Gott aus den Naturwissenschaften einfach raus. Der hat damit rein gar nichts zu Tun.

Die Hand Gottes könnt ihr bei den Ministranten erleben und die tut dann etwas ganz anderes.
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