1300 Lichtjahre von der Erde entfernt greift eine geisterhafte Hand nach einer ganzen Galaxie. Doch das rötlich leuchtende Gebilde im Sternbild Achterdeck des Schiffs (lateinisch Puppis), meist als «Hand Gottes» bezeichnet, ist in Wahrheit ein lichtschwacher galaktischer Nebel, den die Astronomen CG4 nennen. Und die Spiralgalaxie ESO 257-19, nach der die Hand zu greifen scheint, ist immerhin mehr als 100 Millionen Lichtjahre von dieser entfernt.
Nun ist eine neue spektakuläre Aufnahme von CG4 gelungen, gemacht von der Dark Energy Camera am Victor-M.-Blanco-Teleskop in Chile, wie das Astronomie-Forschungszentrum NSF NOIRLab (National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory) in Tucson mitteilt. Mit einem speziellen Filter sei es gelungen, das schwache rote Glühen im Zentrum und um den äusseren Rand herum sichtbar zu machen. Das Leuchten stammt von ionisiertem Wasserstoff, der durch die Strahlung benachbarter massereicher Sterne bombardiert und angeregt wird.
Für die Aufnahme fokussierte die Kamera auf den Gum-Nebel, eine riesige Ansammlung von glühendem Gas, in der sich die «Hand Gottes» befindet. Sie ist eine von mindestens 32 sogenannten kometenartigen Globulen – auch «Kometenkugeln» genannt – in diesem Nebel, der selbst vermutlich der Überrest einer Supernova ist, die sich vor etwa einer Million Jahren ereignete. Von diesen Wolken aus interstellarem Staub und Gas, deren Form an einen Kometen erinnert, gibt es in der Milchstrasse viele. Wenn sie genügend Gas enthalten, bilden sich in ihnen neue Sterne.
Die Kometenkugeln weisen eine Art Schweif auf, dem sie ihren Namen verdanken. Jener von CG4 ist ungefähr acht Lichtjahre lang, während der «Kopf» einen Durchmesser von rund 1,5 Lichtjahren erreicht – das ist eher klein für eine Gaswolke. Warum manche Kugelwolken wie die «Hand Gottes» einen solchen Schweif besitzen, ist unklar. Eine Theorie besagt, dass sie zu Beginn rund waren, dann aber durch eine nahe Supernova-Explosion zerrissen wurden. Eine andere Theorie geht hingegen davon aus, dass sie durch eine Kombination von stellaren Winden mit der Strahlung von heissen, massereichen Sternen in der Nähe geformt wurden.
Kugelwolken mit einem Schweif wie CG4 sind noch nicht sehr lange bekannt – sie wurden erst 1976 entdeckt. Das liegt daran, dass der Staub und das Gas, aus denen sie bestehen, eine ziemlich hohe Dichte aufweisen und daher kaum Licht durchlassen. Ihr schwaches Glühen entsteht – wie erwähnt – dadurch, dass der Wasserstoff durch die Strahlung von nahen, massereichen Sternen ionisiert wird. Deren intensive Strahlung bringt aber nicht nur den Wasserstoff zum Leuchten, sondern zerstört ganz allmählich auch die Wolke. Dennoch bilden sich in der Hand Gottes derzeit mehrere neue Sterne von der Grösse unserer Sonne.
(dhr)
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA.
Die Hand Gottes könnt ihr bei den Ministranten erleben und die tut dann etwas ganz anderes.