Wir befinden uns, so heisst es allenthalben, im postfaktischen Zeitalter. Der neue amerikanische Präsident, genauer seine Beraterin, redet Lügen zu «alternativen Fakten» schön, während in den Sozialen Medien Fake News immer schneller viral gehen.
Aber nicht alles, was nach Fake aussieht, ist wirklich Fake. Hier einige Beispiele von Tatsachen, die so seltsam sind, dass sie zunächst nach Fake klingen:
Das Wasser, das wir trinken, ist uralt. Ein bedeutender Teil davon ist sogar älter als unsere Sonne. Wasser geht nicht verloren – es durchläuft einen Kreislauf. Das Wasser, das die Dinosaurier tranken, ist also immer noch da, und auch wir trinken es. Wir moderne Menschen sind allerdings erst seit rund 200'000 Jahren da, während die Saurier das gesamte Mesozoikum über existierten – 186 Millionen Jahre lang.
In diesem enormen Zeitraum floss vermutlich das gesamte Trinkwasser der Erde durch die Körper der Dinos. Wenn wir also ein Glas Wasser trinken, wurden die meisten H2O-Moleküle darin noch nie von einem Menschen getrunken – aber höchstwahrscheinlich bereits von einem Dino.
An den Iden des März 44 v. Chr. meuchelten republikanisch gesinnte Verschwörer den römischen Diktator Gaius Iulius Caesar. Getroffen von mehreren Messerstichen tat der berühmte Politiker und Feldherr seinen letzten Atemzug. Und wir atmen heute, gut 2000 Jahre später, mit jedem Atemzug ein bisschen Luft aus diesem letzten Röcheln ein – vorausgesetzt, es verteilte sich in all den Jahren gleichmässig in der Erdatmosphäre.
Aber wie viel Imperatoren-Luft kriegen wir jetzt bei jedem Atemzug in die Lunge? In einem Liter Luft befinden sich 3•1022 Moleküle; ein Atemzug – etwa ein halber Liter Luft – enthält daher 1,5•1022 Moleküle. Die irdische Gashülle umfasst annähernd ein Volumen von 3•1021 Litern (Erdoberfläche mal Höhe von 5 km) – das sind also 3•1022 mal 3•1021 = 9•1022•1021 = 9•1043 Moleküle.
Diese Gesamt-Molekülmenge teilen wir durch die Anzahl der Moleküle in Cäsars letztem Atem: 9•1043:1,5•1022 = 6•1021 Das Verhältnis ist also 1 zu 6•1021. Mit anderen Worten: In 6•1021 Luftmolekülen tummelt sich im Schnitt 1 Molekül aus Cäsars finalem Schnauf. Ein Atemzug enthält wie erwähnt 1,5•1022 Moleküle, darin ist die Menge von 6•1021 Luftmolekülen 2,5-mal enthalten. Das heisst: Pro Atemzug nehmen wir 2,5 Moleküle aus Cäsars letztem Hauch auf.
Der Obere See (Lake Superior) ist, wie schon sein Name sagt, der oberste der fünf Grossen Seen in Nordamerika. Er ist auch der grösste und tiefste und damit derjenige mit dem grössten Wasservolumen. 12'100 km3 Wasser sind es – genug, um ganz Nord- und Südamerika knapp 30 cm tief unter Wasser zu setzen, wenn man es gleichmässig über den Kontinent verteilen könnte.
Der amerikanische Doppelkontinent hat eine Fläche von 42'549'000 km. Daher lässt sich folgende Rechnung aufstellen:
Es klingt ein wenig gruselig: Patienten, die sich einer Nierentransplantation unterziehen mussten, haben danach in der Regel mehr als zwei Nieren im Bauch. Die Chirurgen legen die neue Niere in die Beckengrube und verbinden sie mit den Blutgefässen des Beckens. Die nicht mehr funktionierenden Nieren verbleiben meistens im Körper des Patienten.
Genau genommen war es nicht nur Armstrong – alle drei Astronauten der berühmten Apollo-11-Mission, die im Juli 1969 erstmals Menschen auf den Mond brachte, mussten nämlich bei der Rückkehr auf die Erde ein Zollformular ausfüllen. Die Kapsel mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins war im offenen Meer gelandet; erst in Honolulu auf Hawaii betraten sie wieder amerikanischen Boden.
Dort mussten sie wie alle in die USA Einreisenden den üblichen Fragebogen ausfüllen. Die angegebene Reiseroute fiel allerdings etwas ungewöhnlich aus: «Cape Kennedy – Mond – Honolulu». Auch die Angabe unter Frachtgut dürfte nicht gerade alltäglich sein: «Mondgestein und Mondstaub-Proben».
Verwirrende Welt der Botanik: Erdbeeren, die das Wort «Beere» sogar im Namen tragen, sind gar keine Beeren, sondern eine sogenannte Sammelnussfrucht, die zur Familie der Rosengewächse gehört. Auch Himbeeren und Brombeeren strafen ihren Namen Lügen: Beide sind botanisch gesehen Sammelsteinfrüchte.
Echte Beeren sind dagegen die Bananen, denen man das gar nicht ansehen würde – ebensowenig wie den Peperoni (Paprika) oder den Auberginen, die auch Beeren sind. Auf sie trifft eben die botanische Definition von «Beere» zu:
Ursprünglich stammt das Einhöckrige Kamel, vulgo Dromedar, wohl von der Arabischen Halbinsel. Heute ist es als domestiziertes Nutztier in Nordafrika und im Nahen Osten bis hin nach Indien verbreitet. Wildlebende Dromedar-Populationen gibt es in diesen Gebieten jedoch schon seit Jahrhunderten nicht mehr – wohl aber in Australien.
Dort wurden sie im 19. Jahrhundert eingeführt und gediehen auf dem trockenen Kontinent prächtig. Heute bevölkern 300'000 oder sogar bis zu 1'000'000 ausgewilderte Dromedare die australischen Wüstengebiete. Wie so manche importierte Tierart verursachen sie aber Probleme; so verseuchen sie die Wasserstellen der Aborigines.
Die Gebärdensprache ist nicht international einheitlich. Tatsächlich gibt es rund 150 verschiedene Sprachen und dazu noch Dialekte – in der Schweiz sind es 12, davon 5 Deutschschweizer. Auch in Deutschland gibt es trotz der gemeinsamen Grammatik starke regionale Unterschiede.
Zudem gibt es Akzente. Wer beispielsweise mit der deutschen Gebärdensprache aufgewachsen ist und später die amerikanische Variante lernt, wird unter Umständen als Fremdsprachiger erkannt. Professor Christian Rathmann, Leiter des Instituts für Deutsche Gebärdensprache in Hamburg, der lange in den USA lebte, schildert das wie folgt:
Neutrinos sind elektrisch neutrale Elementarteilchen, die nur eine extrem geringe Masse haben. Etwa 65 Milliarden von ihnen durchdringen jede Sekunde unseren kleinen Fingernagel, ohne irgendwie mit dessen Atomen zu interagieren. Das ist kein Wunder, wenn man die Grösse der Teilchen vergleicht: Neutrinos sind so klein, dass sie gerade mal die Grösse eines Golfballs hätten, wenn ein Atom im Vergleich dazu so gross wie unser gesamtes Sonnensystem wäre.
If an atom was the size of our Solar System, then a neutrino to scale would be the size of a golf ball.
— Dr. Sheldon Cooper (@TheRealSheldonC) 16. November 2013
Wir alle bestehen aus Atomen, und diese Atome sind ziemlich leer. 99,9999999 Prozent von uns – und von der Materie um uns herum – ist leerer Raum. Zwischen Atomkern und Elektronenhülle ist nichts. Wäre ein Atomkern so gross wie eine Erdnuss, dann wäre das ganze Atom so gross wie ein Fussballstadion.
Könnte man alle Atome, aus denen wir bestehen, so komprimieren, dass die Elektronen direkt am Atomkern anliegen, würde die gesamte Weltbevölkerung nicht mehr Raum einnehmen als ein Apfel. Handlich!
Die Erde und alles, was sich darauf befindet, ist einem unablässigen Bombardement von Strahlen aus dem All ausgesetzt. Diese kosmische Strahlung – vornehmlich Protonen und Elektronen – erreichen nur selten die Erdoberfläche. Sie erzeugen aber beim Zusammenprall mit Gasmolekülen Teilchenschauer mit Millionen Sekundärteilchen.
Wenn diese energiereichen Teilchen auf elektronische Geräte treffen, können sie Elektronen aus dem Speicherkondensator «wegschiessen» und damit dessen Zustand ändern. Diese sogenannten «Soft Errors» sind aber nur temporäre Zustandsänderungen. Sie werden durch verschiedene Fehlerkorrekturverfahren behoben. Daneben kommt es aber auch in rund zwei Prozent der Fälle zu permanenten Fehlern, den «Hard Errors».
Papier lässt sich prima falten. Allerdings nicht allzu oft – häufig liest man, ein Papier könne nicht mehr als sieben Mal gefaltet werden. Das ist so nicht ganz korrekt – aber es stimmt, dass es bei zunehmender Anzahl der Faltungen immer schwieriger wird, das Papier noch einmal zu falten.
Könnte man aber ein handelsübliches Papier mit 80 g/m2 und einer Dicke von 0,1 mm 42 Mal falten, würde es so dick werden, dass es den Mond erreichte. Nach vier Faltungen sind etwa 2 mm erreicht, bei der 8. Faltung sind es bereits 2,64 cm. Das klingt nach wenig, aber es handelt sich um eine exponentielle Steigerung: Bei der 24. Faltung sind nämlich bereits knapp 1,7 km erreicht – und nach der 42. die Distanz von der Erde zum Mond.
Nach der Degradierung des Pluto zum Zwergplaneten gibt es im Sonnensystem ausser der Erde noch sieben Planeten. Rechnet man alle ihre Durchmesser zusammen, kommt man auf rund 388'000 km. Die Distanz zwischen Erde und Mond schwankt zwischen 363'000 km (Perigäum) und 405'500 km (Apogäum).
Bei der Maximaldistanz hätten also alle sieben Planeten locker Platz zwischen Erde und Mond, selbst mit dem riesigen Jupiter. Zudem gibt es mit der Zeit mehr Platz: Die Distanz von der Erde zum Mond wächst jedes Jahr um ca. 3,8 cm.
Was gibt es Springfreudigeres als eine Gummikugel? Eine Glaskugel! Tatsächlich springt eine Kugel aus Glas, die man auf eine harte Unterlage fallen lässt, höher zurück als eine aus Gummi – sofern sie nicht zersplittert. Das liegt daran, dass Glas bedeutend weniger elastisch ist als Gummi. Deshalb verformt sich die Gummikugel beim Aufprall sehr viel stärker als die Glaskugel, wobei ein Teil der kinetischen Energie verloren geht, bzw. in Wärme umgewandelt wird und so für den Rückstoss fehlt.
1952 half der spätere US-Präsident Jimmy Carter (92) – er war damals als junger Marine-Offizier in das amerikanische Atom-U-Boot-Programm involviert – bei den Aufräumarbeiten im havarierten Forschungsreaktor Chalk River. Vier Millionen Liter radioaktiv kontaminiertes Wasser hatte den Keller des kanadischen NRX-Reaktors in der Nähe von Ottawa geflutet.
Carter wurde im Schutzanzug für kurze Zeit in den Keller abgeseilt, wobei er eine so hohe Strahlungsdosis abbekam, dass er danach sechs Monate lang radioaktiven Urin hatte, wie er später in einem Interview erzählte. Man habe es damals, in den Anfangszeiten der Atomenergie-Nutzung nicht besser gewusst.
Das ist so, weil wir mittlerweile so viele sind. Mindestens 7,4 Milliarden, derzeit. Könnte man jedem einzelnen von ihnen eine Sekunde lang begegnen, benötigte man sage und schreibe 235 Jahre, um sie alle zu treffen. Das ist das Ergebnis einer einfachen Rechnung:
John Harvey Kellogg war ein Visionär. Der amerikanische Arzt schrieb Bücher über Fragen der Gesundheit und Ernährung. Er leitete ein Sanatorium. Und er erfand, zusammen mit seinem Bruder, die Corn Flakes – heute noch trägt eine Marke seinen Namen. Kellogg erfand die Getreideflocken aber nicht ausschliesslich als gesundes Nahrungsmittel. Sie sollten Teil einer Behandlung sein, die neben einer strikt vegetarischen Diät auch Bäder in kaltem Wasser und regelmässige Einläufe umfasste.
All dies sollte auch das Ausleben der Sexualität eindämmen – und Sexualität war der Teufel für Kellogg, der nach eigenen Angaben völlig enthaltsam lebte. Insbesondere die Masturbation sollte unbedingt verhindert werden, denn in seinen Augen war die Selbstbefleckung ein «Verbrechen», verantwortlich für zahlreiche Leiden. Seine Corn Flakes wurden übrigens erst populär, als sein Bruder ihnen Zucker zusetzte – zum Entsetzen des Gesundheitsfanatikers, der danach nie mehr mit ihm sprach.
Das 324 m hohe Wahrzeichen der französischen Hauptstadt besteht aus 7300 Tonnen Schmiede-Eisen. Das ist ziemlich viel Metall. Dennoch: Würde man es schmelzen, würde das geschmolzene Eisen nur gerade ein Volumen von 930 m3 einnehmen. Das entspricht ungefähr einer Kugel mit dem Radius von 6 m.
Würde man nun das flüssige Metall schön gleichmässig auf die Grundfläche verteilen, auf der der Eiffelturm steht, wäre der Metall-Tümpel nur knapp 6 cm tief. Die Grundfläche misst nämlich 125 m im Quadrat, das sind 15'625 m2. In Beziehung gesetzt mit dem Metall-Volumen ergibt das folgende Rechnung:
Bleiben wir beim Eiffelturm: Er ist 324 m hoch und steht auf einer quadratischen Grundfläche mit einer Seitenlänge von 125 m. Ein Zylinder, in dem der Turm Platz hätte, wäre ebenfalls 324 m hoch und hätte eine Grundfläche mit einem Radius von 88 m. Das Volumen dieses Zylinders würde etwas weniger als 8 Millionen m3 betragen. Die Luft darin wöge etwa 10 Millionen kg – rund 2,7 Millionen kg mehr als der Turm selber.