Während ich diese Zeilen tippe, nippe ich an einer Tasse Kaffee. Ich behaupte gar – ich habe noch nie einen Artikel ohne den Einfluss von Koffein geschrieben. Kein Wunder. Eine britische Studie kommt zum Schluss, dass keine Berufsgattung mehr Kaffee trinkt als Journalisten.
Wie jeder notorische Kaffeetrinker muss ich meine Sucht aber immer wieder rechtfertigen. Gegenüber solchen, denen meine Gesundheit am Herzen liegt, oder einfach gerne auf den Schwächen anderer herumhacken. Denn die Annahme, die schwarze Brühe sei ungesund, hält sich hartnäckig.
Doch in den letzten Jahren kam die Wende: Immer mehr Studien bekräftigen – Kaffeetrinken ist gesund.
Darum eine geballte Ladung Wissenschaft, um die letzten Zweifler zu überzeugen.
Doch zuerst eine weitere Tasse Kaffee.
Eine Leberzirrhose ist das Endstadium einer chronischen Lebererkrankung. Dass es nie soweit kommt, dazu soll der Genuss von Kaffee beitragen. Zu diesem Schluss kommt etwa eine Metaanalyse von der Universität Southampton.
Die Forscher rund um Studienleiter Oliver Kennedy haben neun Studien zu diesem Thema analysiert. Ihre Ergebnisse:
«Dies könnte eine wichtige Erkenntnis für Patienten mit Zirrhosegefahr sein, um ihre Gesundheitsergebnisse zu verbessern», sagt Kennedy. Bevor Ärzte eine entsprechende Empfehlung aussprechen könnten, brauche es aber noch weitere klinische Studien.
Zumindest peppt Koffein die Eizellen von weiblichen Mäusen auf, wie eine Studie der Huazhong Universität in Wuhan zeigt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Keimzellen in Petrischalen, die unter dem Einfluss von Koffein stehen, länger durchstehen und auch mehr überlebensfähige Embryonen bilden.
Ob dies auch bei Menschen gilt, muss zuerst aber noch untersucht werden.
Du bist ein Mann und fürchtest um deine Potenz? Dann renn jetzt zur Kaffeemaschine. Wer drei Tassen Kaffee pro Tag trinkt, soll ein tieferes Risiko haben. Und zwar um ganze 42 Prozent.
Die Forscher erklären sich dies so: Das Koffein entspannt die Arterien und die Muskulatur im Penis, was wiederum die Durchblutung fördert. Die Folge: Eine bessere Erektion. Allerdings konnte eine Nachfolgestudie den Effekt nicht replizieren.
Ein lustiger Fakt am Rande: Eine andere Studie kam tatsächlich zum Schluss, dass wer entkoffeinierten Kaffee trinkt, ein höheres Risiko hat unter erektiler Dysfunktion zu leiden. Im Gegensatz zur Probandengruppe, die Kaffee mit Koffein trank. Das komische Ergebnis macht selbst die Forscher ratlos. Es sei biologisch nicht erklärbar.
Holländische Forscher haben 13 Jahre lang 37'514 Personen nach deren Kaffee- und Teekonsum befragt und sie mit den Herzerkrankungen verglichen, die sie in dieser Zeitspanne erlitten haben. 1387 der Probanden sind an den Erkrankungen gestorben.
Was spannend ist: Jene die zwei bis vier Tassen Kaffee pro Tag tranken, hatten ein um 20 Prozent verringertes Risiko für eine Herzerkrankung (hier geht es zur Studie). Dies liegt wohl daran, dass das Getränk Oxidations-Hemmer enthält, die freie Radikale abfangen.
Dazu muss aber eins noch gesagt sein: Kaffee tut zwar laut der Studie dem Herzen gut, Tee ist aber noch besser. Drei bis sechs Tassen verringern die Gefahr an einem Herzleiden zu sterben um 45 Prozent.
Die Forscher führen den Unterschied darauf zurück, dass Teetrinker allgemein gesünder leben als Kaffeekonsumenten. Diese würden häufiger rauchen und ernähren sich schlechter.
Zu diesem Schluss kam eine italienische Studie, die über einen Zeitraum von vier Jahren 7000 Männer beobachtet hatte. Die Erkenntnis: Männer, die täglich mehr als drei Tassen Kaffee tranken, haben ein um die Hälfte geringeres Risiko an Prostatakrebs zu erkranken.
Zudem gibt es Anzeichen, dass Kaffeetrinken mit einem geringeren Risiko von Leber- und Gebärmutterkrebs einhergeht, wie die Weltkrebsforschungsagentur IARC festhält. Dass Kaffee seinerseits Krebs auslöst, dafür gibt es derzeit keine Evidenz.
Einem US-Richter ist dies egal. Er forderte von Starbucks seine Kaffees mit einer Krebswarnung zu kennzeichnen. Dies weil das Unternehmen nicht vor einer höheren Konzentration von Acrylamid in ihren Produkten warnt.
Eh ja, Wissenschaftler fanden tatsächlich die Zeit dieser Frage nachzugehen. Nun, das Ergebnis motiviert vielleicht den ein oder anderen Chef dazu, seinen Mitarbeitern Kaffee zu spendieren.
Denn die Studie der University of California und der Ohio State University haben herausgefunden, dass Kaffeetrinker die besseren Meetingteilnehmer sind als Nicht-Kaffeetrinker. Konkret: Kaffeetrinker ...
Frauen mit Diabetes sollten zur Kaffeetasse greifen, raten portugiesische Forscher. Ihre Diabetes-Studie mit 3000 Betroffenen kam zur Erkenntnis, dass Diabetespatientinnen Kaffee trinken sollten. Für sie verringerte sich das Risiko frühzeitig zu sterben ...
Der brasilianischer Professor von der University of São Paulo hat 40 professionelle Radfahrer für seine Kaffeestudie rekrutiert und in drei Gruppen aufgeteilt. Die Teilnehmer der ersten Gruppe durften weniger als eine Tasse Kaffee pro Tag trinken, die zweite zwei und die dritte drei oder mehr.
Resultat: Die beste Leistung erbrachten jene Radfahrer, die am meisten Koffein zu sich genommen hatten. Sie radelten im Vergleich am schnellsten. Das Resultat konnte auch mit einer etwas anderen Versuchsanordnung wiederholt werden.
Damit kommen wir zum wichtigsten Punkt. Zur Studie, die diesen Sommer für Schlagzeilen sorgte. Denn sie bekräftigte, Kaffee ist ein Lebenselixier.
Amerikanische Wissenschaftler kamen zu folgendem Schluss: Je mehr Kaffee man trinkt, desto länger lebt man.
Dieser statistische Zusammenhang lässt die Forscher vermuten, dass der Kaffee Inhaltsstoffe enthält, welche die Gesundheit fördern.
Tipp: Dieser Sterbe-Schutzeffekt ist bei aufgebrühtem Bohnenkaffee besser als bei löslichem Kaffee.
Das wäre ein grossartiges Schlusswort. Wäre, denn im Sinne der Objektivität noch kurz zu negativen Zusammenhängen:
Damit ihr mir nachher nicht (zurecht) in den Kommentaren Gegenstudien um die Ohren haut, hier ein paar Forschungsergebnisse, die mir nicht so recht in den Kram passen. Doch eines sei vorher gesagt: Es gibt tatsächlich viel weniger Studien, die einen negativen Effekt von Kaffee nachweisen. Es liegt also nicht nur an meinen vom Kaffeedunst vernebelten Sinnen.
200 Kaffee-Studien haben Forscher der Universität Southampton untersucht. Kaffee wirke sich eher positiv als negativ auf den menschlichen Organismus auf, so der Schluss. Doch sie mahnen zur Vorsicht, wie sie in einem Kommentar zur Studie schreiben: «Obwohl wir uns sicher sein können, dass Kaffeekonsum im Allgemeinen sicher ist, sollten Menschen nicht aus gesundheitlichen Gründen zu diesem Genussmittel greifen.»
Vor allem Schwangeren raten sie vom Muntermacher ab, da sich der Konsum negativ auf das Ungeborene auswirken könnte. Zudem stellten sie fest, dass Kaffeekonsumenten sich möglicherweise eher die Knochen brechen.
Dieses Ergebnis war das Nebenprodukt einer grossangelegten schwedischen Brustkrebs-Studie. Frauen, die gemäss eigenen Angaben mehr als drei Tassen Kaffee pro Tag trinken, hatten einen 17 Prozent kleineren Brustumfang.
Wer sich jetzt sorgt, wird von der an der Studie beteiligten Onkologin Helene Jernstroem beruhigt:
Ich bin ein Psychopath – dies legen mir zumindest österreichische Wissenschaftler nahe. Grund: Ich trinke den Kaffee meist schwarz.
Ihre Studie sei der erste empirische Beweis, «dass eine Vorliebe für bitteren Geschmack mit bösartigen Charakterzügen in Zusammenhang steht», so Psychologin Christina Sagioglou. So war eine Vorliebe für den bitteren Geschmack eine sichere Vorhersage für Machiavellismus, Narzissmus und Psychopathie.