Ein 1957er Ford mit kundenspezifischer Innenausstattung.
Gibt man die Unterschriften allerdings einem Graphologen, kann der einiges mehr hineinlesen, was in der Retroperspektive allerdings auch gar nicht sooo schwer ist ...
In der «Forest Park Review» schrieb beispielsweise ein gewisser Dr. Murray 2006 – offenbar der Handschriften-«Experte» besagter Lokalzeitung, der wöchentlich irgendein Schriftstück interpretiert – über die dramatische Vereinfachung von Nixons Unterschrift, sie zeige den «Zerfall seiner Persönlichkeit an». Kurz vor dem Antritt des Präsidentenamtes 1968 sei sie noch« gross, schwer, fett und lesbar» und zeige, dass er «zuversichtlich, stolz, würdevoll, optimistisch, furchtlos und entschlossen» gewesen sei.
Dann kamen die Attentate auf Martin Luther King und Robert Kennedy. Die Leute gingen auf die Strasse und demonstrierten gegen den Präsidenten und den von ihm fortgeführten Vietnamkrieg. Deshalb zeige sich in Nixons Unterschrift von 1969, dass er «viel von seinem Selbstvertrauen und seiner Begeisterung verloren» habe.
An der dritten, «wie aufgefädelten» Unterschrift erkennt Dr. Murray dann auch, dass sich nun der Watergate-Skandal anzubahnen beginnt, das US-Repräsentantenhaus verabschiedete drei Anklageartikel gegen den Präsidenten, die ihn der Behinderung der Justiz, des Machtmissbrauchs und der Missachtung des Kongresses beschuldigten: «Die mangelnde Lesbarkeit der Unterschrift verrät, dass Nixon versuchte, unaufrichtig und ausweichend zu sein.»
Die vierte Unterschrift zeige denn auch, «dass er so deprimiert, krank, gedemütigt und als Person so gebrochen war, dass er nicht einmal seinen Namen leserlich schreiben konnte.»
Zu Papier gebracht habe er die Unterschrift 1974, nachdem er gezwungen war, die Tonbänder zu veröffentlichen, die zeigen, dass er von der Watergate-Vertuschung wusste und sie billigte.
Am 9. August trat Nixon als erster amerikanischer Präsident von seinem Amt zurück, lebte aber noch weitere 20 Jahre, «wenn auch als zertrümmerte Hülle seines früheren Selbst», schliesst der Experte seine Analyse.
Sisak, Kroatien, 1995:
Im August 1995 kehrte Marijan mit seiner 2. Gardebrigade Gromovi aus dem «Sturm» (Operacija Oluja) zurück, jener Grossoffensive im Kroatienkrieg, bei der kroatische Armee- und Polizeieinheiten innerhalb von 85 Stunden den Hauptteil der 1991 entstandenen Republik Serbische Krajina eroberten, die zuvor rund ein Drittel Kroatiens kontrolliert hatte.
Die Soldaten, die im Konvoi durch Sisak fuhren, hatten den Befehl, nicht anzuhalten, und so beugte Marjan sich kurzerhand zu seiner 21-jährigen Freundin Ira herunter, die angestürmt kam, sobald sie ihn erblickt hatte.
Ein Bild – geschossen von der Fotojournalistin Lea Krivosic –, das den Beginn des Friedens markiert.
Die beiden sind inzwischen 25 Jahre verheiratet und haben eine gemeinsame Tochter.
USA, 1959:
Nikita Chruschtschow, der gemeinhin als Tauwetter einleitender Nachfolger Stalins gilt, als der Mann, der die Entstalinisierung in der UdSSR vorantrieb, hatte auch seine weniger gefeierten Momente. Einer davon war dem Mais-Anbau geschuldet.
Um also das Angebot an Fleisch zu erhöhen, versuchte Chruschtschow bei jeder Gelegenheit, Mais als Futterpflanze zu popularisieren.
Er importierte Saatmais aus den USA, gründete ein Maisforschungsinstitut in der Ukraine und das Landwirtschaftsministerium gab eine neue wissenschaftliche Zeitschrift mit dem Titel «Mais» heraus.
Die Maisanbaufläche stieg von 4,3 Millionen Hektar im Jahr 1954 auf 18 Millionen Hektar im Jahr 1955. Die Ernten fielen dank des warmen Wetters der zwei Folgejahre üppig aus und fast schien es, Herr Mais (russ. «kukuruznik») habe ein landwirtschaftliches Wunder vollbracht.
Und so dehnten die sowjetischen Agrarbehörden die Maisanbauflächen ins schier Unermessliche aus: Bis 1960 stieg die Gesamtanbaufläche auf 28 Millionen Hektar und erreichte 1962 37 Millionen. Doch die Saat gedieh nun mal nicht in Gebieten, in denen für die süssen Kolben keine geeigneten klimatischen Bedingungen vorherrschen.
In Regionen des kälteren Litauen beispielsweise pflanzte man den Mais deshalb überall an den Feldrändern – schliesslich musste man der Parteirichtlinie folgen –, in der Feldmitte hingegen wurden weiterhin heimlich Weizen, Rogge und Gerste kultiviert – schliesslich wollte man auch nicht verhungern. Fuhren nun die Agraraufseher aus Moskau in ihren schwarzen Tschaikas an den Feldern vorbei, sahen sie mit grösster Zufriedenheit die Bestimmungen des Zentralkomitees erfüllt.
Doch nicht alle waren so findig wie diese Litauer und so kam es, dass im regnerischen Jahr 1962 ca. 70 bis 80 Prozent der Anbauflächen abstarben. Selbst in den südlichen Regionen blieben die Erträge niedrig. Zusätzlich ging die Heuproduktion im ganzen Land zurück – von 64 Millionen Tonnen im Jahr 1953 auf 47 Millionen im Jahr 1965.
Die Kolchosbauern sollten recht behalten: Mais war eine «fremde» Kulturpflanze. Daran konnte auch Chruschtschow nichts ändern, dessen Ruf als weiser Führer in der Folge grossen Schaden nahm.
Washington, D.C., 1916:
Der Berghäuptling der Blackfoot sitzt vor einem Phonographen für eine Aufnahme der Lieder seines Stammes für das «Bureau of American Ethnology». Neben ihm sitzt die amerikanische Ethnographin Frances Densmore, die sich vor allem mit der Musik der amerikanischen Ureinwohner befasste.
In ihren über fünfzig Jahren Tätigkeit sammelte sie Tausende von Aufnahmen, die sich heute in der Library of Congress befinden.
In den Wohnzimmern von «Space Age»-Liebhabern der 1960er Jahre:
Der Wettlauf um die Eroberung des Weltraums hatte Mitte der 1960er Jahre einen grossen Einfluss auf die Menschen und damit auch auf Mode und Design. Die Frage, wie man in der Zukunft wohl leben wollte, brachte jede Menge futuristische Entwürfe hervor: So wie der Ball Chair des finnischen Möbeldesigners Eero Aarnio von 1963. Dieser an eine Weltraumkapsel erinnernde Sessel ist heute ein absoluter Klassiker, für den man mehrere Tausend Franken hinblättert.
UdSSR, 1987:
Der Schachweltmeister Anatoli Karpow (rechts) spielt eine Runde Schach für die sowjetische Jugendorganisation während des 18. Komsomol-Kongresses.
Nordamerikanische Prärie, 1870er:
Bis 1870 töteten weisse und indianische Jäger nur so viele Bisons, wie sie für ihren eigenen Bedarf benötigten. Das änderte sich in den Folgejahren drastisch. So drastisch, dass der amerikanische Bison – oft auch Büffel genannt – fast gänzlich ausgerottet wurde. Dafür gab es verschiedene Gründe:
Der Yellowstone-Nationalpark, der im Jahr 1872 gegründet wurde, rettete den übrig gebliebenen Tieren das Leben, obwohl die Wilderei nach wie vor ein Problem darstellte. An ihrem Tiefpunkt im Jahr 1902 sank die Zahl der noch lebenden Bisons auf mickrige 23 Exemplare.
Leningrad, UdSSR, 1985:
Eigentlich war es in der Sowjetunion verboten, Zeitungsinserate mit handschriftlichen Verkaufs- und Tausch-Angeboten, mit Suchanfragen für Freunde und Wohnungen zu überkleben, doch die Polizei wurde diesem massenhaften Phänomen nicht Herr. Es gab einfach zu viele Leute, die auf diese Weise Stände und Mauern in der Nähe von Flohmärkten und Kollektivmärkten gnadenlos zutapezierten.
Serbien, 1914:
Anfang August 1914 verstümmelten und erhängten österreichisch-ungarische Soldaten der 42. kroatischen Heimatschutz-Infanteriedivision den Vater, die Mutter, die Grossmutter, die drei Schwestern und vier der sieben Brüder eines serbischen Jungen namens Momcilo Gavric.
Er überlebte bloss, weil er nicht zu Hause war; sein Vater hatte ihn zuvor zu seinem Onkel geschickt.
Mit nichts zurückgelassen suchte der Junge die Armee auf und wurde von der 6. Artilleriedivison aufgenommen, die sich in der Nähe seines Heimatdorfes Trbusnica befand. Er zeigte seiner Einheit am selben Abend den Standort der österreichisch-ungarischen Soldaten, er nahm selbst am Beschuss teil, der den Tod seiner Familie rächen sollte.
Nach der Schlacht von Cer wurde er vom Kommandanten seiner Einheit in den Rang eines Korporals befördert und erhielt eine Militäruniform. Damals war Momcilo gerade mal acht Jahre alt.
Nach dem Krieg machte er eine Ausbildung in England, kehrte aber 1921 nach Serbien zurück, nachdem der serbische Premierminister Nikola Pasic die Rückkehr aller Kinder nach Serbien angeordnet hatte. In Trbusnica wurde er schliesslich mit seinen drei Brüdern wiedervereint, die die Morde von 1914 überlebt hatten.
UdSSR, 1950er:
Welches Kind wünscht ihn sich nicht, diesen aufziehbaren Bären mit Milchflasche!
London, 1900:
Das Four Penny Coffin oder Coffin House war eine der ersten Obdachlosenunterkünfte, die für die Menschen im Zentrum Londons geschaffen wurden.
Betrieben wurde es von der Heilsarmee, zum Zudecken und als Schutz vor den harten Londoner Wintern erhielten die Obdachlosen zusätzlich Planen, wenn sie sich zum Schlafen in die sargähnlichen Holzkisten legten.
USA, 1957:
Endlich ist es da, das hochwertige Kanekalon-Fiber-Haar aus Japan! Das hochwertige Synthetikhaar kann sowohl gewaschen, geföhnt, gelockt als auch geglättet werden, ohne zu verschmoren!
Chicago, USA, 1920:
Ein auf dem Helm befestigter Wassersprinkler soll verhindern, dass der Feuerwehrmann bei seinen Löscharbeiten Feuer fängt.
Niederlande, April 1945:
Ein kleiner Junge feiert die Befreiung seiner Heimat mit einer Zigarette.
Harvard-College-Obsveratorium, Cambridge, USA, 1890:
Der am Harvard-Observatorium tätige Astronom Edward Charles Pickering beschäftigte viele Frauen, die wichtige astronomische Entdeckungen machten. Man sprach von ihnen als «Pickerings Harem» oder nannte sie aufgrund ihrer berechnenden Tätigkeiten «Harvard Computers».
Annie Jump Cannon zum Beispiel wurde berühmt für den Merksatz «Oh, Be A Fine Girl – Kiss Me!», der Generationen von Astronomen die Reihenfolge der Spektralklassen beibrachte. Williamina Fleming wiederum entwickelte ein System zur Klassifizierung von Sternen und entdeckte zahlreiche Gasnebel, Sterne und Novae, während Henrietta Swan Leavitt 1912 die Perioden-Leuchtkraft-Beziehung – ein wichtiges Mittel zur Entfernungsmessung in der Astronomie – entdeckte.
Thal, Steiermark, Österreich, 1948:
Ja, das ist er, der halbjährige Arnold Schwarzenegger im Garten seines Elternhauses.