Die Geschichte der Schweizer Söldner wird noch immer als europäische Geschichte erzählt. Demnach sei das brutale Geschäft mit Wurzeln im Mittelalter im 19. Jahrhundert allmählich ausgelaufen, da es nicht mehr mit den aufklärerischen und liberalen Idealen jener Zeit vereinbar gewesen sei. Diese Erzählung blendet jedoch Wesentliches aus. Das Söldnergeschäft war spätestens seit dem Ende des 16. Jahrhunderts auch ein imperiales. Und es lief bis ins 20. Jahrhundert weiter. Es handelt von Armut, Gewalt und Rassismus. All dies gehört ebenso zur Geschichte der modernen Schweiz, wie das folgende Beispiel der niederländischen Kolonialarmee illustriert.
Bereits im 17. und 18. Jahrhundert beschäftigte die Niederländische Ost-Indienkompanie (VOC) Arbeitskräfte aus der alten Eidgenossenschaft. Da der niederländische Staat, der im Nachgang der Napoleonischen Kriege 1815 die ehemaligen Besitzungen der VOC als Kolonialgebiete beanspruchte, selber nur wenige Freiwillige aus dem eigenen Land rekrutieren konnte, hielt er an dieser Praxis fest. Neben Soldaten aus dem eigenen Land sowie den afrikanischen und südostasiatischen Kolonien setzte er folglich auf zahlreiche Söldner aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, Polen, und der Schweiz.
So kämpften in der Zeit von 1815 bis 1914 schätzungsweise 7600 Schweizer Söldner in den niederländischen Kolonien im Gebiet des heutigen Indonesiens sowie mehrere Dutzend in der Karibik und in Surinam. Sie stellten zeitweise bis zu elf Prozent des europäischen Truppenkontingentes.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme waren Solddienste für die niederländische Kolonialarmee gemäss Schweizer Recht nicht verboten. Die Bundesverfassung von 1848 untersagte zwar neue Truppenstellungsverträge (sogenannte Kapitulationen) mit anderen Staaten. Und in den darauffolgenden Jahren wurden die gesetzlichen Bestimmungen weiter verschärft. So wurde 1859 die Werbung für solche Dienste unter Strafe gestellt.
Der individuelle Solddienst blieb aber weiterhin erlaubt. Denn vor dem Hintergrund von Massenarmut und Auswanderung waren viele Politiker froh, wenn ärmere Schweizer den günstigen Weg über die Kolonialarmee wählten.
Nebst der Flucht vor Armut, waren viele Söldner auch von Abenteuergeist beseelt. Romantische Vorstellungen über die «Tropen» wichen in den Kasernen am Äquator jedoch schnell der harten Realität: Hitze, tropische Krankheiten, und Drill erschwerten den militärischen Alltag. Fast die Hälfte verstarb noch während des Dienstes.
Ausserdem gab es seit Mitte des 19. Jahrhunderts kaum mehr Möglichkeiten, um eine militärische Karriere zu verfolgen, die über den Rang eines Unteroffiziers hinausreichte. Diese Plätze wurden mehrheitlich den Niederländern vorbehalten. Viele bereuten daher ihren Schritt und wandten sich an den Schweizer Konsul in Batavia (heute Jakarta), in der Hoffnung, er könne sie aus dem Vertrag herauslösen – meist jedoch vergebens.
Die Söldner wählten unterschiedliche Strategien, um ihren Frust zu bewältigen. Einige setzten ihrem Leben freiwillig ein Ende. Andere griffen ihre Vorgesetzten tätlich an. Im Jahr 1860 kam es sogar zu einer Reihe von Meutereien unter Schweizern und Franzosen, die dank der Hilfe von indonesischen Soldaten niedergeschlagen werden konnten. Die Rädelsführer wurden gehängt oder zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilt.
Wer sich mit seinem Los abgefunden hatte, spülte seinen Frust mit Genever, einem niederländischen Wacholderschnaps, runter. Einzelne suchten auch Trost in einer ausserehelichen Beziehung mit einer indoeuropäischen oder asiatischen «Haushälterin». Die «Njais», wie diese Konkubinen auf Malaiisch genannt wurden, waren dabei vollständig der Gemütslage der Europäer ausgeliefert. Ein Soldat konnte «seine» Njai von einem Tag auf den anderen vor die Türe setzen und oft kam es vor, dass er alleine nach Europa zurückkehrte und sie samt den gemeinsamen Kindern in Armut zurückliess.
Trotzdem befürwortete die niederländische Heeresleitung das Konkubinat. Denn in ihren Augen leisteten die Frauen einen wichtigen Beitrag zur Kampfkraft, indem sie die Soldaten vor Geschlechtskrankheiten, homosexuellen Handlungen und Trunksucht bewahrten.
Die Schweizer Söldner zählten zu den wichtigsten Stützen eines kolonialrassistischen Gewaltregimes. Ihr Job war es, Rebellionen von ausgebeuteten javanischen oder chinesischen Kontraktarbeitern auf den Plantagen europäischer Handelsgesellschaften niederzuschlagen. Ausserdem beteiligten sie sich an der militärischen Unterwerfung des Malaiischen Archipels – und diese verlief mit äusserst gewalttätigen Mitteln.
Während hier in der Schweiz das Internationale Rote Kreuz gegründet und über eine «humane Kriegsführung» zwischen als «zivilisiert» bezeichneten, westlichen Nationen diskutiert wurde, löschten die niederländische Kolonialarmee ohne Rücksicht auf zivile Opfer in Indonesien ganze Dörfer aus. Wenn wir also die Schweizer Söldnergeschichte im imperialen Kontext betrachten, erkennen wir, dass sie noch bis ins 20. Jahrhundert andauerte und eng mit kolonialer Gewalt verbunden war.
"Geen geld, geen Zwitsers"
Kein Geld, keine Schweizer
Im Mittelalter galten die Schweizer Hellebardiere als die besten Söldner überhaupt. Auch als die teuersten. „pas d'argent, pas de suisse“ war ein bekannter Spruch.
Es war ihnen allerdings verboten, gegeneinander zu kämpfen. So musste, wenn sich 2 Regimenter von Schweizer Söldnern gegenüberstanden, dasjenige welches weniger lang im Sold der jeweiligen Armee stand, das Schlachtfeld verlassen.
Auch der Papst setzte damals auf Schweizer Söldner.
Die Schweizer Garde ist die älteste noch existierende Söldnertruppe