Nicht der Gotthard, nicht der Simplon und schon gar nicht der Lötschberg, nein, der Hauenstein war der erste richtige Eisenbahntunnel der Schweiz. Er wurde 1858 offiziell eröffnet. Bauherrin war die Schweizerische Centralbahn (SCB) mit Sitz in Basel. Die SCB war im Februar 1853 gegründet worden und hatte das Ziel, die Regionen Luzern und Bern sowie die Westschweiz an die Rheinstadt Basel anzubinden. Dafür musste allerdings das Hindernis Jura überwunden werden.
Bereits im Juli 1853 begannen die Arbeiten am Hauensteintunnel. Mit einer Länge von 2495 Metern war er der erste gebirgsdurchquerende Eisenbahntunnel der Schweiz. Nur der 1847 eröffnete Schlossbergtunnel in Baden wurde früher gebaut, mit einer Länge von 80 Metern war er aber kein Vergleich zum Hauensteindurchstich.
Der Bau des Tunnels zwischen Läufelflingen (BL) und Trimbach (SO) war schwerste Handarbeit und forderte zahlreiche Menschenleben. Besonders tragisch war ein Schachtbrand im Mai 1857, bei dem 52 Arbeiter und 11 Retter ums Leben kamen. Um die stickige Luft im Tunnel zu verbessern, war ein Ofen aufgestellt worden, der mit unterschiedlichen Innen- und Aussentemperaturen eine Luftzirkulation in Gang setzte.
Das funktionierte, bis eines Tages ein Funke einen Schachtbrand verursachte und in der Folge ein Stollen verschüttet wurde. Die Rettungskräfte konnten den Durchgang erst nach einigen Tagen räumen. Zu spät für die eingeschlossenen Bauarbeiter.
Neben dem Unglück verzögerten auch zahlreiche Wassereinbrüche die Fertigstellung, die eigentlich für 1857 geplant war. Mit einem Jahr Verspätung wurde der Tunnel am 1. Mai 1858 schliesslich offiziell eröffnet. Auf der Gästeliste standen auch zwei Bundesräte: Wilhelm Matthias Naeff und Giovanni Battista Pioda. Der Durchbruch des Juras war für das aufstrebende Bahnland Schweiz wichtig, stürzte die Regierung jedoch in ein Dilemma.
Sollte man gehen, obwohl ähnliche Einladungen zuvor ausgeschlagen worden waren? Jein. Also ja, aber nicht in offizieller Mission. Ein Kompromiss in guter alter − zu dieser Zeit noch junger – Schweizer Manier. Die Einladung der SCB wurde deshalb höflich und mit viel Fingerspitzengefühl abgelehnt:
Zwischen den Zeilen war jedoch zu lesen, dass die Centralbahn mit dem Besuch von mindestens einem Bundesrat rechnen konnte.
Die offizielle Ehre, durch ein Mitglied der Landesregierung eingeweiht zu werden, sollte dem Hauenstein erst 1916 widerfahren. Sollte, denn auch dieses Mal klappte es nicht. Wegen des Ersten Weltkriegs wurde der erste Basistunnel der Schweiz mit einer Länge von rund acht Kilometern ganz ohne Feier eröffnet. Trotzdem, beide Tunnel waren Meisterwerke und Meilensteine ihrer Zeit. Ehre hin, Bundesrat her.
Auch der grosse Viadukt bei Buckten ist sehenswert, ebenso die Fern-und Güterzüge die jetzt gelegentlich über die alte Strecke geführt werden.