Im Moment seiner Gründung war der Staat Israel mit dem Versuch seiner Nachbarn konfrontiert, ihn wieder von der Landkarte zu fegen: Kurz nach Mitternacht am 15. Mai 1948 griffen die Armeen der arabischen Staaten Ägypten, Jordanien, Syrien, Libanon und Irak das neue Staatswesen an, dessen Unabhängigkeitserklärung erst am Nachmittag zuvor erfolgt war. Mit dem Angriff regulärer arabischer Truppen wurde aus dem Bürgerkrieg zwischen Juden und Arabern im Völkerbundsmandat Palästina ein konventioneller Krieg zwischen Staaten.
Dieser erste arabisch-israelische Krieg, «Palästinakrieg» oder «Israelischer Unabhängigkeitskrieg» genannt, blieb nicht der letzte. In den konventionellen Kriegen erwies sich die israelische Armee fast immer als stark überlegen; diese Art der Konfrontation fand deshalb zum letzten Mal im Jom-Kippur-Krieg 1973 statt. Seither hat sich zum einen das Verhältnis des jüdischen Staates zu einem Teil seiner arabischen Nachbarn etwas entspannt, zum anderen sind seine Gegner nun mehrheitlich nicht-staatliche Akteure, die Israel mit einer sogenannten asymmetrischen Kriegsführung herausfordern.
Dieser Überblick befasst sich mit den bekannteren Kriegen, an denen Israel beteiligt war – etwa dem Sechstagekrieg –, aber auch mit nahezu vergessenen Kriegen wie dem Suezfeldzug. Zudem wird auch der folgenreichste Vorstoss Israels in den Südlibanon berücksichtigt, der 1982 gegen einen nicht-staatlichen Akteur erfolgte. Luftangriffe und Bodenoffensiven der israelischen Armee im Gazastreifen bleiben dagegen ausser Betracht – mehr dazu gibt es hier:
Unmittelbar nach der Annahme des UNO-Teilungsplans durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen Ende November 1947 versank das britische Mandatsgebiet Palästina in einem Strudel von Gewalt. Die jüdische Gemeinschaft, der Jischuv, hatte dem Plan zugestimmt, während die arabischen Einwohner des Gebiets (der Begriff «Palästinenser» für diese Bevölkerungsgruppe kam erst in den Sechzigerjahren auf) sowie die arabischen Staaten ihn strikt ablehnten. Dieser arabisch-jüdische Bürgerkrieg kostete Hunderte Menschenleben auf allen Seiten.
Nach dem Abzug der letzten britischen Truppen am 14. Mai und der Gründung Israels rückten die Armeen der arabischen Staaten in das nunmehr ehemalige Mandatsgebiet ein. Auf dem Papier sah es schlecht aus für den jüdischen Staat: Nur schon im Mandatsgebiet war die jüdische Bevölkerung in der Minderheit, nun mischten sich sämtliche arabischen Nachbarstaaten ein, und auch der Irak, der keine gemeinsame Grenze mit Palästina aufweist, entsandte Truppen. Die Gesamtbevölkerung der Gegner Israels belief sich auf etwa 30 bis 40 Millionen.
Doch Israel gewann den konventionellen Krieg gegen die panarabischen Armeen. Der junge Staat war nicht aus dem Nichts entstanden, sondern aus quasi-staatlichen Strukturen, die sich bereits während der Mandatszeit herausgebildet hatten. Der Jischuv hatte mit diesem Krieg gerechnet und sich darauf vorbereitet. Er hatte eine schlagkräftige Bürgerwehr, die Hagana, aufgebaut, die als Unterorganisation die Eliteeinheit Palmach, Feldtruppen und sogenannte Wachtruppen umfasste und von einem Generalstab geleitet wurde. Die jüdischen Soldaten waren hoch motiviert; sie kämpften um das Überleben ihres jungen Staates und fürchteten eine Wiederholung des Holocausts.
Die arabischen Staaten dagegen waren schlecht auf die militärische Auseinandersetzung vorbereitet. Ihre durchwegs undemokratischen Regimes hatten den Krieg auf Druck der Strasse begonnen; ihre Armeen waren klein und nur zur Unterdrückung interner Revolten geeignet. Ihre Truppen waren schlecht organisiert und geführt, mit Ausnahme der von britischen Offizieren geführten Arabischen Legion, der jordanischen Armee. Jordanien verfolgte allerdings eigene Ziele, die in der Besetzung möglichst grosser Teile des im UNO-Teilungsplan vorgesehenen arabischen Staats bestanden.
Zudem traf das Waffenembargo, das die UNO noch im Mai 1948 über die Kriegsparteien verhängte, die arabischen Staaten stärker als Israel: Während sich Grossbritannien und Frankreich, die traditionellen Waffenlieferanten der Araber, an das Embargo hielten, konnte Israel Waffen aus der kommunistisch regierten Tschechoslowakei beziehen, die sich nicht an das Embargo gebunden fühlte und überdies Devisen benötigte. Ausserdem gelang es Israel, Waffen auf dem Schwarzmarkt zu erwerben.
Obwohl auch die israelische Seite mehrmals in Bedrängnis geriet, war das Resultat ein klarer israelischer Sieg: Als der Krieg mit den durch die UNO zwischen Februar und Juli 1949 vermittelten Waffenstillstandsabkommen endete, hielten die israelischen Truppen ein bedeutend grösseres Gebiet als das im UNO-Teilungsplan vorgesehene Territorium. Insbesondere stiessen israelische Einheiten bis zum Roten Meer vor und trieben damit einen Keil zwischen Ägypten und Jordanien. Die Waffenstillstandslinie, die sogenannte Grüne Linie, wurde zur international anerkannten Grenze Israels. Ein Friedensabkommen wurde nicht erzielt; die arabischen Staaten wollten nicht direkt mit Israel verhandeln.
Die Regimes der arabischen Staaten hatten Nachrichten über die schlechte Kriegslage zensiert und bekamen nun die Wut der enttäuschten Bevölkerung zu spüren. Ein palästinensischer Staat entstand nicht: Jordanien behielt die Kontrolle über das Westjordanland und Ost-Jerusalem, die es 1950 annektierte; Ägypten besetzte den Gaza-Streifen. Die arabische Bevölkerung Palästinas erlebte die «Nakba» («Katastrophe»): 700'000 bis 750'000 Palästinenser verloren ihre Heimat; sie flohen zum Teil vor den Kampfhandlungen, zum Teil wurden sie gezielt vertrieben. Nur ein kleiner Teil durfte nach dem Waffenstillstand zurückkehren. Die Nakba wurde zum Trauma der Palästinenser, war aber auch ein wesentlicher Faktor ihrer Nationswerdung. In Israel hingegen wurde der Sieg gegen eine Überzahl von Feinden zum Gründungsmythos.
Die Nakba und ihre Folgen sind bis heute ein Haupthindernis für eine Befriedung des Nahost-Konflikts. Die palästinensischen Flüchtlinge, die nicht nur in den direkten Nachbarstaaten Israels leben, wurden in den arabischen Staaten bis auf wenige Ausnahmen nicht als gleichberechtigte Bürger aufgenommen. Sie werden von einer eigenen UNO-Flüchtlingsorganisation (UNRWA) betreut, im Gegensatz zu allen anderen Flüchtlingen, für die das UNHCR zuständig ist. Das Rückkehrrecht der Flüchtlinge und ihrer Nachkommen, die mittlerweile auf knapp 5 Millionen angewachsen sind, ist bisher für beide Seiten unverhandelbar: Israel kann es nicht akzeptieren, da die Rückkehr die Juden in die Minderheit versetzen würde; die palästinensischen Vertreter können es nicht aufgeben, ohne als Verräter dazustehen.
Die Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden Palästinensern veränderte die Demographie der Region. Im Vergleich zum jüdischen Staat gemäss dem UNO-Teilungsplan, in dem lediglich eine knappe jüdische Mehrheit gelebt hätte, war Israel nicht nur grösser, sondern wies auch eine deutlich grössere jüdische Mehrheit auf. Diese Mehrheit wuchs nach Kriegsende durch die Auswanderung, Flucht und Vertreibung von etwa 850'000 Juden aus arabischen und islamischen Ländern stark; die meisten von ihnen gingen nach Israel. Nach diesem Exodus existieren kaum noch jüdische Minderheiten in diesen Ländern.
Die Suezkrise und der darin eingebettete Suezkrieg waren wesentlich weniger folgenreich als der Palästinakrieg. Aber auch diese militärische Auseinandersetzung, die heute vielen gar nicht mehr bekannt ist, hatte Auswirkungen, die bis heute spürbar sind.
In der Krise kulminierten verschiedene Entwicklungen, die sich seit dem Ende des Palästinakriegs angebahnt hatten. So blieb zum einen die Feindseligkeit zwischen Israel und den arabischen Staaten bestehen, trotz geheimer Versuche verschiedener arabischer Regierungen, mit Jerusalem ins Gespräch zu kommen. Diese Versuche scheiterten, da Israel keine Friedensregelung akzeptierte, die die Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge involviert hätte. Zum anderen übernahmen 1952 die «Freien Offiziere» unter Führung von Gamal Abdel Nasser die Macht in Ägypten. Die neue Führung in Kairo unterstützte die algerische Befreiungsbewegung Front de Libération Nationale (FLN), was Frankreich zusehends verärgerte.
Grossbritannien schliesslich hatte seine Truppen 1946 aus Ägypten abgezogen, aber in der Suezkanal-Zone belassen. Nasser setzte den vollständigen Abzug der Briten durch, der bis zum Juni 1956 abgeschlossen war. Zugleich rüstete Nasser die Armee stark auf und neigte zunehmend der Sowjetunion zu, weshalb er keine westliche Finanzhilfe für den Bau des Assuan-Staudamms erhielt. Im Juli 1956 verstaatlichte Nasser die Suezkanal-Gesellschaft, um mit den Einnahmen den Staudamm zu finanzieren. Damit verärgerte er Paris, das die Mehrheit an der Gesellschaft hielt, und London, da britische Banken daran zu etwa 40 Prozent beteiligt waren.
Grossbritannien und Frankreich näherten sich nun Israel an, das sich seinerseits immer mehr Guerillaangriffen der Fedajin vom Sinai und vom Gaza-Streifen aus ausgesetzt sah. Nasser blockierte nun die Strasse von Tiran, was Israel vom Roten Meer abschnitt, und sperrte den Suezkanal für israelische Schiffe. Die Krise spitzte sich zu, während die USA vergeblich versuchten, die Spannungen durch Verhandlungen und Konferenzen zu entschärfen.
Ende Oktober 1956 trafen sich Vertreter Frankreichs, Grossbritanniens und Israels unter strengster Geheimhaltung, um ihr Vorgehen gegen Nasser zu koordinieren. Sie schlossen einen Pakt, der vorsah, dass Israel Ägypten wegen dessen Aufrüstung angreifen sollte. London und Paris sollten dann mit einem Ultimatum an die kriegführenden Parteien reagieren und nach dessen voraussehbarer Ablehnung durch Nasser die Kanalzone mit einer gemeinsamen Streitmacht «befreien». Nasser würde, so hoffte man, durch diese Entwicklung den Rückhalt im ägyptischen Volk verlieren und gestürzt werden.
Am 28. Oktober begann die Umsetzung des Plans: Israel startete die Operation Kadesh und rückte schnell in den Gaza-Streifen sowie auf die Sinai-Halbinsel vor. London und Paris forderten darauf den Rückzug beider Seiten, was Nasser am 31. Oktober wie erwartet zurückwies. Nun bombardierten britische und französische Flugzeuge ägyptische Flugplätze, dann eroberten britische Fallschirmjäger Port Said am nördlichen Ende des Suezkanals. Die mit sowjetischen Waffen ausgerüstete ägyptische Armee wich nach anfänglichem Widerstand schnell zurück.
Während die militärischen Operationen weitgehend erfolgreich verliefen, wurde das Unternehmen auf diplomatischer Ebene zu einem Desaster. Wider Erwarten erhielten die alten Kolonialmächte Grossbritannien und Frankreich keine Rückendeckung aus Washington. Dort hielt man im Hinblick auf den Kalten Krieg gute Beziehungen zu den Staaten der Dritten Welt für wichtiger als britisch-französische Interessen. Amerikanische und sowjetische Resolutionen im UNO-Sicherheitsrat verlangten die Beendigung des Konflikts. Grossbritannien und Frankreich konnten dies durch ihr Veto zunächst blockieren.
Am Ende wirkte aber die amerikanische Drohung, umfangreiche Bestände an Pfund-Reserven zu verkaufen, was den Kurs der britischen Währung hätte einbrechen lassen. Zusätzlich drohte die Sowjetunion mit der Anwendung von militärischer Gewalt. Die Kampfhandlungen wurden eingestellt, und die britisch-französischen Truppen zogen aus Ägypten ab. Auch die israelischen Truppen verliessen schliesslich den Sinai und Gaza. Auf dem Sinai wurde eine Friedenstruppe installiert (UNEF I). Ägypten hob die Blockade des Suezkanals und der Strasse von Tiran auf.
Das Ergebnis war eine weitere Schwächung der europäischen Mächte – besonders für London war der Ausgang des Kriegs eine massive Demütigung. Grossbritannien, so hatte sich gezeigt, war nur noch eine Mittelmacht. Israel hatte mit seiner Beteiligung am Suezkrieg den Zorn in der arabischen Welt noch vertieft und sein Hauptziel, den Sturz Nassers, verfehlt. Dieser stieg im Gegenteil zur unangefochtenen Führungsfigur in der arabischen Welt auf.
Kein anderer Krieg – ausser dem Palästinakrieg – hat die weitere Entwicklung Israels und des gesamten Nahost-Konflikts mehr beeinflusst als der Sechstagekrieg. Diese kurze militärische Auseinandersetzung, die mit einer vernichtenden Niederlage der arabischen Staaten endete, führte dazu, dass Israel zur Besatzungsmacht wurde – mit allen Konsequenzen, die das mit sich brachte.
1967, Israel hatte inzwischen 2,75 Millionen Einwohner, dreimal mehr als bei der Unabhängigkeit, befand sich das Land nach wie vor in einem gespannten Verhältnis zur arabischen Welt. Während an der Grenze zu Ägypten dank der Präsenz der UNO-Truppen Ruhe herrschte, drangen palästinensische Freischärler von Syrien her über den Libanon und Jordanien immer wieder in Israel ein, während Syrien von den Golanhöhen aus israelische Ziele beschoss. Mit Syrien gab es zudem Streit um die Zuflüsse zum Jordan, die Syrien umlenken wollte, seit Israel Wasser aus dem Jordan für sein Bewässerungssystem entnahm.
Die Eskalation, die zum Krieg führte, ging jedoch von Ägypten aus. Mitte Mai erhöhte der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser die Truppenpräsenz auf dem Sinai massiv und verlangte darauf den Abzug der UNO-Truppen (UNEF). UNO-Generalsekretär Situ U-Thant kam dieser Forderung sofort nach, ohne Rücksprache mit Israel zu nehmen. Kurz darauf, am 22. Mai, liess Nasser die Strasse von Tiran für israelische Schiffe sperren. Damit war Israel vom Roten Meer abgeschnitten und ein Grossteil der Erdölimporte konnte das Land nicht mehr erreichen; zudem hatte der jüdische Staat mehrmals die Sperrung dieses Seewegs als casus belli (Kriegsgrund) bezeichnet.
Zugleich nahm die arabische Rhetorik an Schärfe zu. Der syrische Präsident Nureddin al-Atassi erklärte: «Wir wollen einen totalen Krieg ohne Einschränkungen, einen Krieg, der die zionistische Basis zerstören wird.» Und Nasser verkündete kurz vor Kriegsausbruch: «Unser grundlegendes Ziel ist die Vernichtung Israels. Das arabische Volk will kämpfen.»
Es war dann aber Israel, das zuschlug. Am 5. Juni zerstörten israelische Piloten in einem Überraschungsangriff nahezu die gesamte Luftwaffe Ägyptens und seiner arabischen Verbündeten. Damit hatte Israel die totale Luftüberlegenheit für den Rest des Krieges. Nun schlugen die Bodentruppen los und eroberten in kurzer Zeit den Gaza-Streifen und die Halbinsel Sinai. Am 7. Juni erfolgte der Angriff auf das Westjordanland und Ost-Jerusalem, da Jordanien trotz der Aufforderung, nicht in den Krieg einzutreten, israelische Ortschaften beschossen hatte. Schon am selben Tag wurde der Tempelberg mit der Klagemauer eingenommen.
Nachdem die israelischen Truppen am 8. Juni den Suezkanal erreicht hatten, begann am nächsten Tag der Angriff auf die syrischen Stellungen auf den Golan-Höhen, die am 10. Juni bereits vollständig in israelischer Hand waren. Erst als die Sowjetunion mit einem Eingreifen in den Konflikt drohte, endete der Krieg mit einem Waffenstillstand. Die Kampfhandlungen forderten auf israelischer Seite knapp 800 Tote und über 2500 Verwundete. Auf Seite der arabischen Staaten waren die Verluste ungleich höher: rund 12'000 Tote und 30'000 Verwundete.
Schon am 9. Juni hatte Nasser seinen Rücktritt angekündigt, doch nachdem sich in Ägypten «spontane» Demonstrationen gebildet hatten, die ihn zum Bleiben aufforderten, blieb er im Amt. Allerdings verlor er deutlich an Ansehen in der arabischen Welt. Für die arabischen Staaten war die verheerende Niederlage ein Schock. Nasser etwa hatte die Stärke seiner Armee völlig überschätzt und vernachlässigt, dass Teile seiner Streitkräfte im Bürgerkrieg in Nordjemen gebunden waren.
In Israel, wo vor dem Krieg in der Bevölkerung Ängste vor einer Vernichtung des jüdischen Staates und einem neuen Holocaust verbreitet waren, herrschte dagegen Euphorie. Die militärische Führung hatte allerdings schon vor Kriegsbeginn – ebenso wie westliche Militärexperten – darauf vertraut, die arabischen Armeen schlagen zu können.
Mit den Eroberungen des Sechstagekriegs wurde Israel zur Besatzungsmacht über eine Million Palästinenser. Es vervierfachte beinahe sein Gebiet und konnte zugleich die zu verteidigenden Grenzlinien begradigen und verkürzen. Gleichwohl war Jerusalem vorerst dazu bereit, die eroberten Gebiete mit einigen Ausnahmen – vornehmlich Ostjerusalem, im Westjordanland und im Gaza-Streifen – gegen einen Friedensschluss mit seinen Nachbarn zurückzugeben. Den Rückzug aus den eroberten Gebieten forderte auch die UNO-Resolution 242 – und zwar im Austausch für Frieden. Auf arabischer Seite gab es jedoch keine Bereitschaft dazu: Am 1. September 1967 verabschiedet die Arabische Liga in Khartum eine Resolution, die drei «Nein» umfasst: kein Friede mit Israel, keine Anerkennung Israels, keine Verhandlungen mit Israel.
Wie beim Palästinakrieg kam es zu einer grossen Fluchtbewegung, vornehmlich von Palästinensern, die diesmal aus dem Westjordanland nach Jordanien flohen, wo sie die palästinensische Bevölkerungsmehrheit noch verstärkten. Bald nach dem Krieg gründeten überzeugte Zionisten erste Siedlungen in den besetzten Gebieten. Diese Siedlungen, die von der internationalen Gemeinschaft nahezu einhellig als illegal betrachtet werden, sind ein wesentliches Hindernis für einen Friedensschluss mit den Palästinensern. Nur die Siedlungen auf dem Sinai und im Gaza-Streifen wurden aufgegeben, während die Zahl der Siedler im Westjordanland und im Osten Jerusalems stetig angewachsen ist.
Der Sechstagekrieg hatte die Sicht auf Israel verändert, sowohl die eigene als auch die von aussen: War der jüdische Staat zuvor als David wahrgenommen worden, der sich gegen einen arabischen Goliath zur Wehr setzen musste, sah man nun in Israel eine regionale, militärisch schlagkräftige Grossmacht. Auf Seiten der israelischen militärischen und auch politischen Führung neigte man nun dazu, den Gegner zu unterschätzen. Diese Überheblichkeit kam Israel 1973 im Jom-Kippur-Krieg teuer zu stehen.
Die israelische Armee hatte nach dem Sechstagekrieg ihre Stellungen an der Ostseite des Suezkanals mit der Bar-Lev-Linie befestigt. Ägypten, das sich dank sowjetischer Waffenlieferungen schnell von seinen Verlusten erholt hatte, versuchte jahrelang, die israelischen Truppen im sogenannten Abnutzungskrieg zur Räumung der besetzten Sinai-Halbinsel zu zwingen. Die verlustreichen Kämpfe endeten 1970 in einem Waffenstillstand, der die Fronten unverändert liess.
Die Rückeroberung des Sinai blieb aber Ziel der ägyptischen Politik, auch nach Nassers Tod 1970. Sein Nachfolger Anwar as-Sadat hielt daran fest, zumal er unter Druck der ägyptischen Öffentlichkeit stand, die eine Revanche für den Sechstagekrieg verlangte. Auch der syrische Präsident Hafiz al-Assad drang auf Krieg; er war allerdings lediglich an der Rückeroberung der Golan-Höhen interessiert. Andere arabische Führer waren zurückhaltender, vor allem der jordanische König Hussein, der weitere territoriale Verluste fürchtete.
Trotz Sadats kriegerischer Rhetorik im Vorfeld und zahlreicher geheimdienstlicher Hinweise kam der Angriff am 6. Oktober 1973, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, für die israelische Führung völlig überraschend. Ägyptische Truppen überwanden den Suezkanal und durchbrachen an mehreren Stellen die Bar-Lev-Linie. Gleichzeitig rollten syrische Panzer auf die Golan-Höhen.
Mehrere Tage lang stand der jüdische Staat am Rande einer katastrophalen Niederlage, die vermutlich einen Völkermord nach sich gezogen hätte – die Auslöschung Israels war das erklärte Ziel seiner arabischen Feinde. Die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir sagte an einer Pressekonferenz: «Wir waren noch nie einer so grossen Gefahr ausgesetzt wie heute – auch nicht 1948 im Krieg um die Staatsgründung.» Besonders am zweiten Tag verschlechterte sich die Lage ernstlich: Die Ägypter konnten ihre Brückenköpfe auf dem Sinai ausbauen, im Norden durchbrachen die Syrer die israelischen Stellungen und die israelische Luftwaffe erlitt schwere Verluste durch die modernen sowjetischen mobilen Flugabwehrraketensysteme.
Immerhin verlief die Mobilisierung der israelischen Reservisten aussergewöhnlich schnell, da die Strassen am Jom Kippur weitgehend leer waren. Reserveeinheiten gelangten so schnell an die Front. Doch obwohl die Syrer an der Golan-Front zurückgedrängt werden konnten, befand sich Israel weiterhin in der Defensive, und am 9. Oktober hatte die Luftwaffe bereits ein Drittel ihrer Maschinen verloren. Der Mangel an Kriegsmaterial machte sich immer stärker bemerkbar. Hilfe aus den USA liess trotz dringender Anfragen auf sich warten.
In dieser Situation befahl Golda Meir, 13 Atomsprengköpfe gefechtsbereit zu machen. Der amerikanische Präsident Richard Nixon erfuhr davon und ordnete nun – um einen Atomschlag zu verhindern – die Operation Nickel Grass an. Per Luftbrücke wurde Kriegsmaterial nach Israel gebracht. Dies führte zum Ölembargo der arabischen Ölförderländer gegen die USA, das zusammen mit Produktionssenkungen die Ölkrise auslöste.
Noch bevor amerikanisches Material in grossen Mengen angekommen war, gelang es den israelischen Streitkräften, die Lage zu stabilisieren und zum Gegenangriff überzugehen. Am 10. Oktober war die syrische Armee besiegt und die israelischen Truppenspitzen drangen bis in die Nähe von Damaskus vor. Danach wendete sich das Blatt auch auf dem Sinai; am 16. Oktober überquerten israelische Einheiten den Suezkanal, während auf dem Sinai die 3. ägyptische Armee eingekesselt wurde. Der israelischen Armee stand nun der Weg nach Kairo offen.
Auf amerikanischen Druck rief der UNO-Sicherheitsrat am 22. Oktober alle Konfliktpartien dazu auf, das Feuer einzustellen. Der Waffenstillstand trat gleichentags an der Nordfront in Kraft und zwei Tage später an der Südfront. Zu diesem Zeitpunkt waren die ägyptische und die syrische Armee klar besiegt. Gleichwohl traumatisierte der Krieg aufgrund der anfänglichen arabischen Erfolge und der hohen Verluste die israelische Öffentlichkeit. Golda Meir musste im April 1974 zurücktreten.
Für Sadat hingegen war die militärische Niederlage ein grosser politischer Erfolg – Ägypten hatte gezeigt, dass es ein ernstzunehmender Gegner war. Zudem gelangte die Kontrolle über den Suezkanal durch das Entflechtungsabkommen 1974 wieder an Ägypten. Das hohe Ansehen, das Sadat nun in der ägyptischen Öffentlichkeit genoss, erlaubte ihm, 1977 nach Israel zu reisen und vor der Knesset eine Friedensrede zu halten. Daran schloss sich 1978 das Camp-David-Abkommen und im Jahr darauf der Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern an. Darin verpflichtete sich Israel gemäss dem Prinzip «Land gegen Frieden», den Sinai bis 1982 vollständig zu räumen. Die meisten arabischen Staaten brachen darauf ihre Beziehungen zu Ägypten ab. Sadat bezahlte seinen gewagten Schritt mit dem Leben: Er wurde 1981 von Islamisten ermordet.
Nach dem Friedensschluss mit Ägypten war das mächtigste Land aus der antiisraelischen arabischen Phalanx ausgeschieden. Dies veränderte die strategische Lage für Israel grundlegend: Die Bedrohung von Westen her und damit die Gefahr eines Zweifrontenkriegs bestand kaum mehr; vor allem aber bildeten die nach wie vor feindlich gesinnten arabischen Nachbarländer ohne Ägypten keine existenzielle Bedrohung mehr für den jüdischen Staat. Israel musste fortan arabische Reaktionen auf eigene Aktionen kaum mehr fürchten, auch wenn diese konfliktverschärfend wirken sollten.
In der verbliebenen arabischen Phalanx war der kleine Libanon – der auch nicht am Sechstagekrieg und Jom-Kippur-Krieg teilgenommen hatte – der schwächste Staat. Während und nach dem Palästinakrieg 1948/1949 waren rund 100'000 Palästinenser in das Land geflüchtet, in dem schiitische, sunnitische und christliche Religionsgemeinschaften in einer fragilen Machtbalance lebten. Die 1964 gegründete Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) fand unter diesen Flüchtlingen zahlreiche Anhänger. Zusätzlich sammelten sich die bewaffneten Kräfte der PLO, die im Schwarzen September 1970 aus Jordanien vertrieben worden waren, im Libanon und bildeten dort einen Staat im Staate. 1975 kam es zu offenen Kämpfen zwischen der PLO und der christlichen maronitischen Phalange-Miliz – damit begann der lange und blutige Libanesische Bürgerkrieg zwischen christlichen und muslimischen Milizen.
Die PLO organisierte nun ihre Angriffe auf Israel vom Libanon aus. Ende der Siebzigerjahre schleuste sie Freischärler über die Grenze, die in Israel Anschläge verübten. Zudem kam die PLO mit der Unterstützung arabischer Staaten an Katjuscha-Raketen, mit denen sie Ziele im Norden Israels beschoss. Diese Situation bewog die israelische Regierung dazu, im nördlichen Nachbarland zu intervenieren. Ein erster, allerdings begrenzter Einmarsch hatte nach einem verheerenden Anschlag schon 1978 stattgefunden und hatte zur Besetzung eines Grenzstreifens im Süden des Libanons geführt (Operation Litani).
Den Anlass zur gross angelegten Invasion im Juni 1982 bildete ein Attentat auf den israelischen Botschafter in London. Im Rahmen der Operation Frieden für Galiläa drangen israelische Truppen schnell bis Beirut vor, wobei sie die seit 1976 im Libanon stationierten syrischen Truppen, die an der Seite der PLO kämpften, zurückdrängte. Beirut selber wurde eingeschlossen, aber auf amerikanischen Druck hin nicht besetzt. Heftige Gefechte und Luftangriffe forderten jedoch zahlreiche Opfer unter den Einwohnern. Die israelischen Truppen fanden sich nun inmitten eines Kampfes verschiedener politischer und religiöser Gruppen.
Ein Hauptziel der Invasion, die Vertreibung der PLO aus dem Libanon, wurde allerdings erreicht. Im August wurde eine internationale Friedenstruppe in Beirut stationiert, die den Abzug der PLO-Einheiten nach Tunis überwachte. Weder die syrischen noch die israelischen Truppen verliessen jedoch wie von den USA gefordert den Libanon. Als am 14. September der erst kurz zuvor gewählte christlich-phalangistische libanesische Präsident Bachir Gemayel ermordet wurde, besetzten israelische Einheiten Westbeirut und schlossen die palästinensischen Flüchtlingslager dort ein, ohne sie aber zu betreten.
Nun verübten christliche Milizen unter den Augen der israelischen Soldaten Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila, denen möglicherweise bis zu 3000 Menschen zum Opfer fielen. Ob die israelischen Truppen dabei nicht eingreifen wollten, konnten oder durften, war umstritten, doch die heftige Kritik an Ministerpräsident Menachem Begin und seinem Verteidigungsminister Ariel Scharon zwang die israelische Regierung, eine Kommission einzusetzen, welche die israelische Rolle beim Massaker untersuchte. Sie warf Scharon vor, fahrlässig gehandelt zu haben; der Verteidigungsminister musste seinen Posten aufgeben.
So endete der Versuch der israelischen Regierung, die Verhältnisse im Libanon nach ihren Vorstellungen zu ordnen, in einem Desaster – trotz der Vertreibung der PLO. Es gelang nicht, im Nachbarland eine israelfreundliche Regierung zu installieren. Die syrische Position wurde zwar geschwächt, aber Syrien blieb vorerst ein Machtfaktor im Libanon. Das Ansehen der israelischen Armee, die in den Bürgerkrieg verstrickt wurde, litt schwer unter den Kriegsverbrechen der verbündeten Milizen. 1985 verliessen die meisten Einheiten den Libanon, doch im Süden behielt Israel eine sogenannte Sicherheitszone, in der es lange Jahre immer wieder zu Gefechten kam, bis die israelischen Truppen schliesslich im Mai 2000 unter Ministerpräsident Ehud Barak abzogen.
Auch die erfolgreiche Vertreibung der PLO sollte sich letzten Endes als Misserfolg herausstellen. An ihre Stelle trat die vom israelischen Erzfeind Iran geförderte und alimentierte schiitische Hisbollah («Partei Gottes»), die noch weit mehr als einst die PLO einen Staat im Staate bildete und schliesslich die Geschicke des Libanons in hohem Masse mitbestimmte. Ihr erklärtes Ziel ist heute noch die Vernichtung Israels. Selbst ein massiver Militärschlag der israelischen Armee 2006 konnte die Terrorgruppe nicht schwächen – im Gegenteil, ihr zäher Widerstand gegen die israelische Invasion trug ihr in der arabischen Welt, auch unter Sunniten, grosse Sympathien ein.
Etwas wichtiges, das oft vergessen geht, wird im Artikel angesprochen. Nach der Staatsgründung Israels wurden nicht „nur“ viele Araber (Palästinenser) vertrieben, sondern auch fast alle Juden aus arabischen und anderen muslimischen Ländern. Während Israel heute ca. 20% palästinensische Einwohner hat, gibt es Staaten, wo keine Juden und Jüdinnen mehr leben.
Einige Beispiele: jüdische Einw. 1948 im Vergleich zu heute: Algerien: 140‘000 auf <50, Irak 140’000 auf <10, Lybien 40’000 auf 0, Ägypten 80‘000 auf 100, Marokko 265’000;auf 2000, Iran 85‘000 auf 8000.