Schweizer Fotografinnen wie Edith Bader Rausser wurden lange Zeit vergessen. Zu Unrecht.
Die Arbeit der Fotografinnen wurde in unserer Geschichtsschreibung weniger überliefert, da sie oft als Ehefrauen im Fotogeschäft ihres Mannes mitgearbeitet haben, das unter seinem Namen lief und als solches in Erinnerung geblieben ist. Dies ist auch der Fall, wenn sie als Witwe das Geschäft ihres verstorbenen Partners weitergeführt haben. Solche Geschäftsmodelle kamen im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermehrt vor.
Oder sie durchliefen eine professionelle Ausbildung zur Fotografin, arbeiteten auch nach ihrer Ausbildung auf ihrem Beruf, gaben aber bei der Familiengründung ihre beruflichen Ambitionen auf. So gerieten viele dieser Arbeiten schnell in Vergessenheit. Solche Lebensläufe waren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich.
Ein gutes Beispiel dafür ist Edith Bader Rausser. Sie wurde im Januar 1930 geboren und wuchs in Bern auf. Nach einer Fotografenlehre bei ihrem älteren Bruder Fernand Rausser (1926–2016) arbeitete sie von circa 1950 bis 1965 im Raum Basel. Sie erhielt Aufträge von verschiedenen technisch orientierten Firmen wie Brown Boveri, den Schweizerischen Bundesbahnen oder von der Sauter AG. Für diese machte sie Aufnahmen von Industriebauten oder einzelnen Produkten.
Die Bilder von Edith Bader Rausser wurden in Firmenprospekten, Illustrierten und Tageszeitungen publiziert. Von kulturhistorischem Wert sind ihre Reportagen über die Impfkampagne gegen Poliomyelitis oder die Kinder im Basler Waisenhaus beim Bündeln von Fasnachtsflyern.
Im Zusammenhang mit einer Buchpublikation zum Kanton Baselland sind Ende der 1950er-Jahre zahlreiche Bilder von Bader-Rausser einer ländlichen Schweiz entstanden, die fotografisch wenig dokumentiert worden war, da sie touristisch nicht zu den typischen Destinationen gehörte. Sie hat Dörfer, Landwirtschaft und traditionelle Arbeiten wie Heimposamenterei fotografiert.
Dabei hat die Fotografin auch die weniger bekannte Industrie des Kantons Baselland in den Fokus genommen. Besonders herausragend sind dabei eine Reportage zum Textilunternehmen Hanro in Liestal oder die Bilder der Uhrenfabrik Revue in Waldenburg. Bader-Rausser visualisierte mit eindrucksvollen Bildern den Gegensatz von Tradition und Moderne.
Danach heiratete sie, gründete mit dem Basler Fotografen Peter Bader (1922-2007) eine Familie und zog die gemeinsamen Kinder auf. Ihr Mann arbeitete freiberuflich als Fotograf und Grafiker und leistete damit den finanziellen Anteil zur Familie. Dadurch dass Edith Bader-Rausser ihre Rolle als Mutter und Zentrum der Familie wahrnahm, trat ihr fotografisches Werk immer mehr in den Hintergrund.