Schweiz

«Es hat sexuelle Kontakte gegeben» – Star-Pädagoge Jegge gibt alles zu

ARCHIV - ZUR VEROEFFENTLICHUNG IM ANGEBLICHEN MISSBRAUCHSFALL UM JUERG JEGGE STELLEN WIR IHNEN DIESES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Juerg Jegge, Paedagoge, stellt sein Buch "Dummheit ist lernbar&qu ...
Jegge sagt, er habe nie Gewalt angewandt. In seinen Augen habe es sich deshalb auch nicht um Missbrauch gehandelt. Bild: KEYSTONE

«Es hat sexuelle Kontakte gegeben» – Star-Pädagoge Jegge gibt alles zu

Ein ehemaliger Schüler beschuldigte den Schweizer Starpädagogen Jürg Jegge anfangs Woche in einem Buch, ihn über Jahre hinweg missbraucht zu haben. Nun äussert sich Jegge erstmals zu den Vorwürfen.
07.04.2017, 17:5011.11.2020, 11:08
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«Es hat Kontakte – auch sexuelle – gegeben. Ich habe sie aber anders in Erinnerung als Buchautor Markus Zangger», erklärte der Pädagoge und ehemalige Lehrer am Freitag in einem Interview mit «TeleZüri». Er habe keinem Jugendlichen Schaden zufügen wollen. Die Berührungen und den Körperkontakt habe er als eine geeignete Therapieform zur Entwicklung und Befreiung bei gewissen Kindern betrachtet.

«Wenn es ihnen geschadet hat, dann tut es mir leid», erklärt Jürg Jegge. Er habe stets mit guten Absichten und niemals mit bösen Motiven gehandelt. Auf die Frage von TeleZüri nach der Anzahl der Jugendlichen, mit denen Jürg Jegge auch Körperkontakt gehabt hatte, antwortete der Pädagoge: «Unter zehn».

Jürg Jegge galt lange als «der» Musterpädagoge der Schweiz. Doch das Buch von seinem ehemaligen Schüler Markus Zangger änderte alles. Zangger stellte dieses Anfang Woche den Medien vor. In «Jürg Jegges dunkle Seite» erhebt er schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Lehrer.

Der heute 73-jährige Jegge soll ihn als Zwölfjährigen zum ersten Mal missbraucht haben. Gegen die sexuellen Handlungen habe er sich erst Jahre später wehren können, schreibt Zangger.

Auch gegenüber SRF hat sich Jegge nun erstmals zu den Vorwürfen geäussert. Es sei damals in der Tat zu sexuellen Kontakten mit Schülern gekommen. Er sei aber der Überzeugung gewesen, dass man den Unterschied zwischen Lehrer und Schüler möglichst klein halten sollte.

Jegge sagt auch, er habe nie Gewalt angewandt und sei nicht davon ausgegangen, dass dies dem Schüler schade. In seinen Augen sei dies deshalb auch kein Missbrauch. (kün)

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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lord_Mort
07.04.2017 18:01registriert Oktober 2015
Das ist schon eine ziemlich dreiste Aussage: "... In seinen Augen sei dies deshalb auch kein Missbrauch." Das hat ja wohl kaum der Täter zu beurteilen. Da ist von Reue keine Spur, im Gegnteil. Der denkt doch tatsächlich er sei im Recht. Was denkt der eigentlich wie solche Aussagen bei den Opfern ankommen?
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Aaron Grünwald
07.04.2017 18:39registriert März 2015
Abscheulich.. als (Star)-Pädagoge davon auszugehen, dass sexueller Kontakt den Jugendlichen nicht schadet
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solani
07.04.2017 18:46registriert Mai 2016
Typisch diese Aussage.. Ich glaube diese Leute reden sich tatsächlich erfolgreich ein, dass die Kinder keinen Schaden nehmen. Realitätsverlust....
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