Schweiz

Schwere Vorwürfe: Schweizer Star-Pädagoge soll Buben jahrelang missbraucht haben

Schwere Vorwürfe: Schweizer Star-Pädagoge soll Buben jahrelang missbraucht haben

Der Zürcher Sektenexperte und watson-Autor Hugo Stamm und Markus Zangger erheben einen schweren Vorwurf an den Schweizer Pädagogen Jürg Jegge: Er habe Zangger jahrelang missbraucht.
04.04.2017, 09:5504.04.2017, 17:58
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Der Zürcher Sektenexperte Hugo Stamm und Markus Zangger erheben einen schweren Vorwurf an den Pädagogen Jürg Jegge: Er habe Markus Zangger jahrelang missbraucht. Stamm und Zangger haben diesen Vorwurf in Form eine Buches verfasst, das sie am Dienstagmorgen öffentlich an einer Medienkonferenz im Zürcher Volkshaus präsentierten.

Markus Zangger hat mit Hugo Stamm das Buch geschrieben. Es gehe nicht um Sekten, es gehe um einen Täter und ein Opfer. Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx' Stimme zitterte, als sie das Buch vorstellte.

«Jürg Jegges dunkle Seite»

Jürg Jegge, der als Musterpädagoge galt, soll den Co-Autoren Zangger jahrelang missbraucht haben. Jegge (der mit seinem Buch «Dummheit ist lernbar» zu Erfolg gelangte) sei zum Medienstar geworden, Liedermacher, Radiomitarbeiter, so Stamm über den Protagonisten des Buches.

Nachhilfe bei Jegge zuhause

Jegge soll die Schüler in sein Maiensäss, nach Hause und in sein Auto geladen haben. Er habe den Jungen aufgeschwatzt, sie würden unter einer psychischen Belastung leiden – «aufgrund ihrer sexuellen Verklemmung».

Jegge war vor 10 Tagen hier

Bei dieser durchgetakteten Pressekonferenz war nur eines zufällig: Erst vor zehn Tagen hat der mutmassliche Täter Jegge an gleicher Stelle einen seiner Pädagogik-Vorträge gehalten.

«Sie wollen gar nicht wissen, was ich erlebt habe»

Zangger wirkte gefasst, als er seine Geschichte den Journalisten präsentierte. Erst als er 27 gewesen sei, habe er Nein zu Jegge sagen können. In den Jahren zuvor habe ihn der Pädagoge immer wieder angefasst, dies als Therapien verkauft. Als er älter geworden sei, habe Jegge ihn zudem immer abgefüllt. Als er sich endlich von Jegge abgewendet habe, habe dieser gesagt: «Dann wollen wir mal schauen, wie weit du ohne mich zurechtkommst.»

Ausgerechnet der «Lehrer der Nation», der Sonderschul-Lehrer par excellence, der sich rund um die Uhr für seine Schüler eingesetzt habe, habe sich Übergriffe geleistet, so Hugo Stamm. Und die Schule habe weggesehen. «Das ist brisant.»

Wie steht's um die Beweislage?

Stamm zitiert aus einem Brief Jegges an Zangger, das sei der Beweis Nummer Eins: «Ging es mir dabei nicht hauptsächlich um mich selber? Sicher auch, aber nicht ausschliesslich.» Seither seien sexuelle Kontakte zwischen Kindern und erwachsenen sehr viel stärker kriminalisiert worden, heisst es weiter in dem Brief. «Hast du, habt ihr den Eindruck, dass das dir, dass das euch geschadet hat?». Deshalb geht Zangger von weiteren Opfern aus.

Zeugnisse und Bestätigungen weiterer Opfer

Die Dunkelziffer sei wohl hoch gewesen, behauptet Stamm. Zangger habe Gespräche mit mindestens vier weiteren Opfern geführt.

Keine Stellungnahme von Jegge

Im Buch findet sich keine Stellungnahme von Jürg Jegge. Man habe ihm nicht eine Plattform geben wollen für entschuldigende und erklärende Antworten, sagt Stamm. Ausserdem habe er Jegge informiert, dass dieses Buch erscheine. Die Tat sei verjährt, rechtlich sei da also nichts mehr zu machen. Und schliesslich gehe es hier um Zangger Story.

Die Beweislage des Buches gab zu reden: Ob der Brief Jegges denn genüge, werden Stamm und Zangger von Journalisten gefragt. Zangger äussert sich klar: Diesen Brief habe Jegge geschrieben, nachdem er herausgefunden habe, dass Zangger mit anderen ehemaligen Schülern Jegges gesprochen habe. Er habe diesen mehreren Psychologen gezeigt. Es sei eindeutig.

Ein Journalist fragt, wie Jegge reagiert habe, als Stamm ihn informiert habe. Er habe gesagt «Ich nehme das zur Kenntnis». Damit sei das Gespräch beendet gewesen.

(dwi)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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pamayer
04.04.2017 11:34registriert Januar 2016
Jegge, das Idol aller anders denkenden Pädagogen, einer der ersten, die die Schwarze Pädagogik in Frage stellten und Alternativen dazu aufzeigte, soll ein Missbraucher gewesen sein.
Ein Schock. In der Hoffnung, es sei nicht wahr.
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dracului
04.04.2017 15:05registriert November 2014
Zur Information bez. Verjährung: Die Schweiz hat am 30.11.2008 in der «Unverjährbarkeitsinitiative» entschieden, dass Sexualdelikte, die an Kindern unter 12 Jahren verübt werden, nicht mehr verjähren! Leider sah die Übergangszeit vor, dass die letzte Tat am 30.11.2008 noch nicht verjährt sein durfte, damit man sie anzeigen kann. Für Kinder/Jugendliche, die ein Sexualdelikt zwischen 12 und 16 Jahren erleben mussten, sind alle Taten, die vor dem 30.9.1992 stattfanden, verjährt. Taten nach dem 1.10.1992 verjähren nach 15 Jahren.
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wipix
04.04.2017 13:27registriert Oktober 2015
"Dummheit ist lernbar" war der Ratgeber, den meine Eltern nutzen, weil sie in der Erziehung mit mir zeitweilig ratlos waren.
Ich denke und hoffe, dass sich weitere Opfer melden deren belastenden Begegnungen mit Jegge noch nicht verjährt sind! Leider muss davon ausgegangen werden, dass es sie gibt.
Nur so kann dem Mann den Spiegel vorgehalten werden und er muss sich mit seinem Tun auseinandersetzen.
Es gilt juristisch natürlich die Unschuldsvermutung.
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