Sport
Eishockey

SC Bern: Giftzwerg Cory Conacher bewegt sich auf schmalem Grat

Weg von der Strafbank, zurück ins Spiel: Cory Conacher.
Weg von der Strafbank, zurück ins Spiel: Cory Conacher.
Bild: KEYSTONE

Der Giftzwerg Cory Conacher bewegt sich auf schmalem Grat

Berns Topskorer Cory Conacher sucht die richtige Mischung zwischen Topskorer, Fighter und Provokateur. Keine leichte Aufgabe für den 26-Jährigen.
05.04.2016, 12:2205.04.2016, 12:22
Michael Forster / Nordwestschweiz

«Meine Grösse ist ganz offensichtlich eine Erschwernis», sagte Cory Conacher vor etwas mehr als vier Jahren. Allein, zu diesem Zeitpunkt war er schon auf dem besten Weg, seiner Grösse ein Schnippchen zu schlagen. Der «5-foot-8 winger», wie der mit 173 Zentimetern eher kleine Flügel in Nordamerika bezeichnet wird, hatte sich nämlich mit starken Leistungen in unteren Ligen einen Vertrag in der AHL erspielt, wo er auf Anhieb einschlug. Mit 80 Punkten aus 75 Qualifikationsspielen, darunter 39 Toren, schaffte er es als Rookie in die Notizbücher der NHL-Scouts und brachte es in den folgenden drei Saisons auf 141 Spiele in der besten Liga der Welt.

«Er ist zwar nicht gross, aber er spielt grossartig», machte ihm Julien BriseBois, sein künftiger Assistenztrainer der Tampa Bay Lightning, wo er seine NHL-Karriere lancierte, das wohl schönste Kompliment überhaupt. «Er ist ein starker Spieler und geht dorthin, wo es wehtut.» Wenn man den damals 22-jährigen Conacher auf dem Eis suchte, dann fand man ihn meistens vor dem gegnerischen Tor.

Conacher als Torschütze für die New York Islanders.
Conacher als Torschütze für die New York Islanders.
Bild: AP

«Ich liebe es, mich rund ums Tor zu bewegen»

Das ist heute nicht anders. Sein jetziges Spiel sei mit jenem in Nordamerika zu vergleichen, so der Kanadier. «Ich liebe es, mich rund ums Tor zu bewegen, mich dort aufzuhalten, wo dreckig gespielt wird – und, natürlich, dreckige Tore zu erzielen.» Die gelingen ihm nicht selten mittels Direktabnahme. Das gute Timing macht ihn vor allem im Powerplay zum unverzichtbaren Wert – zusammen mit Derek Roy, welcher ihn, aber auch seine Kollegen, immer wieder mustergültig zu bedienen versteht.

Einen Grund, an seinem Spiel, welches bei weitem nicht nur auf das Skoren ausgerichtet ist, etwas zu ändern, hat Conacher nicht. Denn genau damit hat er es schliesslich in die NHL geschafft – und «sicher nicht durch meine Grösse», schmunzelt er. Wenngleich: Über ein paar Zentimeter mehr wäre er nicht unglücklich. «Es vereinfacht Vieles, wenn man grösser ist. Aber ich habe gezeigt, dass ich mich auch mit meinen Ausmassen nicht scheue, in die Ecken zu gehen, das Duell gegen deutlich grössere Verteidiger zu suchen, auch einmal zu riskieren, in einen Crosscheck zu laufen.»

Jetzt auf

Die NHL bleibt im Hinterkopf

Der Grat jedoch zwischen Topskorer, Fighter und Provokateur sei ein schmaler, räumt er ein. Hart spielen ja, aber nicht um jeden Preis. «Wenn ich durch eigene Strafen das Team schwäche, dann habe ich meinen Job nicht gemacht.» Gegen Lugano war aber bei der 4:5-Niederlage am Samstag genau dies der Fall. Zweimal musste Conacher auf die Strafbank, und zweimal nutzte der Gegner die folgende doppelte Überzahl zu einem Treffer. Nur wenn es gelingt, gegen die dominanten ersten beiden Linien der Luganesi die richtige Mischung zu finden, ist ein SCB-Sieg in dieser Finalserie realistisch. Das weiss auch Conacher. «Wenn sie genügend Raum vorfinden, spielen sie grossartiges Hockey. Und genau das müssen wir verhindern.»

Am Einsatz Conachers, welcher sich zusammen mit seiner Frau Shannon in Ittigen bestens eingelebt hat, wird es nicht liegen. Ein Titelgewinn mit Bern wäre für ihn die Krönung seiner ersten Saison auf dem Kontinent. Und ein Dank an das «überwältigende «Publikum. Eine ähnliche Stimmung habe er in Übersee nie auch nur annähernd erlebt. Und auch sonst fühle er sich in Bern ausgesprochen wohl. Er könne sich gut vorstellen, hier sogar eine Familie zu gründen. Und doch behält er die NHL im Hinterkopf. «Das ist für einen Nordamerikaner ganz normal. Sollte sich die Möglichkeit zur Rückkehr ergeben, ich müsste sie wohl annehmen. Aber nicht ohne vorher mit meiner Frau darüber gesprochen zu haben.»

Den Titel vor Augen, die NHL im Kopf.
Den Titel vor Augen, die NHL im Kopf.
Bild: PHOTOPRESS

Diese Sportler machen es vor: Abwechslung ist das halbe Leben

Unvergessene Eishockey-Geschichten
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
von Ralf Meile
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
8
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
von Klaus Zaugg
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
von Ralf Meile
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
1
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
von Adrian Bürgler
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
von Klaus Zaugg
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
1
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
von Ralf Meile
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
2
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
von Reto Fehr
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
von Syl Battistuzzi
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
von Klaus Zaugg
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
3
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
von Ralf Meile
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
2
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
von klaus zaugg
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
von Ralf Meile
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
von Ralf Meile
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
8
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
von Klaus Zaugg
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
von Klaus Zaugg
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
von Reto Fehr
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
3
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
von Ralf Meile
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
von Sandro Zappella
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
von Klaus Zaugg
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
von Philipp Reich
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
von peter blunschi
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Бɘгинʌгđ БaͤгɘиБөιđ
05.04.2016 13:29registriert Oktober 2015
Er musste in Spiel eins so einiges einstecken. Hatte dann aber Glück, dass seine schäbige Aktion gegen Sannitz zumindest von den Schiedsrichtern unbemerkt blieb...

Zeig uns mit dem Stock lieber noch was von deiner grandiosen Schusstechnik anstatt Crosschecks...
00
Melden
Zum Kommentar
1
Wechselt auch Lucas Ferreira zur Schweizer Nati? «Ich schliesse es sicher nicht aus»
Der 18-jährige Lucas Ferreira ist Shootingstar des FC Luzern und U20-Nationalspieler Portugals. Einen Nationenwechsel schliesst er jedoch nicht aus.
Mit links hämmert er den Ball unter die Latte und schiesst damit den Luzerner Siegtreffer in Basel. In sieben Super-League-Spielen hat der 18-Jährige schon vier Tore geschossen. Und weil er noch keine Partie durchspielte, klingt seine Statistik noch imposanter: Für ein Tor benötigt der Flügelspieler weniger als 83 Minuten.
Zur Story