Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Am besten lässt sich das, was den Langnauern im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Heinz Ehlers widerfahren ist, mit einem frivolen Vergleich erklären.
Die Emmentaler mahnten an einen Jüngling, der sich auf die erste Liebesnacht freut und alles unternimmt, um ja einen guten Einstand zu haben. Er badet, reibt sich mit wohlriechendem Öl ein, schneidet die Nägel und nimmt sich vor, nicht zu stürmisch zu sein, keinen Fehler zu machen und sich wie ein Gentleman zu benehmen. Und so ist er dann viel zu verkrampft und gehemmt und alles endet im Frust.
Nicht Langnaus Heinz Ehlers, sondern Ambris Bandengeneral Hans Kossmann war der taktische Hexenmeister. Ambri, abgesichert von einem überragenden Sandro Zurkirchen, gelingt defensiv ein nahezu perfektes Spiel wie man es eigentlich von den Langnauern unter der neuen Leitung erwartet hatte.
Welch ein bitterer Einstand für Heinz Ehlers. Sozusagen zur Begrüssung im Langnauer Hockeytempel haben ihm die Ambri Fans «La Montanara» gesungen. Die legendäre Siegeshymne der Leventiner. Ambri hat in Langnau erstmals in dieser Saison nach 60 Minuten gewonnen.
Nichts, gar nichts gelang den Emmentalern. Die erste Vorstellung unter dem neuen Trainer war eine eigenartige Mischung aus dem gutem Willen, ja keinen Fehler zu machen, Unsicherheit, Unvermögen, ein bisschen gewürzt mit Pech und garniert mit Resignation. Unter Scott Beattie waren die Langnauer spektakulär untergegangen. Jetzt haben sie mit ein bisschen System und ohne Leidenschaft sang- und klanglos verloren.
Die Saisonbilanz ist ernüchternd. Elf Spiele, zehn Niederlagen. Sechs Heimspiele, null Punkte und aus diesen sechs Partien vor eigenem Publikum bloss sieben Tore. Letzte Saison schafften die SCL Tigers gegen Biel unter dem später gefeuerten Benoit Laporte sieben Tore in einem Heimspiel (7:0 gegen Biel).
Nicht auszudenken, wie es jetzt Kritik hageln, wie polemisiert würde, wenn noch Scott Beattie an der Bande stehen würde. Wahrscheinlich wäre er gleich nach dem Spiel in der Kabine standrechtlich entlassen worden.
Aber Heinz Ehlers geniesst nach nur einem Spiel durch alle Böden hindurch hockeykritische Immunität. Er wirkte nach der missglückten Premiere ein bisschen finsterer als sonst. Aber er stellte sich den Fragen der Medienschaffenden. Sein Fazit: «Es war nicht alles schlecht. Aber das Resultat ist unglaublich schlecht und sehr bitter für uns.»
Ambris Hans Kossmann war gut gelaunt, nicht erstaunt und ein bisschen sarkastisch wie es halt seine Art ist. «Ich bin froh, das Langnau nach dem Sieg in Kloten den Trainer gewechselt hat. Mir war klar, dass so der Schwung nach dem ersten Saisonsieg verloren geht und die Spieler vorerst blockiert sind. Trotzdem hatte ich ein intensives Spiel mit vielen Checks erwartet.»
Wie geht es bei Langnau weiter? Kehren wir zu unserem eingangs erwähnten Vergleich zurück. Wie wir aus Hollywood-Filmen und dem richtigen Leben wissen, mündete schon manche missglückte erste Liebesnacht in eine langanhaltende, leidenschaftliche Beziehung. Die Emmentaler sind bei der langen «Eheschliessung» mit ihrem neuen Trainer (bis 2018 mit Option bis 2019) existenziell darauf angewiesen, dass es so sein wird. Eine Scheidung können sie sich nicht mehr leisten.
Oder noch klarer ausgedrückt: Bei der nächsten Scheidung geht es um den Sportchef. Die Kritik an Jörg Reber ist berechtigt. Aber jede Forderung nach seiner Absetzung ist zum jetzigen Zeitpunkt unsinnig. Eine Weiterentwicklung gibt es nur, wenn einer die Chance bekommt, aus Fehlern zu lernen.
Langnaus Sportchef weiss jetzt, dass Billigtrainer keine Lösung sind. Er hat schmerzlich erfahren, dass der Trainer eben doch die wichtigste Führungspersönlichkeit der Sportabteilung ist. Der Vorwurf, die Spieler müssten doch selber wissen, was es geschlagen hat, greift zu kurz. Spieler sind junge Männer, die dafür bezahlt werden, dass sie spielen – und nicht dafür, dass sie arbeiten. Die als Egoisten im Konkurrenzkampf zu ihren Mitarbeitern stehen und doch dazu gebracht werden müssen, am gleichen Strick zu ziehen. Das gelingt nur einem der mit seiner Präsenz die Kabine füllt. Einem wie Heinz Ehlers. Langnaus Sportchef hat nach bestem Wissen und Gewissen den richtigen neuen Trainer gewählt.
Aber das Leistungsprinzip gilt nicht nur für die Spieler und die Trainer. Es gilt am Ende des Tages auch für den Sportchef. Jörg Reber hat mit dem dritten Trainerwechsel (er wollte Bengt-Ake Gustafsson nicht mehr und musste letzte Saison Benoit Laporte feuern) sozusagen die «letzte Patrone» verbraucht. Nun muss es sportlich sausen und brausen. Wenn nicht, fliegt bei der nächsten Trainerentlassung auch der Sportchef.
Da könnte sich der Verwaltungsrat an der NHL orientieren. In der wichtigsten Liga der Welt gilt die Regel: Dreimal darf der General Manager (Sportchef) den Trainer auswechseln. Wird eine vierte Trainerentlassung nötig, muss auch der General Manager gehen. Weil dann, wenn dreimal der Trainer scheitert, nicht mehr der Trainer das Problem ist, sondern der Sportchef, der nicht fähig ist, zu seinen Spielern den richtigen Trainer oder zu seinem Trainer die richtigen Spieler zu rekrutieren.
Was lernen wir daraus? Weil der Trainer für einmal ausser Kritik steht, wird sich die Polemik eher früher als später gegen die Ausländer richten. Langnau hat mit Abstand das schwächste ausländische Personal der Liga.
Im Tal der heulenden Winde wird es noch lange nicht windstill. Kein Schelm, wer sagt, Langnau werde diese Saison alle acht Ausländerlizenzen einlösen.