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Sie nennen ihn «La Joya», das Juwel. Dabei ist Paulo Dybala längst mehr als bloss ein Rohdiamant. Seine feinen Gesichtszüge sind ein Ebenbild seiner ebenso filigranen Technik. Sein unschuldiger, bubenhafter Blick weicht erst dann der Euphorie, wenn er den Ball mal wieder mit seinem linken Zauberfuss in die Maschen geschnippelt hat.
Dybala ist ein untypischer Stürmer: zu klein, zu dünn, zu leicht. Doch die Bewegungen des Argentiniers sind elegant, der 22-jährige schwebt über das Spielfeld – den Ball immer eng an seiner Seite. Man möchte ihn am liebsten in den Arm nehmen, diesen Buben, der bei den Grossen mitspielt und nur sein Spielzeug will. Er streichelt, liebkost den Ball förmlich und das Leder scheint ihm brav zu gehorchen.
Dybala kam im Sommer für 32 Millionen Euro von Palermo zu Juventus. Eine Grossinvestition in die Zukunft des Vereins. Von hohem Risiko wurde gesprochen, derart viel Geld für einen «Nobody» auszugeben. Der Argentinier werde mit dem grossen Druck als Tévez-Nachfolger nicht umgehen können, der Fehleinkauf-Stempel war schon griffbereit in den Händen der Kritiker.
Doch Dybala eroberte mit seinem grossen Kampfwillen sofort die Herzen aller. «Wir sind Juventus und wir haben die Pflicht, an den Scudetto zu glauben. Hier muss man gewinnen, um das Trikot zu ehren», sagte der Argentinier nach dem harzigen Saisonstart. Mittlerweile hat Dybala in 25 Ligaspielen 13 Tore und acht Assists auf dem Konto und ist der mit Abstand beste Skorer der «Bianconeri».
Zusammen mit Superstar Paul Pogba wird Paulo Dybala das neue Juventus prägen. Paul und Paulo. Was klingt wie ein Musikduo aus den Südtiroler Dolomiten, ist die 22-jährige Crème de la Crème des Weltfussballs. «Viereck plus R2» nennt Pogba seinen kongenialen Teamkollegen, so schlenzt der Franzose in «FIFA 16» die Bälle jeweils aufs Tor – es ist die Spezialität des Paulo Dybala im realen Fussball.
Nun schwärmen sie alle von Paulo Dybala, der die Rückennummer von Andrea Pirlo übernommen hat und selbst sagt: «Man sieht, dass Pirlo ein bisschen Magie hinterlassen hat mit der Nummer 21.» Tatsächlich schwebt auch nach dem Abgang von Pirlo eine grosse Portion Genie mit der 21 durch das Juventus Stadium.
Dybala hat ein grosses Repertoire an Qualitäten, der technisch versierte Stürmer kann eigentlich alles: Der 22-jährige Linksfuss ist flink, schnell, dribbelstark und mit einer überragenden Schusstechnik ausgestattet. Er spielt gerne in der Sturmspitze, um sich dann zwischen Abwehr- und Mittelfeldlinie fallen zu lassen und von da die Bälle selbst zu verteilen. Dank seiner Dynamik ist er dann pünktlich zurück im oder um den Strafraum, um den Angriff abzuschliessen und die Bälle mit viel Effet und noch viel mehr Liebe ins Tor zu befördern.
Die Parallelen zu seinem Landsmann Lionel Messi sind verblüffend, die Vergleiche werden Dybala wohl sein Leben lang begleiten. Lionel Messi selbst sagt über seinen neuen Sturmkollegen in der argentinischen Nationalmannschaft: «Paulo Dybala ist die Zukunft.»
Dybala, dessen Nachname von seinem polnischen Grossvater stammt, hat auch den italienischen Pass, sein Traum war es jedoch, für sein Geburtsland Argentinien zu spielen.
Hinter der strahlenden Gegenwart und der vielversprechenden Zukunft liegt eine bewegende Vergangenheit. Als Paulo Dybala 15 Jahre alt war, kämpfte sein Vater mit einem Tumor an der Bauchspeicheldrüse. «Um mich zu schützen, sagte man mir nicht alles und ich glaubte fest daran, dass er wieder gesund werden würde», so Dybala. Doch sein Vater verstarb kurze Zeit später.
Der grosse Traum seines Vaters war, dass einer seiner Söhne Fussballprofi wird. «Gustavo, der Älteste, hat es nicht geschafft. Genauso wenig wie Mariano, von dem alle sagten, er sei viel besser als ich», so Paulo heute. Also sei er an der Reihe gewesen und musste es schaffen, um seinen Vater in Ehren zu halten und dessen Wunsch zu erfüllen. «Er begleitete mich zu jedem Training, eine Stunde von Laguna Larga, dort wo wir wohnten, nach Córdoba.»
Als sein Vater starb, bat Dybala den Verein, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Er spielte sechs Monate lang bei seinem Dorfklub, bevor er nach Córdoba zurückkehrte. Da jetzt keiner mehr da war, welcher ihn zum Training und wieder nach Hause fahren konnte, entschied sich der 16-Jährige in die Pension des Vereins zu ziehen, was ihm nicht einfach fiel: «Seit kurzem Halbwaise und die Familie so fern. Ich schloss mich im Badezimmer ein und weinte, doch ich gab nicht auf. Heute weiss ich, Papa ist stolz auf mich. Meine Tore widme ich ihm.»
Heute trifft Paulo Dybala nun mit Juventus auf Bayern München. Es wird die nächste Hürde in der Karriere des 22-Jährigen. Er hätte das Potential, den Bayern-Verteidigern Knöpfe in die Beine zu dribbeln. Vor einigen Wochen kamen Gerüchte auf, dass Carlo Ancelotti Paulo Dybala unbedingt nach München lotsen will – der Klub sei bereit 80 Millionen Euro auf den Tisch zu legen.
Juventus lehnte – wie sie es auch bei den unmoralischen Angeboten von Topklubs für Pogba machten – dankend ab. Das Zeichen ist klar, Juventus will kein Ausbildungsklub sein, Juventus gehört zur Weltelite. Das sollen heute Abend auch die Bayern erfahren.
Doch die Münchner werden mit breiter Brust nach Turin reisen. In der Bundesliga sind sie unangefochten Leader und auch mit Juve verbinden die Bayern jüngst positive Erinnerungen: Seit Sommer 2004 verlor Juventus nur zwei von 45 Europacup-Heimspielen – beide gegen Bayern München. 2009 mit 1:4 im letzten Champions-League-Gruppenspiel und 2013 im Viertelfinal, als die Deutschen unter Jupp Heynckes später das Triple gewannen.
Doch was zählt schon die Vergangenheit? Schliesslich hat Juventus ein neues Juwel. Paulo «La Joya» Dybala.