El Chapo ist es bereits zweimal gelungen, aus einem Gefängnis auszubrechen. Einmal per Tunnel und einmal per Wäschewagen. Ja, Wäschewagen. Doch ein kriminelles Genie wie El Chapo wird nicht zweimal den selben Weg in die Freiheit suchen.
Darum ein inspirierender Blick zurück in die Geschichte, was weitere unkonventionelle Ausbruchsmethoden wären.
Kenneth hat sich gedacht: «Nützt's nüüt, so schadt's nüüt!».
Er gab sich selbstbewusst als einer seiner Mithäftlinge aus, dem soeben Freilassung auf Kaution zugesprochen wurde. So gab sich Kenneth Burnum beim Appell als Glenn Taylor aus, unterschrieb die Entlassungspapiere und wartete friedlich, bis seine Freilassung unter Dach und Fach war.
Dann kamen den zuständigen Marshalls aber Zweifel auf, die seine Hoffnung auf Freiheit letztlich im Keim erstickten.
Seinen Fluchtversuch begründete er mit «being dumb». Probieren kann man's ja.
Richard Lee hat sich gedacht: «Probiere chamers ja».
Im Gefängnis arbeitete McNair als Postsack-Flicker. Er versteckte sich also in einem Haufen geflickter Postsäcke, welche eingeschweisst (er atmete durch eine von ihm gebaute Konstruktion mit Luftzufuhr) und in ein unbewachtes Lagerhaus gebracht wurden. Von dort aus ging seine Flucht ziemlich dreist zu Fuss auf dem Highway weiter.
Prompt wurde er in Gefängnistracht und ohne sich ausweisen zu können von einem Polizisten in Gefängnisnähe gestoppt, der ihm gar verrät, dass er auf der Suche nach einem flüchtenden Häftling sei. Was eine bombensichere Wieder-Verhaftung zu sein scheint, endet nach zehn Minuten Situationskomik damit, dass der Polizist McNair laufen lässt.
Der verurteilte Mörder wurde über ein Jahr später dennoch wieder verhaftet und verbüsst zweimal lebenslänglich in Florence, Colorado.
Timothy Rouse hat sich eigentlich nichts gedacht. Seine Freunde haben sich aber gedacht: «Passt scho».
Alles, was es brauchte, war ein Fax, gesendet aus einem Lebensmittelmarkt.
Der Fax ohne Kopfzeile, mit zahlreichen grammatikalischen und orthographischen Fehlern und dem Stempel des Lebensmittelmarkts drauf forderte im Namen des Obersten Gerichtshofs die sofortige Freilassung von Rouse – der nebenbei als «gefährlich» eingestuft war und unter enger Beobachtung stand.
Und so geschah es. Ohne Einwände. Kraft des Optimismus!
Erst 14 Tage später fiel der Fehler auf und Rouse wurde erneut geschnappt.
Wie Juan aussieht, wissen wir leider nicht.
Juan hat sich aber trotzdem gedacht: «I bims, 1 dreckige Wäsche».
Juans Freundin, Maria Arjona Rivero, kam auf Besuch ins Gefängnis. Wie es sich für Verliebte gehört, wurde ihnen Privatsphäre zugestanden. Als Maria den Raum verlassen wollte, erschien den Beamten aber etwas faul.
Der Koffer, benutzt, um die Dreckwäsche ihres Mannes zuhause zu waschen, schien aber etwas gar voll und unruhig. Ebenfalls schien es so, als sei Maria für den Transport getragener Unterhosen ein wenig zu nervös.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Die Idee zählt aber dennoch.
Ronaldo Silva hat sich gedacht: «Die chegged das eh nöd».
Der verurteilte Drogendealer Ronaldo sass seine Zeit in einem brasilianischen Gefängnis ab.
Und die durfte aus dem Gefängnis spazieren, ohne dass jemand verdacht geschöpft hätte. Dumm nur, dass die Dame später zufällig einem Polizisten aufgefallen ist. Und zwar, weil sie gemäss seiner Auffassung auffällig schlecht mit High-Heels zurecht kam.
Ronaldo wurde darauf überprüft und zurück ins Gefängnis gebracht. Scheiss High-Heels ...
Frank Abagnale ist ein Name, der die Glocken läuten lässt. Zumindest bei Cinephilen.
Abagnale schildert in seiner Autobiographie die wahrlich kuriose Art seines Ausbruchs.
Frank gelang es, das Wachpersonal glauben zu machen, dass er ein Undercover-Gefängnisinspektor ist – in der damaligen Zeit der Umstrukturierung und Optimierung des Strafvollzugs eine gängige Praxis. Er baute sein Image über Wochen sorgfältig auf. Als es einer Komplizin von aussen, die auf seine Anweisung hin FBI-Visitenkarten fälschte, gelang, diese zu ihm ins Gefängnis zu schmuggeln, kam der Plan ins Rollen.
Ein Telefon der Komplizin im April 1971, in dem er als FBI-Inspektor zu einer Besprechung ausserhalb der Gefängnismauern verlangt wurde, reichte. Er wies sich gelassen mit den Visitenkarten aus und spazierte bei Tageslicht durch den Vorderausgang aus dem Gefängnis.
Später wurde er jedoch erneut verhaftet, sass vier Jahre seiner Strafe ab und kam frühzeitig frei, weil er in der Folge das FBI in Betrugsfällen beriet.