Alt-Bundesrätin Doris Leuthard tritt am 28. März ihren neuen Job als Coop-Verwaltungsrätin an. Ab dem 16. April sitzt sie auch im Vorstand der Coop-Tochter Bell. Bei ihrem neuen Engagement könnte es aber zu Interessenskonflikten kommen.
Laut dem «TagesAnzeiger» ist der Detailhändler auf eine «funktionierende Infrastruktur angewiesen» und «Umweltstandards sind für den Grossverteiler entscheidend». Leuthard ist nicht nur mit den Dossiers und Akteuren bestens vertraut – sie ist auf allen Ebenen vernetzt.
Zum Beispiel mit den Baudirektoren, die Projekte von Coop genehmigen. Aber auch Energie-, Umwelt- oder Verkehrsdirektoren kennt sie – sie entscheiden über Infrastukurfragen des Grossverteilers.
Coop wollte sich nicht zu allfälligen Interessenkonflikten äussern. Dafür gab es lobende Worte von Hansueli Loosli, Chef des Unternehmens und ebenfalls Präsident von Swisscom. Leuthard sei eine «profilierte und hoch kompetente» Persönlichkeit. Wie der «TagesAnzeiger» berichtet, sind die beiden bestens miteinander bekannt, gelten sogar als Verbündete.
Loosli sitzt seit 2011 im Vorstandsausschuss von Economiesuisse. Der Wirtschaftsverband startete 2015 im Parlament eine Kampagne gegen Leuthards Energiepolitik. Plötzlich wurde das Unterfangen abgeblasen. Auf Geheiss von Loosli, wie mehrere Quellen bestätigten. Auch war es der heutige Coop-Chef, der den Widerstand von Economiesuisse gegen Leuthards Radio- und Fernsehgesetz stoppte.
Umgekehrt verteidigte Leuthard Loosli mehrfach, als dieser wegen seinem hohen Lohn bei Swisscom kritisiert wurde. Durch die Service-public-Initiative von 2016 sollten die Saläre bei Bundesbetrieben beschränkt werden. Die Volksinitiative wurde schlussendlich abgelehnt. Loosli erhielt 2018 für sein 50 Prozent-Pensum bei Swisscom 563'000 Franken.
Wie viel Leuthard für ihre Mandate erhält, wollte Coop nicht sagen. Der «TagesAnzeiger» schätzt ihr jährliches Salär für beide Aufgaben auf rund 200'000 Franken. (vom)