Schweiz
International

Ukraine-Krieg: Russland stoppt Gaslieferung nach Polen und Bulgarien

FILE - A Belarusian worker on duty at a gas compressor station of the Yamal-Europe pipeline near Nesvizh, some 130 km (81 miles) southwest of the capital Minsk, Belarus, Dec. 29, 2006. Officials in Po ...
Die Jamal-Pipeline ist eine 4196 km lange Pipeline, durch die Erdgas von der Jamal-Halbinsel in Sibirien durch Russland, Belarus, Polen bis nach Deutschland transportiert wird.Bild: keystone

Militärökonom über Russlands Gasstopp: «Bleiben wir gelassen»

Nach einem Streit über die Zahlungsabwicklung stellt Gazprom die Gaslieferung nach Polen und Bulgarien ein. Laut Militärökonom haben beide Länder derzeit genug Optionen für Ersatz.
27.04.2022, 13:1928.04.2022, 06:40
Mehr «Schweiz»

Seit Mittwochmorgen 8 Uhr fliesst kein russisches Gas mehr durch die Jamal-Pipeline nach Polen und Bulgarien. Der russische Energiekonzern Gazprom bestätigte den Lieferstopp. Das Unternehmen habe die Lieferungen eingestellt, weil die Gasunternehmen nicht rechtzeitig in Rubel gezahlt hätten. Sofia und Warschau hingegen betonten, ihre Zahlungsverpflichtungen erfüllt zu haben. Alle Zahlungen, die der laufende Vertrag erforderlich mache, seien rechtzeitig getätigt worden, teilte die bulgarische Regierung mit.

Laut Warschau ist man auf den Gasstopp vorbereitet. Polens Klimaministerin Anna Moskwa sagte, die Auswirkungen des Lieferstopps seien gering. Seit den ersten Tagen des Ukraine-Krieges habe Warschau erklärt, dass es für eine vollständige Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen bereit sei. Auch Bulgarien habe Schritte zur alternativen Gasversorgung unternommen, teilte das Energieministerium in Sofia mit. Vorerst sei keine Begrenzung des Gasverbrauchs notwendig.

Marcus Matthias Keupp, Militärökonom an der ETH Zürich, erklärt, sowohl in Polen als auch Bulgarien mache Erdgas nur einen relativ geringen Anteil der Primärenergie aus. Der Ersatz werde nun zur Hälfte über das Flüssiggasterminal in Swinemünde an der deutsch-polnischen Grenze kommen. Die andere Hälfte über die Baltic Pipeline von den dänischen und norwegischen Feldern in der Nordsee, sobald diese Pipline fertig ist.

Bulgarien könnte laut Keupp alternativ über die Trans-Balkan-Pipeline, die von der Ukraine aus der Schwarzmeerküste entlang nach Süden verläuft, versorgt werden. «Diese Pipeline läuft momentan nur mit fünf Prozent ihrer Kapazität. Per sofort wäre problemlos denkbar, dass die Türkei mehr russisches Erdgas über BlueStream oder Turkstream importiert und den Überschuss nach Bulgarien leitet.»

Auch für die angrenzenden Länder hat der Gasstopp von Russland derzeit keine Auswirkungen. Der Bevollmächtigte der polnischen Regierung für strategische Energieinfrastruktur, Piotr Naimski, versicherte, dass nach Deutschland weiter Gas über Nord Stream 1 fliesse. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei weiter gewährleistet, sagte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Dienstagabend nach der Nachricht aus Polen. «Wir beobachten die Lage genau.»

Militärökonom Keupp schaut gelassen auf diese Entwicklungen. Die wichtige Frage sei für ihn: Würden wir auch weiterhin von einem Lieferanten, der sich wie Gazprom verhält, kaufen? Er findet: «Nur, solange wir müssen. Sobald alternative Pipelines und Flüssiggasterminals zur Verfügung stehen, verliert der Lieferant seine Marktmacht und schädigt sein eigenes Geschäft.» (sar/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das schreibt die Presse zu Butscha
1 / 14
Das schreibt die Presse zu Butscha
«La Repubblica», Italien: «Der Horror von Butscha».
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ukrainische Omas machen sich über die Russen lustig
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
10
Netflix erhöht die Preise in der Schweiz – und zwar nicht nur «es bitzli»
Netflix feiert in der Schweiz sein 10-jähriges Bestehen. Um diesen Erfolg zu feiern, hat der Streaming-Gigant beschlossen, die Preise für seine drei Abonnements massiv zu erhöhen: bis zu 12 Prozent, und um 8 Prozent für das billigste.

Das teuerste Netflix-Abo ist nicht teuer genug: Der Marktführer und bereits teuerste Streaming-Anbieter der Schweiz erhöht erneut seine Preise – um bis zu 12 Prozent, wie der Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch am Mittwoch berichtete.

Zur Story