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Da staunte ich nicht schlecht: Beim Durchscrollen der Telegramme der Europa League sticht mir ein gewisser Marcus Rashford ins Auge. Gleich doppelt hat er beim 5:1-Sieg von Manchester United gegen den FC Midtjylland getroffen. Doktor Google verrät mir, dass es sich bei Rashford um einen 18-jährigen Engländer handelt, der soeben sein Profidebüt für Manchester United gegeben hat.
Es ist ein kitschiges Märchen, dieses Debüt von Marcus Rashford im Old Trafford, welches für den Teenager wortwörtlich zum «Theatre of Dreams» wird. Der Youngster erfuhr erst Minuten vor dem Anpfiff, dass er aufgrund des Ausfalls von Anthony Martial zu seinem ersten Einsatz für die Profis kommt – er stand gleich in der Startformation.
Das Spiel beginnt für Manchester United mit einem Schock: Pione Sisto bringt den Aussenseiter Midtjylland in Führung, nach dem 1:2 im Hinspiel braucht Manchester United jetzt mindestens zwei Treffer, um den Supergau zu verhindern. Noch vor der Halbzeit helfen die Dänen mit einem Eigentor etwas mit.
Nach dem Pausentee folgt dann der grosse Auftritt des Marcus Rashford: In der 64. und 75. Minute schiesst er die Red Devils mit zwei Toren praktisch im Alleingang auf die Siegesstrasse.
Von seinen Teamkollegen wurde der 18-Jährige nach der Partie entsprechend gefeiert, der verletzte Bastian Schweinsteiger twitterte: «Was für eine fantastische Leistung von Marcus Rashford bei seinem Debüt in der ersten Mannschaft». Wayne Rooney bezeichnet die Leistung von Rashford als «brillant».
Glad we made it. Congrats on this win, @ManUtd! And what a fantastic performance from Marcus Rashford on his first team debut! 👍 #mufc
— Basti Schweinsteiger (@BSchweinsteiger) 25. Februar 2016
Great win last night and a brilliant first team debut for Marcus Rashford 👏🏼👏🏼 Liverpool next round!! #mufc pic.twitter.com/LGQ2n8KExo
— Wayne Rooney (@WayneRooney) 26. Februar 2016
Auch die englischen Medien sparten am Tag danach erwartungsgemäss nicht mit Superlativen:
Marcus Rashford begann seine Fussballkarriere beim Fletcher Moss Junior Football Club, dem Verein, bei welchem schon Wes Brown und Danny Welbeck ihre Karrieren begonnen hatten. Rashford wechselte danach in die Jugendakademie von Manchester United, wo er in der U18 zum Topskorer wurde und die U19 als Captain anführte. In dieser Saison kam der Teenager bisher zu acht Einsätzen in der U21 Premier League und spielte fünf Mal in der UEFA Youth League.
Der Stürmer ist von der Spielweise mit seinem 20-jährigen französischen Pendant Anthony Martial zu vergleichen: Er gilt als schnell und trickreich, als Diamant, den man noch schleifen muss. Der neue Leiter der Nachwuchsakademie von Manchester United, Nicky Butt, sagt über Rashford: «Er ist explosiv, ein sehr talentierter Junge, aber auch ein harter Arbeiter.»
Ebendieser Nicky Butt sollte jedem Fussballfan ein Begriff sein: Er gehörte zusammen mit David Beckham, Ryan Giggs, Paul Scholes und den Neville-Brüdern zur «Class of '92», die ihre Karriere alle 1992 bei Manchester United starteten und deren Höhepunkt der Champions-League-Titel 1999 wurde.
Die «Class of '92» machte Manchester United zu einem der erfolgreichsten Klubs der 90er- und 00er-Jahre. Heute bleibt von Manchester United hauptsächlich der grosse Name – der letzte Meistertitel geht auf das Jahr 2013 zurück. In dieser Saison ist man nur auf Rang 5 klassiert und wird die Champions-League-Plätze wohl verpassen.
Trainer Louis van Gaal dürfte diesen Sommer entassen werden, als Nachfolger steht offenbar bereits José Mourinho bereit. Er könnte eine neue Ära einleiten: Ein erfolgreiches Manchester United, aufbauend auf jungen Talenten. Der Weg zurück zu Titeln, wie damals mit der «Class of '92»? Marcus Rashford könnte sinnbildlich dafür stehen.
Durch die grossen Verletzungssorgen kamen in dieser Saison bei Manchester United viele junge Spieler zum Einsatz. Insgesamt liefen zwölf Spieler unter 23 Jahren in dieser Saison bei ManUnited auf. Wird die grosse Verletzungsmisere also sogar noch zum Segen für die Zukunft?
Der englische Fussball hat ein grundsätzliches Problem: Er ist nicht mehr auf die Talentförderung angewiesen, weil er durch die Fernsehverträge so viel Geld hat, dass Ablösen praktisch aus der Portokasse bezahlt werden können. Wenn du genug Geld hast, um jederzeit beim Bäcker frische Brötchen zu kaufen, backst du dann noch selbst Brot? Eben.
Manchester United wurde aufgrund der Verletzungen gezwungen, den jungen Talenten eine Chance zu geben. Und diese scheinen sie zu nutzen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Talente auch noch ihre Chance haben, wenn die vermeintlichen Stammspieler zurückkehren.
Manchester United's injured 11 can win the FA..I mean...look at that bloody line up🙆🙆🙆 #MUFC pic.twitter.com/GjVGOaHSSi
— Kaspa (@kaszamie) 20. Februar 2016
Wenn sich United im nächsten Sommer nur punktuell verstärkt, könnte etwas ganz Grosses heranwachsen. Der nächste Transfer soll Portugals Supertalent Renato Sanches sein. Der 18-jährige Mittelfeldspieler von Benfica Lissabon soll für eine Ablösesumme von 40 Millionen Euro (mit Bonus 60 Millionen) nach Manchester wechseln. Ist es das Antrittsgeschenk für José Mourinho? Ihm wäre zuzutrauen, aus Manchester United wieder einen ganz grossen Klub zu machen – es braucht lediglich etwas Geduld.
Und sollte es dann tatsächlich aufgehen, wird vielleicht Manchester United ja wieder zur alles beherrschenden Macht auf der Insel und die anderen Klubs nehmen sich ein Beispiel und beenden ihren blinden Kaufrausch. Überlasst das doch zukünftig den Chinesen und setzt auf eure eigenen Talente. Sie sind ja vorhanden, Marcus Rashford hat es gestern gezeigt.