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Per Autostopp um die Welt

Per Autostopp um die Welt – Mexikos Staatsfeind Nummer eins ist Donald Trump

Die Titelseite einer mexikanischen Zeitung nach Trumps Wahlsieg.
Die Titelseite einer mexikanischen Zeitung nach Trumps Wahlsieg.bild: thomas schlittler
Per Autostopp um die Welt

Mexiko hat einen neuen Staatsfeind Nummer eins: Donald Trump

Während die Welt noch immer nicht richtig weiss, was die Wahl von Donald Trump zu bedeuten hat, steht für die Mexikaner bereits fest: nichts Gutes!
14.01.2017, 10:4615.01.2017, 15:22
Thomas Schlittler
Thomas Schlittler

Der neue US-Präsident ist noch nicht einmal im Amt, doch Mexiko leidet schon jetzt unter ihm: Der US-Autobauer Ford hat auf Druck von Trump die Pläne für ein neues Werk in Mexiko gestrichen und der mexikanische Peso ist aus Furcht vor einem Handelskrieg mit den USA auf den tiefsten Stand seiner Geschichte gefallen.

Seit Trumps Wahlsieg am 8. November 2016 hat der Mexikanische Peso gegenüber dem US Dollar rund 20 Prozent an Wert verloren. 
Seit Trumps Wahlsieg am 8. November 2016 hat der Mexikanische Peso gegenüber dem US Dollar rund 20 Prozent an Wert verloren. quelle: bloomberg

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Wegen Trumps abfälligen Bemerkungen über die schätzungsweise 5,5 Millionen Mexikaner, die ohne Papiere in den USA leben und arbeiten, sowie der angekündigten Grenzmauer – die Mexiko auch noch bezahlen soll – fühlen sich viele Mexikaner zudem im Stolz verletzt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem in den mexikanischen Zeitungen nicht der Name Trump auf der Titelseite prangt.

Trump kommt näher; Der Dollar auf 22.10 Pesos; Es vergeht kaum ein Tag, an dem der neue US-Präsident in den mexikanischen Zeitungen kein Thema ist.
Trump kommt näher; Der Dollar auf 22.10 Pesos; Es vergeht kaum ein Tag, an dem der neue US-Präsident in den mexikanischen Zeitungen kein Thema ist.bild: thomas schlittler

Kurz: Die Mexikaner waren auf den grossen Bruder im Norden schon besser zu sprechen. Das spüren vereinzelt auch meine Freundin Lea und ich. Unsere Vermieterin in Hermosillo erklärt uns aus dem Nichts, dass sie uns rausschmeissen wolle, weil wir unfreundlich seien und sie sich mit uns nicht wohlfühle. Erst als sie erfährt, dass wir keine Amerikaner sind, ist plötzlich wieder alles in Ordnung. Auf Spanisch sagt sie uns: „Ich spreche eigentlich ein bisschen Englisch. Aber jetzt mit Trump mache ich das aus Prinzip nicht.“

Die Bilder von Woche 85: Von Hermosillo nach Guadalajara 

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Woche 85: Von Hermosillo (Mexiko) nach Guadalajara (Mexiko)
Von Urique nach Mazatlan; Unsere Reisewoche beginnt so, wie die letzte aufgehört hat; Auf dem eingebauten Bett im Van von Michael (links) und Francesco. bild: thomas schlittler
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Eine ähnliche Situation erleben wir bei José und Elvira im Auto. Nachdem wir dem alten Ehepaar gesagt haben, dass wir aus der Schweiz kommen, will Elvira von uns wissen: «Was hält ihr von Trump?» «Wir mögen ihn nicht», antworten wir. Sie: «Aber warum habt ihr ihn dann gewählt?» Wir: «Wir haben ihn nicht gewählt. Die Schweiz liegt in Europa und nicht in den USA.» Elvira hat die Schweiz offenbar für einen US-Bundesstaat gehalten. Nachdem dieses Missverständnis geklärt ist, laden uns die beiden in ihre Berghütte zum Mittagessen ein.

«Warum habt ihr Trump gewählt?» Elvira (links) meint zuerst, dass wir Amerikaner sind.
«Warum habt ihr Trump gewählt?» Elvira (links) meint zuerst, dass wir Amerikaner sind.bild: thomas schlittler

Aber auch wenn die Mexikaner über die Amis und ihren neuen Präsidenten fluchen: Zum Arbeiten wollen trotzdem viele in die USA. Mittlerweile leben in den Vereinigten Staaten rund 36 Millionen Menschen mit mexikanischen Wurzeln. Einer davon ist Martin, der uns von Arizona nach Mexiko gebracht hat. Der 29-jährige IT-Spezialist besitzt eine sogenannte Green Card, mit der er unbefristet in den USA bleiben darf. Doch nach Trumps Wahl ist sich Martin da nicht mehr so sicher: «Die Migrationsgesetze können sich von einem Tag auf den anderen ändern. Ich will deshalb so bald wie möglich die US-Staatsbürgerschaft beantragen.»

Bei allen Mexican Americans, die keine Green Card besitzen, sei die Verunsicherung noch grösser, erzählt uns Martin: «Ich kenne viele solche Leute. Sie machen sich Sorgen, weil bald Trump im Weissen Haus sitzt. Wer kann, beantragt eine Greencard.»

Von Sahuarita: Mexikanischen Boden betreten wir mit Martin. Er ist Mexikaner, lebt und arbeitet aber in Phoenix, USA
Martin (rechts) hat eine Greencard. Doch mit Trump reicht ihm das nicht mehr. Er will so bald wie möglich die US-Staatsbürgerschaft beantragen.bild: thomas schlittler

Juan Carlos, der uns 130 Kilometer weiter Richtung Süden bringt, hat keine Green Card – und er will auch keine. Der 27-jährige Familienvater kann sich ein Leben in den USA nicht vorstellen. Im Sommer arbeitet er aber Jahr für Jahr auf einer Tabakfarm in Virgina. Juan Carlos besorgt sich dafür jeweils ein temporäres Arbeitsvisum. Das koste ihn zwar immer zwei- bis dreihundert Dollar, es zahle sich aber trotzdem aus: «Ich verdiene in Virgina 12 Dollar pro Stunde. Auf einer Tabakfarm in Mexiko kann man nicht einmal an einem Tag so viel Geld machen.» Dass Trump seinen Sommerjob in den USA gefährden könnte, glaubt Juan Carlos nicht: «Die Arbeit in der Sommerhitze auf dem Feld ist sehr hart. Für 12 Dollar pro Stunde macht das kein Amerikaner.»

Juan Carlos (rechts) glaubt nicht, dass Trump seinen Sommerjob auf einer amerikanischen Tabakfarm in Gefahr bringt; «Das macht das kein Amerikaner.»
Juan Carlos (rechts) glaubt nicht, dass Trump seinen Sommerjob auf einer amerikanischen Tabakfarm in Gefahr bringt; «Das macht das kein Amerikaner.»bild: thomas schlittler

Trump hin oder her: Die enge Verflechtung von Mexiko und den USA wird sich wohl nicht so schnell auflösen. Vielleicht ist es aber kein Zufall, dass uns ein junger Mann in der Millionenstadt Guadalajara eine Kiste mit Lolipops entgegenstreckt und sagt: «Bitte kauft etwas. Ich will Geld sparen, um auszuwandern – nach Kanada!»

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Karl Müller
14.01.2017 11:09registriert März 2015
" Es vergeht kaum ein Tag, an dem in den mexikanischen Zeitungen nicht der Name Trump auf der Titelseite prangt."

Worin sich die mexikanischen Zeitungen allerdings nicht von Watson unterscheiden ;)
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Luca Brasi
14.01.2017 12:43registriert November 2015
Haben nicht die beiden Schweizer Großbanken die Trump-Kampagne finanziell unterstützt und somit nicht ebenfalls einen Beitrag zur Wahl Trumps geleistet? :P
Herr Schlittler, Sie brauchen T-Shirts mit der Aufschrift: "Soy de Suiza. No, no esta en los Estados Unidos, pero en Europa. No me gusta el Trump" oder so ähnlich. Oder Sie ziehen sich ein Kanada-Shirt an. Machen die Amis die nächsten Jahre ja auch so. ;)
Vielen Dank auch für die wünderschönen Bilder aus Guadalajara. Bin ein kleinwenig neidisch, weil das noch eine Stadt ist, die auf meiner to visit-Liste steht.
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