Das liebe Geld ist auf einer Weltreise immer ein Thema – ob man will oder nicht. Es fing bereits vor meiner Abreise an: Da lege ich jahrelang, Monat für Monat, mühsam Geld auf die Seite, um mir meinen grossen Traum zu erfüllen – und dann, vier Monate vor dem Aufbruch, erhöht sich mein Reisebudget auf einen Schlag um 20 Prozent. Einfach so, ohne dass ich etwas dafür tun musste. Das ist doch irgendwie verrückt! Ich sollte Nationalbank-Präsident Thomas Jordan eine Dankeskarte schicken.
Klar, ich weiss, dass die Aufhebung des Mindestkurses für viele in der Schweiz überhaupt nicht lustig war. Allerdings müssen auch die Relationen gewahrt werden: Mir wurde auf meiner Reise unzählige Male vor Augen geführt, dass der starke Franken im Vergleich zu den Währungssorgen anderer Länder ein Luxusproblem ist.
Ich denke zum Beispiel an Transnistrien, das kleine Land im Osten Moldawiens. Transnistrien und der transnistrische Rubel werden von keinem anderen Staat der Welt anerkannt – und trotzdem funktioniert das Leben irgendwie. Wenn auch teilweise mit unglaublichen Aktionen: Wegen einer Hyperinflation wurden 1994 aus Fünf-Rubel-Noten über Nacht 50'000-Rubel-Noten. Die Nationalbank hat einfach ein paar zusätzliche Nullen auf die Scheine gedruckt.
Auch im Iran kämpfen die Menschen seit Jahren mit einer zu hohen Inflation: 2010 kostete ein US-Dollar rund 10'000 iranische Rial, heute mehr als 30'000. Importprodukte sind um ein Vielfaches teurer geworden, ohne dass die Löhne auch nur annähernd so stark gestiegen wären.
Für mich als Tourist war die Inflation im Iran kein Problem, dennoch hatte ich im Gottesstaat Geldsorgen: Weil das mit den Visa-Anträgen für Turkmenistan und Usbekistan länger dauerte als erwartet, ging mir das Bargeld aus. Und da der Iran vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen ist, halfen mir auch meine Bankkarten nichts. Doch damit nicht genug: Auch im nächsten Land, dem abgeschotteten Turkmenistan, fand ich keinen Automaten, der Geld ausspuckte. Ohne die Unterstützung eines Iraners und Australiers wären die fünf Wochen in diesen beiden Ländern deshalb ziemlich ungemütlich geworden.
Auf einer Bank in Usbekistan schaffte ich es dann endlich, mit meiner Kreditkarte Geld abzuheben. Ich bezog bewusst US-Dollar und nicht usbekische Som. Denn wer auf einer usbekischen Bank die Landeswährung bezieht, macht ein Verlustgeschäft. Die usbekischen Banken verrechnen nämlich den offiziellen, von der Regierung festgesetzten Wechselkurs – und dieser entspricht nicht annähernd dem richtigen Marktwert des Som. Bei einem Schwarzhändler auf dem Basar bekommt man deshalb für einen US-Dollar fast doppelt so viele Som als auf einer Bank.
Währungen sind aber auch rein optisch spannend: In China prangt der «Grosse Vorsitzende» Mao Zedong auf jeder einzelnen Banknote. Genau das gleiche Privileg geniessen Ho Chi Minh in Vietnam, Kaysone Phomvihane in Laos sowie König Bhumibol Adulyadej in Thailand. Die Wahl dieser Sujets sagt viel aus über das jeweilige Land – beziehungsweise über dessen Regierung. Genau gleich, wie es viel aussagt über die Schweiz, dass auf den neuen Banknoten überhaupt keine Personen mehr zu sehen sein werden. Das passt doch perfekt zu einem Land, das kein Staatsoberhaupt hat und es auch sonst nicht gerne sieht, wenn jemand zu mächtig wird.
Die neuen Banknoten werden wohl eine der wenigen sichtbaren Veränderungen sein, wenn ich eines Tages in die Schweiz zurückkehre. Doch auch mit den neuen Scheinen wird man an einigen Orten kaum etwas herausbekommen, wenn man für ein grosses Bier eine Zehnernote auf den Tisch legt. Wenn ich daran denke, sind die Preise in Südkorea eigentlich doch ganz erträglich.