Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Richterkandidat für den Obersten Gerichtshof der USA ein exklusives TV-Interview gibt. Allerdings kann Kavanaughs Auftritt als Teil der Gegenoffensive der Republikaner und des Weissen Hauses gegen die Demokraten gesehen werden. Die Republikaner sind bestrebt, ihren Kandidaten so schnell wie möglich zu bestätigen, wie The Hill schreibt. Die Demokraten möchten dies verhindern.
Kavanaugh wird sich Christine Blasey Ford und dem Senat stellen. Nach tagelangem Gezerre wurde schliesslich für Donnerstag eine Anhörung von Kavanaugh und Ford vor dem Justizausschuss angesetzt. Die beiden sollen dort zu Fords Anschuldigungen Stellung nehmen.
Erst gestern wurde bekannt, dass neben Blasey Ford eine weitere Frau Missbrauchsvorwürfe gegen den erzkonservativen Richterkandidaten erhebt. Er soll Deborah Ramirez während des Studiums an der Yale University sexuell belästigt haben.
Einen «fairen Prozess». Kavanaugh hat dies während des Interviews x-mal zum Ausdruck gebracht: «Ich suche einen fairen Prozess. Einen Prozess, bei dem ich meine Integrität verteidigen und meinen Namen reinwaschen kann. Ich bitte um Fairness und darum, angehört zu werden.»
Brett Kavanaugh: "A fair process, at a minimum, at a bare minimum, requires hearing from both sides before rushing to judgement." #TheStory https://t.co/HvY7xtcpV3 pic.twitter.com/JRTbRJmw0C
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
Beide Seiten, also auch Blasey Ford, sollen vor dem Justizausschuss des Senats aussagen und ihre jeweiligen Ansichten darlegen können. Allerdings wich er der Frage von Moderatorin Martha MacCallum aus, warum er keine Untersuchung der Vorwürfe durch das FBI wünsche – schliesslich habe er nichts zu verbergen.
Brett Kavanaugh: "America's about fairness. I want a fair process where I can defend my integrity and clear my name as quickly as I can, in whatever forum the Senate deems appropriate." #TheStory https://t.co/HvY7xtcpV3 pic.twitter.com/zC7aLFF63x
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
Christine Blasey Ford behauptet, Kavanaugh habe sie an einer Party versucht zu vergewaltigen. Dieser weist im Interview – wie auch in seinen schriftlichen Statements – jegliche Vorwürfe zurück. Er bestreitet, an jener Veranstaltung teilgenommen zu haben. Und weiter: «Die anderen Personen, die angeblich anwesend waren, sagten, dass sie sich nicht an eine solche Party erinnern können.» Kavanaugh versicherte zudem, er habe «noch nie jemanden sexuell belästigt» und Frauen immer mit Würde und Respekt behandelt.
ICYMI on #TheStory Judge Brett Kavanaugh: "I've never sexually assaulted anyone - not in high school, not ever. I've always treated women with dignity and respect."
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
Watch the full interview: https://t.co/ZexbiQZjf2 pic.twitter.com/iHvsDfXZkl
Allerdings konnte Kavanaugh die Frage, ob er Blasey Ford kenne, nicht verneinen, wie The Hill schreibt. «Vielleicht haben wir uns mal getroffen», fuhr er fort. Aber sie sollen nicht in den gleichen Kreisen verkehrt haben.
Brett Kavanaugh: "The vast majority of time I spent in high school was studying or focused on sports and being a good friend...We have these great lifelong friendships that are fantastic, and supporting each other through the ups and downs of life." https://t.co/HvY7xtcpV3 pic.twitter.com/cFvKBExhii
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
In Bedrängnis kam der Republikaner auch, als er nach den Beweggründen für Blasey Fords Anschuldigungen gefragt wurde, oder wieso diese eine Geschichte erfinden würde. Ohne darauf einzugehen, formulierte der Interviewte ein allgemeines Statement: «Ich stelle nicht und habe nie in Frage gestellt, dass Dr. Ford vielleicht irgendwann in ihrem Leben von irgendjemandem an irgendeinem Ort sexuell belästigt wurde. Aber was ich weiss, ist, dass ich nie jemanden belästigt habe.»
Brett Kavanaugh: "I think all of us have probably done things we look back on in high school and regret or cringe a bit, but that's not what we're talking about. We're talking about an allegation of sexual assault. I've never sexually assaulted anyone." https://t.co/HvY7xtcpV3 pic.twitter.com/TmsjBFnYO7
— Fox News (@FoxNews) 24. September 2018
Weiter sagte der Beschuldigte gegenüber MacCallum, dass er während jener Zeit Jungfrau gewesen sei. Erst viele Jahre später hätte er erste sexuelle Erfahrungen gemacht.
Auch die neusten Vorwürfe von Deborah Ramirez wies Kavanaugh zurück. Wäre das wirklich passiert, wäre das wohl das Thema auf dem Universitätscampus gewesen.
Another woman comes forward: https://t.co/99KxCs6beE
— Kathryn Schulz (@kathrynschulz) 24. September 2018
Ramirez hatte im Magazin The New Yorker publik gemacht, dass Kavanaugh ihr seinen Penis ins Gesicht gestreckt haben soll, als sie betrunken am Boden lag. Der Vorfall soll sich im Schuljahr 1983/84 in einem Studentenheim ereignet haben. Mindestens zwei Büros von demokratischen Senatoren untersuchen zur Zeit diese Vorwürfe.
Danach sieht es momentan aus. Der Anwalt der Porno-Darstellerin Stormy Daniels, Michael Avenatti, twitterte in der Nacht zu Montag, er vertrete eine weitere Frau, die «glaubwürdige Informationen» gegen Kavanaugh und dessen Schulfreund Mark Judge habe. Seine Mandantin wolle in Kürze an die Öffentlichkeit treten.
I represent a woman with credible information regarding Judge Kavanaugh and Mark Judge. We will be demanding the opportunity to present testimony to the committee and will likewise be demanding that Judge and others be subpoenaed to testify. The nomination must be withdrawn.
— Michael Avenatti (@MichaelAvenatti) 23. September 2018
Kavanaugh sagte im Interview dazu, dass Avenattis Anschuldigungen «total falsch und skandalös» seien. Er habe nichts getan und wisse auch von nichts.
Und wie soll es weiter gehen? Kavanaugh versicherte, er werde nicht aus dem Nominierungsprozess «hinausgejagt werden». Und weiter: «Ich werde nicht zulassen, dass uns falsche Anschuldigungen aus diesem Prozess vertreiben.»
Brett Kavanaugh: "I'm not going to let false accusations drive us out of this process." #TheStory https://t.co/HvY7xtcpV3 pic.twitter.com/S5YoK2jcwt
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
Er wolle einen fairen Prozess, um seine «Integrität und seinen lebenslangen Leumund zu verteidigen (...) und um die Würde und Gleichstellung von Frauen zu fördern.» Und dann fügte der emotional aufgewühlte Kavanaugh an: «Ich gehe gar nirgends hin!»
Ashley Estes Kavanaugh sagte gegenüber MacCallum, dass es sehr schwierig sei, mit den Kindern über die Anschuldigungen zu sprechen. Aber diese würden ihren Vater und die Wahrheit kennen.
Ashley Estes Kavanaugh: "This process is incredibly difficult - harder than we imagined, and we imagined it might be hard. But at the end of the day our faith is strong and we know that we're on the right path." #TheStory https://t.co/ZexbiQZjf2 pic.twitter.com/KjUBtQJARh
— Fox News (@FoxNews) 24. September 2018
Für sie ist klar, dass die Vorwürfe gegen ihren Mann falsch sind. «Ich kenne Brett. Ich kenne ihn seit 17 Jahren. Und das ist nicht sein Charakter; es ist sehr schwierig, dies zu glauben», sagte sie vor laufender Kamera und fuhr fort: «Er ist anständig, er ist nett, er ist gut. Ich kenne sein Herz. Dies steht nicht im Einklang mit Brett.»
US-Präsident Donald Trump kündigte das Interview auf Twitter an – gut möglich, dass er es live im TV sah. Für Trump ist Kavanaughs Berufung enorm wichtig. Er hat die Supreme-Court-Besetzung bei seinen Anhängern als grossen Erfolg verkauft und muss nun liefern – mit Blick auf die anstehende Zwischenwahl zum US-Kongress Anfang November.
Brett Kavanaugh and his wife, Ashley, will be interviewed tonight at 7pmE on @marthamaccallum @FoxNews. This is an outstanding family who must be treated fairly!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 24. September 2018
Kavanaugh sagte, er sei sich sicher, dass Donald Trump hinter ihm stehen werde. Ganz so überzeugt klang das aber nicht.
.@marthamaccallum: "Do you believe that President Trump is going to stand by you throughout?"
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
Brett Kavanaugh: "I know he's going to stand by me. He called me this afternoon and said he's standing by me." #TheStory https://t.co/HvY7xtcpV3 pic.twitter.com/DaMiwNKnnx
Und was sagt Trump über seinen Kandidaten? Natürlich nur Positives!
.@POTUS earlier at the @UN on Judge Kavanaugh: "This is a fine man and we certainly hope he's going to be confirmed, and quickly." pic.twitter.com/yca3ELISzh
— Fox News (@FoxNews) 25. September 2018
(vom) mit Ergänzungen von (sda/dpa)