Wieder einmal – zum siebten Mal seit 2011 – präsentiert das European Monitoring Centre for Drugs and Drugs Addiction (EMCDDA) die Ergebnisse einer Untersuchung zum Drogenkonsum in verschiedenen europäischen Städten. Die Forscher machen sich den Effekt zunutze, dass Drogenkonsumenten spezifische Stoffe ausscheiden, die in der Kanalisation landen.
Diesmal füllten die Wissenschaftler ihre Reagenzgläser mit Abwasser-Proben – sie wurden im März 2017 entnommen – aus 56 Städten in 19 verschiedenen Ländern. In der Schweiz stammte das Abwasser aus den Kanalisationen von Zürich, Basel, Bern, St.Gallen und Genf. Getestet wurde auf Kokain, Amphetamin, Methamphetamin («Crystal Meth») und MDMA («Ecstasy»).
Gemäss dieser Aufstellung ist Kokain von den im Abwasser gemessenen Drogen die gefährlichste – abgesehen von Crystal Meth, das hier nicht aufgeführt ist (oder in der Gruppe der Amphetamine firmiert). Bild: comments://205712513/1042341
Die wichtigsten Befunde zur Schweiz:
Gemessen an den festgestellten Abbaustoffen im Abwasser wird von den hier aufgeführten Substanzen mit Abstand am meisten Kokain konsumiert.
Bei allen vier Substanzen lässt sich in den fünf untersuchten Städten eine Zunahme des Konsums im Vergleich zum Vorjahr feststellen.
In Zürich liegen die Werte jeweils am höchsten, ausser beim Amphetamin – hier liegt Bern vorn.
Der Kokainkonsum ist besonders in West- und Südwesteuropa hoch. Spitzenreiter ist Barcelona vor Zürich, darauf folgen Antwerpen und St.Gallen, die jedoch hier auf der Karte nicht erscheinen. Bild: EMCDDA
Unglaublich: Alle 2017 berücksichtigten fünf Schweizer Städte befinden sich in den «Top 10». Zürich liegt hinter Barcelona auf dem 2. Platz, bereits auf dem 4. Rang folgt St.Gallen, unmittelbar gefolgt von Genf. Bern und Basel liegen auf den Plätzen 8 und 9.Bild: EMCDDA
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Drogen im Schweizer Abwasser, 2017 – Kokain
2017 wurden in Zürich 934,4 mg Kokain pro 1000 Personen und Tag gemessen. Deutlich mehr als im Vorjahr, als es noch 722,5 mg waren.
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Amphetamin
Die Zentren des Amphetamin-Konsums in Europa befinden sich im Benelux und angrenzenden Gebieten, daneben auch in Finnland. Die Messwerte variieren jedoch stark von Jahr zu Jahr. Spitzenreiter 2017 ist die niederländische Stadt Eindhoven. Bild: EMCDDA
Beim Amphetamin sind die Schweizer Städte weniger prominent vertreten. Bern liegt auf Platz 23, Zürich auf Platz 26, unmittelbar gefolgt von St.Gallen. Basel (34) und Genf (40) liegen noch weiter zurück. Bild: EMCDDA
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Drogen im Schweizer Abwasser, 2017 – Amphetamin
In Zürich wurden 2017 46,7mg Amphetamin pro 1000 Personen und Tag gemessen. Mehr als im Vorjahr, als es noch 35,1 mg waren.
Der Methamphetamin-Konsum ist eher niedrig. Die Zentren befinden sich traditionell in der Tschechischen Republik und der Slowakei; mittlerweile aber auch in Ostdeutschland, wo die beiden Spitzenreiter Chemnitz und Erfurt liegen. Bild: EMCDDA
Auch beim Crystal Meth liegen die Schweizer Städte nicht in den «Top 10». Zürich liegt auf Platz 12, Basel auf dem 18. Rang, unmittelbar vor Bern. Genf (22) und St.Gallen (28) folgen mit etwas Abstand. Bild: EMCDDA
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Drogen im Schweizer Abwasser, 2017 – Methamphetamin
In Zürich wurden letztes Jahr 62 mg Methamphetamin pro 1000 Personen und Tag gemessen. Bedeutend mehr als 2016, da waren es noch 25,3 mg.
quelle: emcdda
MDMA («Ecstasy»)
Der MDMA-Konsum ist stark verbreitet im Benelux, aber auch in Mitteleuropa, Finnland und Spanien. Spitzenreiter ist die niederländische Hauptstadt Amsterdam. Bild: EMCDDA
Beim Ecstasy-Konsum liegen die Schweizer Städte nicht auf den vordersten Rängen, aber allesamt innerhalb der «Top 20». Zürich belegt den 4. Platz, Genf den 8. Bern (14), Basel (16) und St.Gallen (18) folgen danach. Bild: EMCDDA
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Drogen im Schweizer Abwasser, 2017 – MDMA
In Zürich wurden 2017 81,2 mg MDMA pro 1000 Personen und Tag gemessen, mehr als im Vorjahr (59,3 mg).
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Die beliebtesten Kommentare
aglio e olio
08.03.2018 11:02registriert Juli 2017
"ausser beim Amphetamin – hier liegt Bern vorn."
War ja klar, dass die Langsamen was Schnelles brauchen ;)
Die meisten "harten" Drogen sind weniger schädlich als Alkohol. Leider ist dies in der Mitte der Gesellschaft und v.a. beim Gesetzgeber noch nicht angekommen.
Dabei sollte nun auch der Letzte begriffen haben, dass Drogenrepression einzig und alleine dem organisierten Verbrechen nützt.
Hier herrscht dringend Handlungsbedarf: Die EU/Schweiz sollte den Eigenkonsum nach Vorbild Portugals entkriminalisieren.
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Am 10. Mai 1923 starb der sowjetische Diplomat Wacław Worowski in Lausanne. Maurice Conradi, ein Russland-Schweizer, hatte ihn aus nächster Nähe erschossen. Das Attentat ereignete sich während der Konferenz von Lausanne, in der nach dem Ersten Weltkrieg über die Anerkennung und die Grenzen der Türkei als Nachfolgestaat des ehemaligen Osmanischen Reiches verhandelt wurde.